Vor wenigen Jahren sprachen nur Spezialisten über Industrie 4.0 oder das Internet der Dinge, wie die Digitalisierung und Vernetzung der Fertigung inzwischen heißt. Sick, weltweit führender Hersteller von Sensoren für die Industrieautomatisierung, hat früh erkannt, was kommen würde. Schon im Jahr 2004 änderte das 1946 gegründete Unternehmen aus dem badischen Waldkirch seine Werbeaussage von „Sensor“ zu „Sensor Intelligence“. Der Erfolg der vergangenen Jahre bescherte Sick den Sprung von null auf Platz 13 unter den 20 Topmarken im deutschen Mittelstand.
„Wir haben uns schon lange mit der Digitalisierung in Fabriken beschäftigt“, sagt Robert Bauer, der das Familienunternehmen mit gut einer Milliarde Euro Umsatz und fast 7000 Mitarbeitern seit 2006 als Vorstandschef führt. Sick sitze an einer Schnittstelle, nämlich genau dort, wo Signale aus Licht und Ultraschall in wertvolle Daten für die Fertigungssteuerung umgewandelt werden. Die Sensoren, die das Unternehmen baut, lesen beispielsweise Barcodes beim Paketversand oder bei der Gepäckabfertigung an Flughäfen. Auch in der Automobilfertigung oder in Verpackungsmaschinen kommen Sensoren von Sick zum Einsatz.
„Vor zwei oder drei Jahren hat man noch kaum über Sick gesprochen“, sagt Biesalski-Mann de Crignis, „auf einmal ist das Unternehmen präsent.“ Vor allem beeindruckt den Berater, dass der Mittelständler Großprojekte stemmen kann. So bestückt Sick etwa alle Mautbrücken, die hierzulande die Autobahngebühr für Lkws erheben, mit Sensoren. Als Referenzprojekt hat das Unternehmen außerdem ein Parkhaus gebaut, in dem Autos fahrerlos eingeparkt werden.
Der Markt für Sensoren, wie Sick sie fertigt, hat derzeit ein jährliches Volumen von rund 40 Milliarden Euro, Tendenz stark steigend. Eine große Nische sei das, findet Vorstandschef Bauer, in der allerdings auch immer neue Anbieter versuchen, Fuß zu fassen. Aus China etwa kommen neue Konkurrenten, die allerdings zurzeit noch hauptsächlich einfache Sensoren anbieten, also nichts, womit sie den Badenern direkt auf den Leib rücken könnten.
Wie Delo setzt auch Sick auf aktives Marketing. Der Markenwert sei auch im Geschäft mit Unternehmen nicht zu unterschätzen, sagt Bauer. „Auch wenn eine Anlage jeden Tag eine Million Kekse herstellt, muss sie absolut zuverlässig arbeiten“, sagt der Sick-Chef. „Und dass sie das kann, muss man dem Kunden glaubhaft erklären.“ Der Markenauftritt müsse darum realistisch und nachvollziehbar sein. „Marketingsprüche wie ,Wir können alles‘ gehen in unserem Geschäft gar nicht.“
Der Gewinner: Herrenknecht
Eigentlich hat Martin Herrenknecht mit seinem Unternehmen alles erreicht, was man erreichen kann. Der 73-Jährige aus Lahr im Schwarzwald ist seit Jahren unangefochtener Weltmarktführer bei Maschinen zum Tunnelbau, sogenannten Tunnelvortriebsmaschinen. Der Umsatz des Unternehmens aus Baden-Württemberg steigt Jahr für Jahr, zuletzt auf 1,1 Milliarden Euro.
Herrenknecht zieht in seinem Markt, der weltweit ein jährliches Volumen von 1,6 Milliarden Euro umfasst, stets die spektakulärsten Aufträge an Land. Seine Maschinen gruben beispielsweise mit am Gotthard-Basistunnel, einer 57 Kilometer langen Eisenbahnröhre durch die Alpen, und sie bohren am Eurasia-Tunnel unter dem Bosporus. Kein Wunder, dass Herrenknecht zum dritten Mal den ersten Platz im Markenranking der deutschen Mittelständler belegt.
Und doch kommt der Ingenieur, der das Unternehmen, das heute rund 4900 Mitarbeiter beschäftigt, im Jahr 1977 gründete, nicht zur Ruhe. „Mein Sohn ist in der Firma“, lächelt Herrenknecht, „der ist ruhig und seriös, gar nicht überheblich. Sehen will man in der Welt aber mein Gesicht.“
Ständig denkt der Firmenchef über mögliche neue Projekte nach. Einen Tunnel durch die Beringstraße bei Alaska zu graben sei technisch durchaus machbar, schwärmt er. Auch bringt Herrenknecht sich für ein Megavorhaben der chinesischen Regierung ins Spiel: Mithilfe einer riesigen Röhre will Peking Wasser aus dem Süden des Riesenreichs in den trockenen Norden pumpen und damit 400 Millionen Menschen versorgen. „Wasser wird in Zukunft ohnehin wichtiger als Öl werden“, glaubt Herrenknecht. Mehr als 90 Prozent seines Umsatzes erzielt der Mittelständler im Ausland. Egal, ob in den USA, Saudi-Arabien oder auch Ägypten, wo Herrenknecht zurzeit vier Maschinen für einen Tunnel unter dem Suezkanal liefert, überall sei fortschrittliches Marketing enorm wichtig.