Dow Chemical und DuPont Wie BASF von der Fusion profitieren will

Die EU-Kommission hat den Zusammenschluss der US-Chemiekonzerne Dow Chemical und DuPont gebilligt. Allerdings muss DuPont dafür ein Großteil seines Pflanzenschutzgeschäftes verkaufen. Daran dürfte die BASF interessiert sein. Die Ludwigshafener würden gern einsammeln, was bei den Fusionen der Agrarchemiekonzerne so abfällt.

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Quelle: dpa Picture-Alliance

Rund um ihre Pflanzenschutzlabors im hessischen Lampertheim züchten BASF-Forscher Erdbeeren, Kürbisse, und Mais. Und machen damit Werbung: Auf einem Maisfeld wachsen kleine, blasse Pflanzen, auf dem anderen kräftigere. Der blasse Mais ist unbehandelt, der andere wird von BASF-Chemie geschützt, verraten Schilder vor den Feldern. Die Botschaft ist deutlich: Mit unseren Pflanzenschutzmitteln gedeiht der Mais, wird größer, prächtiger und bringt mehr Nahrung.

Nur große Konzerne können die Weltbevölkerung ernähren – die These gilt als wichtiges Argument für die gewaltigen Übernahmen in der Branche: Bayer will Monsanto für mehr als 60 Milliarden Dollar übernehmen, die US-Konzerne Dow Chemical und DuPont wollen sich zusammenschließen. Und ChemChina möchte für 47 Milliarden Dollar die Schweizer Syngenta kaufen.

Nur BASF bleibt bislang abseits. Vorstandschef Kurt Bock verkauft das als Strategie. Sein Plan: BASF soll kaufen, was die Konkurrenz auf Druck der Kartellwächter bei ihren Fusionen abstoßen muss. Intern sondieren die BASF-Manager, was für sie abfallen könnte. Noch hat der Aufsichtsrat keine konkreten Angebote besprochen, erfuhr die WirtschaftsWoche aus Unternehmenskreisen.

Was hinter den Kulissen von Monsanto passiert
Monsanto Quelle: Jonathan Gayman für WirtschaftsWoche
Monsanto Quelle: Jonathan Gayman für WirtschaftsWoche
Monsanto Quelle: Jonathan Gayman für WirtschaftsWoche
Monsanto Quelle: Jonathan Gayman für WirtschaftsWoche
Monsanto Quelle: Jonathan Gayman für WirtschaftsWoche
Monsanto Quelle: Jonathan Gayman für WirtschaftsWoche
Monsanto Quelle: Jonathan Gayman für WirtschaftsWoche

Doch die Spannung steigt. Gleich zu Beginn dieser Woche hat die EU-Kommission den Zusammenschluss der US-Konzerne DuPont und Dow Chemical genehmigt, allerdings unter Auflagen. Als nächstes steht die Prüfung der Übernahme der Schweizer Syngenta durch ChemChina an. Die kartellrechtliche Freigabe der Übernahme von Monsanto durch Bayer soll Ende 2017 folgen.

Durch Resteverwertung zum Erfolg – geht Bocks Plan auf? Der Konzern steht unter großem Druck. Durch die Fusionen rutscht BASF auf einen abgeschlagenen Platz vier auf der Weltrangliste. Und wenn sich das Unternehmen nicht verstärkt, dann könnte der Abstand schnell noch größer werden.

Umsätze mit Pflanzenschutz und Saatgut


Schon im vergangenen Jahr sollen die Ludwigshafener den Kauf des US-Pflanzenschutzspezialisten FMC geprüft haben, berichten Insider gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Konzern reagiert gewohnt schmallippig: Man prüfe ständig Übernahmen und Desinvestitionen, erklärt eine Sprecherin.

Das zeigt: Der Druck ist groß, schnell einen geeigneten Übernahmekandidaten zu finden. Denn Bocks Strategie ist auch aus der Not heraus entstanden. Gern hätten auch die Ludwigshafener Syngenta gekauft, auch mit Monsanto soll es Gespräche gegeben haben. Am Ende legten die anderen mehr Geld auf den Tisch. Eine Übernahme von FMC wäre mit solchen Deals kaum vergleichbar. Wohl auch deshalb schaut sich der Vorstand nun erst mal nach anderen Möglichkeiten um.

