Dieselaffäre droht Daimler-Razzien gehen weiter

Die Ermittler suchen nach weiteren Beweisen für die Manipulation des Schadstoffausstoßes an Dieselfahrzeugen beim Autobauer Daimler. Nach Handelsblatt-Informationen werden die Razzien an mehreren Standorten fortgesetzt.

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Bundesweit gibt es Durchsuchungen. Quelle: imago/Eibner

Düsseldorf Die Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart beim Autokonzern Daimler dauern an. Bereits gestern hatten die Staatsanwälte und Beamte des Landeskriminalamts elf Objekte in Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen und Sachsen „nach beweiserheblichen Unterlagen und Datenträgern“ durchsucht. Insgesamt rund 250 Ermittler waren im Einsatz. Die Razzien werden auch heute fortgesetzt. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Handelsblatt.

Der Anfangsverdacht lautet auf Betrug und strafbare Werbung, weil Daimler seinen Kunden womöglich zu niedrige Abgaswerte bei seinen Diesel-Fahrzeugen vorgegaukelt hat. Seit Mitte März läuft ein förmliches Ermittlungsverfahren, sowohl gegen bekannte als auch unbekannte Mitarbeiter von Daimler. Unter den bisher bekannten Verdächtigen sind laut Staatsanwaltschaft keine Vorstände.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart beschäftigt sich seit Ende 2015 mit der Diesel-Affäre. Nur wenige Wochen nach Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen bei VW eröffnete die Behörde ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Bosch-Mitarbeiter. Bosch hatte den Wolfsburgern die Software zugeliefert, die Abgasreinigung danach steuerte, ob ein Auto auf dem Teststand steht oder auf der Straße fährt.

Im Zuge der Recherchen zeigte sich dann, dass auch Daimler mit einer solchen Software beliefert wurde. Im Frühjahr 2017 erkannte die Staatsanwaltschaft dann einen ausreichenden Tatverdacht wegen Betrug und strafbarer Werbung. Vorstände sind bis dato nicht beschuldigt. Daimler hat die Vorwürfe bisher als unbegründet zurückgewiesen aber zugesichert, mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren. „Wir stellen der Staatsanwaltschaft Stuttgart die gleichen Unterlagen zur Verfügung wie den US-Behörden“, sagte ein Daimler-Sprecher.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart tauscht sich bei ihren Ermittlungen mit den US-Justizbehörden aus. „Wir stehen in Kontakt zu den US-Behörden“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Ob es sich dabei um ein formelles Rechtshilfeersuchen oder informelle Kontakte handelt, wollte er nicht sagen.

Daimler ist auch in den USA wegen auffälliger Abgaswerte im Visier der Justiz und sieht sich mit Sammelklagen von US-Kunden konfrontiert. Gegen den Konkurrenten Fiat Chrysler hat die US-Regierung gerade eine Zivilklage wegen manipulierter Abgaswerte eingereicht.

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