Dieselgate VW will US-Händler mit Milliardensumme entschädigen

Wegen des Abgasskandals in den USA will Volkswagen laut Insidern seine rund 650 Händler mit mindestens 1,2 Milliarden Dollar entschädigen. Die Händler waren auf den manipulierten VW-Dieselautos sitzengeblieben.

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Der Abgasskandal kommt VW in den USA teuer zu stehen. Quelle: Reuters

Washington Volkswagen kommt bei seinen Aufräumarbeiten in Sachen „Dieselgate“ in den USA voran und legt einen weiteren Konflikt bei. Wegen des Abgasskandals will der Wolfsburger Autobauer seinen rund 650 US-Händlern Entschädigungen über insgesamt mindestens 1,2 Milliarden Dollar zahlen, wie Reuters von zwei mit der Sache vertrauten Personen erfuhr. VW und die Händler teilten mit, man habe sich im Grundsatz geeinigt. Außerdem habe sich der Konzern zu bestimmten Erfolgsprämien für Händler bereiterklärt.

Die Höhe der Entschädigung kommentierte Volkswagen am Freitag nicht. Die Händler waren auf VW-Dieselautos sitzengeblieben, nachdem die Wolfsburger vor knapp einem Jahr die Manipulation von Abgaswerten zugegeben hatte. Für eine endgültige Einigung gab ein Bundesgericht in San Francisco beiden Seiten bis Ende September Zeit.

Damit hat Volkswagen in den USA einen zweiten Brocken bei der Bewältigung des Abgasskandals aus dem Weg geräumt - gegen die Zahlung einer Milliardensumme. Ein Ende Juni erzielter Vergleich mit Hunderten Sammelklägern, Behörden und Bundesstaaten kostet VW bis zu 15,3 Milliarden Dollar. Der größte Teil entfällt auf den Rückkauf von 475.000 manipulierten Dieselwagen mit 2,0-Liter-Motoren. Die Kunden können allerdings entscheiden, ob sie ihre manipulierten Autos umrüsten oder an VW zurückverkaufen.

Auch im Fall der Autos mit größeren 3,0-Liter-Dieselmotoren - etwa der VW Touareg, der Porsche Cayenne und der Audi A8 -ordnete ein Bundesgericht in San Francisco nun Verhandlungen mit dem Justizministerium über einen Vergleich an. Dies könnte die Reparatur oder den Rückkauf der betroffenen 85.000 Dieselautos erfordern, erklärte der Richter. Dann kämen auf VW weitere Milliarden an Kosten zu. Bis Ende Oktober muss Volkswagen seine Lösungsvorschläge für die 3,0-Liter-Motoren einreichen.

Für den 3. November setzte Richter Charles Breyer eine weitere Anhörung an. Beide Parteien sollten ernsthaft an einer Lösung arbeiten, forderte er. VW arbeite intensiv an einer Einigung, erklärte der Konzern. Die kalifornische Umweltbehörde Carb hatte vor mehreren Wochen einen Reparaturplan von Volkswagen abgelehnt. Später machte sie den Wolfsburgern dann Hoffnung, auch die Reparatur dieser größeren Motoren könnte genehmigt werden.

Aber auch bei einem Vergleich ist der Streit mit den US-Behörden für VW nicht ausgestanden. Denn mit dem US-Justizministerium verhandelt der Autobauer noch über eine Beilegung der strafrechtlichen Ermittlungen. Analysten erwarten, dass Volkswagen für seine Manipulation der Abgaswerte eine Rekordstrafe zahlen muss. Toyota hatte wegen klemmender Gaspedale mit 1,2 Milliarden Dollar die bisher höchste Strafe eines Autobauers in den USA geleistet.

Wegen der zahlreichen rechtlichen Risiken im Zusammenhang mit dem Abgasskandal hatte der Konzern seine Rückstellungen unlängst um 1,6 Milliarden Euro auf 17,8 Milliarden aufgestockt. Davon wird ein großer Teil durch den Vergleich mit Behörden und Privatklägern in den USA verschlungen.

Volkswagen hatte im September 2015 auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, eine illegale Software eingesetzt zu haben. Diese erkennt, ob ein Wagen auf dem Prüfstand steht - und er hält auch nur dann die Abgasgrenzwerte ein. Im normalen Verkehr auf der Straße ist der Schadstoffausstoß um ein Vielfaches höher. Weltweit sind davon rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen.

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