„Ein Befreiungsschlag wäre das noch nicht“


BASF-Chef Bock hofft, in der nächsten Runde zum Zuge zu kommen und sich an den Konkurrenten bereichern zu können. Chancen gibt es dazu reichlich: Bayer und Monsanto wollen wohl Unternehmensteile für 2,5 Milliarden Euro abgeben, noch bevor Bayer die Übernahme offiziell bei der EU anmeldet. Ursprünglich wollte Bayer-Chef Werner Baumann die Übernahme von Monsanto bis Ende März zur Genehmigung bei der EU-Kartellbehörde vorlegen. Nun verzögert sich das Vorhaben um einige Wochen, weil die Behörde noch Fragen hat, die im Vorfeld zu klären sind. Dabei geht es dem Vernehmen nach vor allem darum, ob der Zusammenschluss künftige Innovationen behindern könnte.

Nicht nur bei Bayer und Monsanto wird einiges abfallen: DuPont muss nun auf Geheiß der EU-Kommission einen Großteil seiner Pflanzenschutz-Sparte abgeben – einschließlich der dazugehörigen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Früheren Schätzungen zufolge könnte davon ein Umsatz von bis zu drei Milliarden Euro betroffen sein. Branchenübliche Kaufpreise liegen hier zwischen dem Drei- und Fünffachen des Umsatzes.

Für BASF wäre das kein Problem: „BASF ist stark genug, um solche Übernahmen zu schultern“, sagt ein Aufsichtsrat. Ein bisschen zusätzliches Kleingeld hat BASF gerade eingesammelt, indem sie ihre Lederchemikalien an die niederländische Stahl Group im Gegenzug für einen Minderheitsanteil übergeben hat. Insgesamt könnte der Konzern bis zu zehn Milliarden Euro für Übernahmen ausgeben, ohne seine finanzielle Stabilität zu gefährden, schätzen Analysten. Nur, wofür?

„Wir sind sehr groß bei Fungiziden, relativ schwach bei Insektiziden, und wir haben eine vernünftige Position bei Herbiziden“, analysierte Bock zuletzt. Daraus ergibt sich automatisch ein Schlachtplan: Bei Pilzmitteln kein Bedarf, bei Insektenmitteln würde Bock gerne zukaufen, und auch bei Unkrautvernichtern könnte BASF stärker sein.

Aus dieser Perspektive ist vor allem das Portfolio von DuPont interessant: Die EU-Kartellwächter äußerten zuvor Bedenken über die Marktmacht von Dow und DuPont bei Insektenvernichtern, die gegen kauende Schädlinge wie Raupen und Heuschrecken wirken. Und bei Unkrautvernichtern für Getreide, Rüben und Raps.

von Jacqueline Goebel

Bayer hingegen wird womöglich sein Saatgutgeschäft für Raps in Kanada und für Baumwolle in den USA verkaufen müssen. Und auch Liberty Link könnte abfallen, Bayers Unkraut-Massenvernichtungswaffe, die Monsantos Glyphosat ähnelt. Liberty Link wirkt allerdings nur in Kombination mit genverändertem Saatgut – und BASF hat als einziger großer Spieler kein Saatgut im Angebot. Bayer, Monsanto und Co. hingegen wollen den Bauern erst Saatgut verkaufen, um danach das passende Pflanzenschutzmittel anzubieten. „Wir haben vor Jahren entschieden, kein eigenes Saatgutgeschäft aufzubauen“, sagt Konzernchef Bock.

Vor eineinhalb Jahren klang das noch anders: Für BASF seien Investitionen in Saatgut sinnvoll, wenn der Konzern auf eine kritische Größe bei Soja oder Mais käme, sagte Spartenmanager Markus Heldt öffentlich. „Ich denke nicht, dass Herr Bock Saatgut kategorisch ausschließt“, sagt ein Aufsichtsrat. Doch bisher sieht es nicht so aus, als würden DuPont oder Bayer ausgerechnet solche Geschäfte abstoßen.

Und selbst wenn, BASF wäre auch damit nur ein kleiner Spieler. „Ein Befreiungsschlag wäre das noch nicht“, sagt ein Analyst.

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