Diskussionspapier Schnelltests: Was der Bund plant

Zwei kostenlose Schnelltests pro Woche für alle Bürgerinnen und Bürger schlägt das Bundesgesundheitsministerium vor. Quelle: dpa

Die Politik ringt um mehr Lockerungen der Alltagsbeschränkungen – trotz Risiken. Um nächste Schritte stärker abzusichern, sollen auch deutlich mehr Tests helfen. Nun macht der Bund genauere Vorschläge.

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Mit Blick auf mögliche weitere Öffnungen des Corona-Lockdowns schlägt das Bundesgesundheitsministerium zwei kostenlose Schnelltests pro Woche für alle Bürger vor. Sie sollen von geschultem Personal abgenommen werden können – etwa in Testzentren oder Praxen, aber auch bei weiteren Dienstleistern. Das geht aus einem neuen Diskussionspapier des Ministeriums von Montag hervor, das auch den Bundesländern zugeleitet wurde, wie die Deutschen Presse-Agentur berichtet.

Diese Möglichkeiten zu „Bürgertests“ sollen vorerst bis Ende Juni angeboten werden, für Anfang Juni ist eine Evaluation geplant. Der konkrete Starttermin im März ist laut dem Vorschlag noch offen. Damit in kurzer Zeit ausreichend Testkapazitäten entstehen, solle der Kreis der damit zu beauftragenden Stellen um Dienstleister erweitert werden, die etwa schon an Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen in kurzer Frist Testzentren aufgebaut haben, heißt es im Papier.

Das Ergebnis eines solchen Schnelltests soll man schriftlich oder digital ausgehändigt bekommen – auch zur Vorlage bei Behörden nach der Einreise aus bestimmten Risikogebieten oder etwa beim Besuch von Pflegeheimen. Denkbar wäre dies demnach auch als Voraussetzung zum Betreten bestimmter Einrichtungen. Bei einem positiven Testergebnis soll man künftig gleich vor Ort noch eine weitere Probe nehmen lassen können, um das Ergebnis mit einem genaueren PCR-Tests zu überprüfen.

Als Vergütung kalkuliert das Ministerium mit bis zu 6 Euro pro Schnelltest plus 12 Euro fürs Test-Abnehmen und das Ausstellen eines Testzeugnisses. Diese Vergütung sei nötig, um eine ausreichende Zahl von Anbietern sicherzustellen. Die Kosten soll der Bund tragen. Dafür geschätzt werden 540 Millionen bis 810 Millionen Euro pro Monat. Dabei wird nach Erfahrungswerten angenommen, dass etwa 2 bis 2,5 Prozent der Bevölkerung pro Tag ein solches Angebot nutzen.

Daneben sollen Corona-Selbsttests für zu Hause zusehends genutzt werden können, von denen die ersten nun zugelassen worden sind. Als Einsatzmöglichkeit nennt das Ministerium, dass sie mehr Sicherheit in einer konkreten Situation geben könnten – im privaten Kontext für den Getesteten selbst, aber etwa auch bei Familientreffen. Im Sinne eines „präventiven Lebenswelten-Ansatzes“ sinnvoll sei zudem ein Angebot zu ein oder zwei Tests pro Woche für Schülerinnen und Schüler sowie für Beschäftigte in Unternehmen. Die Tests samt einer Einführung in den richtigen Gebrauch müssten Schulen und Arbeitgeber bereitstellen.

Denkbar wären auch Selbsttests unter „Aufsicht“ direkt vor Ort durch einen Veranstalter. Dies könnte – alternativ zu einem bestätigten Schnelltest – auch als Voraussetzung dienen, um Restaurants, Theater oder Kinos zu betreten, heißt es in dem Papier. Selbsttests sollen nun bald in Apotheken, anderen Geschäften und online zu haben sein. Mit den finanziellen Rahmenbedingungen solle sich auch noch eine interministerielle Arbeitsgruppe der Bundesregierung beschäftigen. Es solle dabei auch geprüft werden, ob Selbsttests möglicherweise die Bürger nur „eine angemessene Eigenbeteiligung“ kosten sollen. Auch bei Selbsttests sollte man nach einem positiven Ergebnis einen PCR-Labortest machen und vorerst in häusliche Quarantäne gehen.

Große Einzelhändler planen den baldigen freien Verkauf von Corona-Schnelltests zur Selbstanwendung. „Wir rechnen mit einer Verfügbarkeit für unsere Kunden frühestens ab dem 9. März, sofern die Lieferzusagen des Herstellers eingehalten werden können“, erklärte der zuständige Geschäftsführer der Drogeriemarktkette dm, Sebastian Bayer, am Montag in Karlsruhe. Man sei im engen Austausch mit dem Bundesgesundheitsministerium und mit anderen Behörden. Das Unternehmen betonte, dass die Tests bei richtiger Anwendung eine hohe Zuverlässigkeit hätten.

Auch die Drogeriemarktkette Rossmann peilt den 9. März als Verkaufsstart an, „sofern die Lieferzusagen eingehalten werden“, wie eine Sprecherin mitteilte. Um möglichst vielen Kundinnen und Kunden einen Test anbieten zu können, werde die Abgabemenge begrenzt. Rossmann arbeite mit Hochdruck daran, auch Tests anderer Hersteller ins Angebot aufnehmen zu können.

Andere Einzelhändler planen ebenfalls den Einstieg in dieses Produktsegment, machen dies aber von der Verfügbarkeit abhängig und nennen noch keinen Termin für den Verkaufsstart. Aldi Süd will den Verkauf „in Kürze“ starten. Auch Edeka sitzt an dem Vorhaben, macht hierbei aber keine Angaben für einen möglichen Verkaufsbeginn. Lidl und Rewe teilten mit, so eine Sortimentserweiterung zu prüfen.

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Seit Beginn der Pandemie vor etwa einem Jahr hat der Einzelhandel recht schnell Produkte in seine Verkaufsregale gehievt, die zu Kassenschlagern wurden – ob Desinfektionsmittel oder Schutzmasken. Wie teuer die Selbsttests sein könnten, dazu machte noch keine Firma konkrete Angaben. Auch in Apotheken sollen die Präparate im freien Verkauf zu haben sein.

Mehr zum Thema: Kai te Kaat, Chef der Sparte Life Science beim Biotechkonzern Qiagen, zweifelt an der Fähigkeit der Bevölkerung, die verfügbaren Schnelltests richtig einzusetzen – und hofft auf einen anderen, großen politischen Wurf.

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