Diesel-Umrüstung Volkswagens Troubleshooter hat seinen Job fast erledigt

Es ist eine Herkules-Aufgabe: VW-Krisenmanager Manfred Bort will die Umrüstung von Millionen Diesel-Fahrzeugen bis zum Jahresende abschließen. Gelingt ihm das, winkt ihm schon bald ein neuer Posten im Konzern.

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Der VW-Krisenmanager hat seine Aufgabe fast erfüllt – Millionen von Diesel-Fahrzeugen sind bald umgerüstet. Quelle: Volkswagen

Wolfsburg Noch hängt das Schild an der Tür im vierten Stock der Wolfsburger Konzernzentrale: „Task Force Diesel“. Doch schon in wenigen Wochen dürfte es wieder verschwunden sein. Manfred Bort stellt sich darauf ein, dass er bald einen neuen Arbeitsplatz im Volkswagen-Konzern bekommt.

Nicht etwa, weil er seine Arbeit schlecht gemacht hätte. Der 58-Jährige hat seinen Job einfach nur erledigt, sein Auftrag bei VW ist so gut wie beendet. Seit dem Frühjahr 2016 Jahr ist Bort so etwas wie der oberste Troubleshooter im Konzern. Der Mann, der für den VW-Konzern die Umrüstaktion von mehr als neun Millionen Dieselfahrzeugen mit verdächtiger Motorsteuerung außerhalb der USA leitet.

„Wenn es so weiter geht, sind wir zum Sommer fertig“, sagt der Techniker, der zuvor der Chef der Qualitätssicherung von Volkswagen war. Das aktuelle Tempo wird sich zwar nicht ganz halten lassen. Alle in Deutschland mit der manipulierten Software ausgerüsteten Dieselautos sollten aber spätestens zum Jahresende in der Werkstatt gewesen sein. „Aktuell sind in Deutschland etwa drei Viertel der Fahrzeuge umgerüstet“, erläutert der studierte Physiker.

Bort wirkt gelassen und entspannt. Der wichtigste Teil der Arbeit liegt tatsächlich schon hinter ihm. Die Umrüstung der Autos in den Werkstätten ist nur noch der Schlusspunkt, die eigentliche Arbeit hat Bort davor geleistet. Die Aufgabe des VW-Managers bestand vor allem darin, beim Flensburger Kraftfahrtbundesamt (KBA) die Genehmigung für die Umrüstung aller betroffenen Fahrzeuge zu bekommen – und dieser Job ist inzwischen erledigt.

Damit die manipulierten Dieselautos wirklich sauberer werden, mussten die VW-Ingenieure neue Programme für die Motorsteuerung schreiben. 2,6 Millionen Fahrzeuge bekommen allein in Deutschland eine neue Software. Die Umrüstung der Dieselmodelle ist bei den meisten VW-Händlern inzwischen zu einer Routineaktion geworden. „In den Werkstätten schafft ein Service-Mitarbeiter pro Tag problemlos 15 bis 20 Autos“, sagt Bort.


Großes Schweigen über Kosten der Umrüstung

Bei vielen Fahrzeugen wird nur die neue Software aufgespielt. Dieser Vorgang dauert etwa eine halbe Stunde und kann bei einer Inspektion oder einem Reifenwechsel mit erledigt werden. Wenn auf einem Smartphone eine neue Software aufgespielt wird, dann ist das in aller Regel nichts anderes. Die Software-Pakete beim Auto sind meistens nur größer, also dauert das Aufspielen länger. Lediglich bei den Dieselmodellen mit 1,6-Liter-Motor ist alles etwas komplizierter: Dann muss auch zusätzlich noch ein kleiner Plastikfilter eingebaut werden.

Für solch eine Mammutaktion gibt es keine Vorbilder: Wegen der vielen Modelle im VW-Konzern mussten 700 verschiedene Motorsteuerungsprogramme neu geschrieben werden, allein beim Golf gibt es etwa 100 Varianten. Für die eigenen internen Tests hat Volkswagen etwa 1500 Gebrauchtwagen aufgekauft. Über die Gesamtkosten der Umrüstung schweigt sich Volkswagen aus, ein stattlicher dreistelliger Millionenbetrag dürfte es auf jeden Fall sein.

Nach VW-Angaben ziehen die meisten Kunden bei der Umrüstung mit, viele wollen das Thema schnell vom Tisch haben. In Deutschland gebe es nur einige Tausend „echte Verweigerer“. Manfred Bort spricht von einem Andrang in den Werkstätten, „der uns wirklich positiv überrascht hat“. Im Vergleich zu Rückrufen aus der Vergangenheit sei das Interesse der Kunden wesentlich größer: „Bei sicherheitsrelevanten Rückrufen erreichen wir 80 oder 90 Prozent Beteiligung erst nach eineinhalb Jahren.“

Volkswagen betont zum wiederholten Male, dass es nach der Umrüstung keine Probleme mit den Dieselautos geben werde. Der Konzern habe gegenüber dem Kraftfahrtbundesamt zugesichert, dass sich bei den Kohlendioxid-Emissionen, dem Verbrauch und dem Geräuschpegel nichts ändere. Sollte es wider Erwarten doch Probleme geben, will sich Volkswagen gegenüber jedem einzelnen Kunden kulant zeigen.

Manfred Bort wird die Diesel Task Force nur noch kurze Zeit leiten. Dann soll die Umrüstung in die reguläre Kundenbetreuung verlagert werden. Der VW-Manager ist schon auf der Suche nach einem Job im Unternehmen. Sicher ist nur, dass er nicht in die Qualitätssicherung zurückkehren wird, sondern einen völlig neuen Posten bei Volkswagen bekommt.

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