Deutsche Bahn Wem der Bahnstreik in die Karten spielt

Abgestellte Züge stehen am frühen Morgen im Gleisbereich vor dem Frankfurter Hauptbahnhof. Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder zum Streik bei der Deutschen Bahn aufgerufen. Die neue Runde des Arbeitskampfes wurde für fünf Tage angekündigt. Quelle: dpa

Wenn ein riesiger Transporteur wie die Deutsche Bahn über Tage bestreikt wird, weichen Kunden aus. Verschiedene Branchen spüren wegen des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL Rückenwind.

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Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL bei der Deutschen Bahn stellt nicht nur Fahrgäste auf eine harte Geduldsprobe. Er wirkt sich auch erheblich auf andere Branchen aus. Reisende und Pendler müssen neue Wege finden, um in eine andere Stadt zu kommen. Güter werden mit anderen Verkehrsmitteln ans Ziel gebracht. Der Streik im Personenverkehr der DB hatte am Donnerstag begonnen und soll Dienstagmorgen enden.

Fernverkehr: Andere Anbieter im Fernverkehr profitieren klar vom Bahnstreik. Eine Sprecherin des Verkehrsunternehmens Flixmobility, das die Fernbusse Flixbus und das private Zugangebot Flixtrain betreibt, sagte auf Anfrage, die Nachfrage habe sich stellenweise fast verdreifacht. Angaben zu besonders begehrten Strecken machte sie nicht.

Die Mobilitätsplattform Blablacar, über die sich Mitfahrgelegenheiten und Busfahrten buchen lassen, meldete einen starken Anstieg der Buchungen: Am Mittwoch hätten sich dort so viele Nutzer registriert wie an keinem anderen Tag in den vergangenen vier Jahren - sechsmal mehr als im Tagesdurchschnitt. Die Zahl der gebuchten Mitfahrgelegenheiten war am selben Tag doppelt so hoch wie zu regulären Zeiten vor der Pandemie.

Autovermieter: Deutschlands größter Autovermieter Sixt registriert mehr Nachfrage. Das betreffe insbesondere das Buchungsverhalten in Ballungsräumen, teilte eine Sprecherin mit. „In der Vergangenheit haben wir bereits gesehen, dass sich Bahnstreiks in erhöhter Nachfrage nach Vermietfahrzeugen niederschlagen“, sagte sie. „Auch aktuell ist die Gesamtnachfrage im Bundesgebiet deutlich erhöht.“ Ähnliche Entwicklungen beobachtete auch das Vergleichsportal Check24: In ganz Deutschland wurden nach Angaben des Unternehmens von Montag bis Mittwoch 61 Prozent mehr Leihwagen gebucht als im gleichen Zeitraum der Vorwoche. Besonders stark gestiegen sei der Bedarf in Berlin, Leipzig und Düsseldorf sowie Hamburg und Hannover.

Wie der Automobilclub ADAC mitteilte, wurden an den Streiktagen bei der Bahn aber bisher keine längeren Staus auf deutschen Autobahnen gemessen als üblich.

Luftverkehr: Der Bahnstreik treibt bei Fluglinien die Buchungen deutlich nach oben, vor allem für innerdeutsche Flüge. Die Lufthansa und ihre Billigtochter Eurowings haben ihr Flugangebot nach Konzernangaben bis Dienstag um mehr als 7000 Sitzplätze aufgestockt. Dazu setzen sie bei etwa 150 Flügen größere Flugzeuge ein als eigentlich geplant und bieten außerdem insgesamt rund 30 zusätzliche Flüge an. Im Fokus stehen bei der Lufthansa unter anderem Verbindungen von Frankfurt und München nach Berlin und Hamburg. Eurowings verstärkt vor allem das Flugangebot von Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart nach Berlin. Es gebe einen sprunghaften Buchungsanstieg, hieß es.

Taxis: Der Taxiverband Deutschland berichtet von guten Geschäften in diesen Tagen. Die Fahrgastzahlen seien dank des Bahnstreiks gestiegen. Allerdings sei das Plus an Passagieren übersichtlich. „Dieser Streik schlägt nicht so durch, auch weil er langfristig angekündigt war. Die Menschen haben sich darauf einstellen können und umgeplant“, sagte Verbands-Vizechef Matthias Schmidt. Taxiunternehmen profitierten noch stärker von Bahnstreiks, die von Gewerkschaften mit weniger Vorlauf als jetzt angesetzt würden. „Dann merken wir die Umsatzsteigerungen noch viel deutlicher.“

Speditionen: Das Speditionsgewerbe spürt Streikauswirkungen durchaus. Es gebe schon etwas mehr Anfragen, sagte Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). „Einen Container oder Sattelauflieger kann man auch auf der Straße transportieren anstatt mit der Bahn.“ Aber die Branche habe generell eine deutlich hohe Nachfrage. 72 Prozent der Transportleistung im Land werde mit Lastwagen erbracht. Der Verband der deutschen Binnenschiffer hatte bereits im August signalisiert, er stehe als „zuverlässiger Partner“ bereit.

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