Deutscher Adel Reich erben reicht nicht mehr

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Wald, Aktien, Anleihen, Immobilien

Die von Sachsen-Weimars nennen 2100 Hektar Wald ihr Eigen, dazu 300 Hektar Landwirtschaft. Macht, so die Rechnung des Prinzen, bei ganz konservativem Wuchs 1,2 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Dazu Aktien, Anleihen, Immobilien. Was man eben so durch die Jahre schleppt. Und, natürlich, der kleine Gebrauchtwagenhandel: Weil ihre Durchlaucht gute Kontakte zur nordischen Armee hatte, die ihre alten Geländewagen loswerden wollte, und er nicht nur eine kleine Werkstatt für die Forstfahrzeuge unterhielt, sondern auch Bedarf hatte an geländegängigem Gefährt, importierte er sich einen Mercedes G-Klasse. Schnell lernten auch seine Freunde die Vorzüge schätzen. Michael orderte Nachschub.

Ansonsten aber ist der Prinz das Gegenmodell von ökonomisch moderneren Adeligen wie von Oeynhausen oder die Welfen. Von „Portfoliomanagement“ hält er wenig, sofern man nicht wirklich Ahnung hat. Viele Adelige, sagt er, hätten ja in den vergangenen Jahren „diversifiziert“. Und was hätten sie davon gehabt? Waren die von Ysenburg und Büdingen nicht mal die Familie mit dem zweitgrößten deutschen Waldbesitz? „Heute ist davon kaum noch was übrig“, sagt der Prinz.

Dabei genügten doch schon 300 Hektar Wald zum Leben: „Da bleibt dann genug, um sich ein bisschen Margarine aufs Brot zu schmieren – wenn sie keine ausschweifenden Hobbys haben.“ So gesehen hat der Prinz natürlich heute das Siebenfache dessen, was er braucht. Eine komfortable Situation. 50 Millionen Euro ist sein Vermögen aktuell wert.

Nur: Wie wird das am besten organisiert? Schließlich sind Nachfolgethema und wer was zu sagen hat oft die Streitfragen im Adel.

Prinz Michael liest viel dazu in letzter Zeit: Aufteilung in zwei Gesellschaften etwa, jeder Gesellschafter bekommt ein Unternehmen, hält aber gleichzeitig 49 Prozent an der Gesellschaft des anderen. Oder die Methode Mittelalter: „1485 gab es in unserer Familie die Wettiner Teilung“, sagt der Prinz. „Der ältere Bruder wollte das Reich damals auf sich und seinen Bruder verteilen. Die Verabredung war: Er macht einen Vorschlag, der Jüngere sucht aus.“ Zum Glück hat er nur eine Tochter. Sollte sie kinderlos bleiben, geht alles in eine Stiftung. So hat er es organisiert.

Auch Graf Marcus aus dem Ostwestfälischen will seine Kinder auf das Erbe vorbereiten, drei derer gibt es, zwischen 14 und 20 Jahre alt. Und bis es so weit ist, treibt er, wie jeder gute Familienunternehmer, die Entwicklung seines Unternehmens voran. Er hat seinem Hotel eine Ayurveda-Abteilung spendiert, nun grübelt er über Synergien zwischen dem Wellnessbereich seines Hotels und seinen Kliniken.

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von Lisa Oenning

Nur eins möchte der Graf auf keinen Fall: dass ihm jemand reinredet. Bei der Entwicklung einer Autorennbahn auf seinem Land mithilfe eines Fonds hat er schlechte Erfahrung gemacht. Es gab neben 34 Millionen Euro durch 180 Anleger auch eine Menge juristischen Ärger. „Da fällt ein Abstimmungsbedarf an, bei dem Sie schnell sämtliche Zeit für die eigentlich erforderlichen Dinge verlieren“, sagt Graf Marcus. Künftig möchte er wieder im Kreis der Seinen arbeiten.

Ganz Familienunternehmer eben.

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