Dividende fällt aus Thyssenkrupp durchschreitet ein Tal der Tränen

Thyssenkrupp treibt den Umbau voran und erwartet höhere Verluste. Quelle: REUTERS

Der angeschlagene Industriekonzern Thyssenkrupp schreibt einen Nettoverlust von gut 300 Millionen Euro. Die Jobzahl in der Zentrale soll halbiert werden – und die Anleger erhalten keinerlei Dividende mehr.

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Rote Zahlen und keine Dividende mehr für Aktionäre: Die neue Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hat die Anleger nach hohen Verlusten auf eine längere Durststrecke vorbereitet. Die angestoßenen Maßnahmen zur Verbesserung der Entwicklung würden im laufenden Geschäftsjahr noch nicht voll durchschlagen, sagte Merz am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz 2018/19. Die Maßnahmen kosten erstmal – erst recht, weil konjunktureller Rückenwind fehlt.

Wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt strich die frühere Bosch-Managerin mit Unterstützung des Vorstands und des Aufsichtsrats die Dividende. Auch die Mittelfristziele würden nicht wie geplant 2020/21 erreicht. Merz stellte eine Entscheidung über den Börsengang oder Verkauf der lukrativen Aufzugsparte Thyssenkrupp Elevator für das erste Quartal 2020 in Aussicht. Hier lägen Angebote von Investoren vor, man habe sich aber noch nicht entschieden. Die Erlöse aus einem Verkauf oder Börsengang braucht Thyssenkrupp dringend, um seinen tiefgreifenden Umbau finanzieren zu können.

Die 56-Jährige hatte Anfang Oktober die Führung des kriselnden Traditionskonzerns vom glücklosen Guido Kerkhoff übernommen. „Wir drehen gerade jeden Stein im Unternehmen um“, betonte sie. Die Performance etlicher Geschäfte sei nicht zufriedenstellend. „Das hat auch damit zu tun, dass notwendige strukturelle Verbesserungen und Restrukturierungen nicht mit der notwendigen Konsequenz umgesetzt wurden. Das werden wir jetzt angehen. Zügig und systematisch.“

Die neue Chefin will auch im Autozulieferergeschäft kräftig umbauen. Bereits am Mittwoch hatte Thyssenkrupp angekündigt, im automobilen Anlagenbau in Deutschland 640 Stellen zu streichen. Die Essener Zentrale soll ebenfalls verschlankt werden. Binnen zwölf Monaten werde die Zahl der Mitarbeiter auf 430 von knapp 800 reduziert. Schon Kerkhoff hatte angekündigt, 6000 der 160.000 Jobs im Konzern zu streichen, darunter 4000 in Deutschland. Das alles kostet viel Geld. Thyssenkrupp hat für das laufende Jahr einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag für Restrukturierungen reserviert.

Die Arbeitnehmervertreter von Thyssenkrupp haben Merz vor einem ausufernden Stellenabbau gewarnt. „Für uns gilt, was in der mit dem Vorstand vereinbarten Grundlagenvereinbarung steht – und das ist die Zahl von 6000 Arbeitsplätzen“, sagte Konzernbetriebsratschef Dirk Sievers am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Der Vorstand könne nicht ständig neue Abbauzahlen aufrufen. „Dass wir als Arbeitnehmervertreter nicht abstreiten, dass restrukturiert werden muss, heißt noch lange nicht, dass hier freies Schießen ist.“
Im vergangenen Geschäftsjahr 2018/19 fuhr Thyssenkrupp einen Nettoverlust von 304 Millionen Euro ein nach einem Fehlbetrag von 62 Millionen Euro im Vorjahr. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) brach insbesondere wegen des schwachen Stahlgeschäfts und der Flaute beim Absatz von Autokomponenten auf 802 Millionen Euro von 1,4 Milliarden Euro ein. Merz erwartet hier 2019/20 keine Verbesserung, sondern ein bereinigtes Ebit-Ergebnis auf Vorjahresniveau. Der Nettoverlust werde wegen der Restrukturierungen noch höher sein als zuletzt.

Die Dividende fällt aus. Zuletzt hatten die Anleger 15 Cent je Aktie erhalten.



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