Dieselgate in den USA Audi und Volkswagen erreichen Einigung

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Einigung auch in Kanada

Die Einigung im Zwei-Liter-Verfahren hat Volkswagen am Montag auch auf Kanada übertragen, das ein ähnliches Rechtssystem wie die USA hat. Das Unternehmen verständigte sich mit Klägern vor einem Gericht in Ontario auf eine Zahlung von bis zu 2,1 Milliarden kanadische Dollar Schadenersatz für Dieselautos mit manipulierter Abgasreinigung. Die gut 100.000 Pkw der Marken Volkswagen, Audi und Porsche mit Zwei-Liter-Motor können die Kunden außerdem zurückgeben oder umrüsten lassen.
Sowohl in den USA als auch in Kanada gibt es noch keinen von den Behörden genehmigten Umrüstplan für die Autos mit Zwei-Liter-Dieselmotor, mit dem die betroffenen Fahrzeuge die schärferen nordamerikanischen Emissionsvorschriften einhalten. Volkswagen arbeitet an einem Umrüstplan für diese Autos, ein erstes Institut soll den Plan bereits genehmigt haben. Im November hatten sich bereits etwa 80 Prozent der betroffenen Kunden für den Entschädigungsplan von VW registrieren lassen, davon entscheiden sich mehr als 60 Prozent für einen Rückkauf der Autos durch den Volkswagen-Konzern.

Spar- und Sanierungsprogramme bei Volkswagen

Für Audi wäre es in den USA am teuersten geworden, wenn Richter Breyer in San Francisco den Rückkauf aller betroffenen 80.000 Autos mit großem Drei-Liter-Motor angeordnet hätte. „Ein kompletter Rückkauf dürfte etwa 2,5 Milliarden Dollar kosten“, erläutert Arndt Ellinghorst, Automobilexperte beim Londoner Investmentberater Evercore ISI. Im Vorfeld der jüngsten Anhörungen war schon diskutiert worden, dass Audi nur gut 20.000 Autos zurückkauft und den größeren Rest umrüsten kann. Eine Umrüstung ist deutlich günstiger, in diesem Fall würden 1 bis 1,5 Milliarden Dollar fällig werden. Volkswagen-Anwalt Robert Giuffra hatte im Vorfeld behauptet, dass alle Autos umgerüstet werden könnten, ohne die Fahreigenschaften zu beeinflussen.

Die rechtlichen Auseinandersetzungen sind für den VW-Konzern allerdings auch mit einer Einigung für die Audi-Motoren nicht beendet. Es fehlt noch der abschließende Schuldspruch im laufenden strafrechtlichen Verfahren, die der Konzern mit dem US-Justizministerium in Washington führt.

Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller will das Verfahren noch in diesem Jahr beenden – bevor in Washington die neue Administration des künftigen US-Präsidenten Donald Trump die Arbeit aufnimmt. Neues Personal in den Ministerien dürfte eine weitere Verzögerung bedeuten – etwas, was Volkswagen nach Möglichkeit verhindern will. Teuer wird eine strafrechtliche Einigung auf jeden Fall. Volkswagen kalkuliert mit einer Strafe von etwa drei Milliarden US-Dollar, wie aus Konzernkreisen in Wolfsburg verlautet. Volkswagen hat dafür die nötigen Rückstellungen gebildet, diese Belastung könnte der Volkswagen-Konzern verkraften.

VW-Zukunftspakt: Was auf die Werks-Standorte zukommt

Mit einem blauen Auge dürfte Bosch in den USA als Lieferant der Steuerungssoftware für die Motoren davonkommen. Der Zulieferkonzern sei zur Zahlung von mehr als 300 Millionen Dollar an Kläger bereit, die dem Stuttgarter Unternehmen aktive Mithilfe vorwerfen, sagte ein mit den Beratungen Vertrauter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Bosch hatte jegliche Verantwortung für den Einsatz der Software von sich gewiesen und äußerte sich nicht zu den aktuellen Vergleichsgesprächen.

Im Unterschied zu Nordamerika können die Autos aus dem VW-Konzern in Europa mit der Zustimmung der Aufsichtsbehörden umgerüstet werden. Dazu musste in den meisten Fällen nur eine neue Software für die Motorsteuerung aufgespielt werden. Fünf von 5,8 Millionen Autos haben in Europa die Freigabe für die Umrüstung von den Aufsichtsbehörden bekommen. Noch in dieser Woche sollen tatsächlich alle Fahrzeuge die Freigabe zur Umrüstung bekommen. 1,7 Millionen Wagen sind tatsächlich schon umgerüstet worden. Volkswagen sieht dadurch keine besondere Belastung auf die Werkstätten zukommen. 2017 könnten alle restlichen Fahrzeuge ohne besondere Probleme umgerüstet werden.

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