Dumping-Vorwürfe gegen Stahlkonzerne Warum Trump Salzgitter und Co. attackiert

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Drohen den Firmen längerfristige Konsequenzen?


Für die Dillinger Hütte ist das Vorgehen schmerzlich. „Wir müssen jetzt entscheiden, ob und wie wir unsere Kunden in den USA weiter beliefern können“, hieß es bei dem Unternehmen im Saarland. Dort steht das größte Grobblechwerk Europas. Schon vor einem Jahr, als die Untersuchungen bekannt wurden, habe man kein Grobblech mehr in die USA exportiert.

Verwundert reagierte der österreichische Voestalpine-Konzern auf die jetzt vorgestellten Handelsbeschränkungen. Dabei handele es sich um Spezialstähle im Volumen von rund 20.000 Tonnen. Geliefert wurden diese im Geschäftsjahr 2015/16. „Da es sich um Stahlqualitäten handelt, die teilweise in den USA nicht zu bekommen sind, ist dieses Verfahren schwer nachvollziehbar“, sagte Konzernchef Wolfgang Eder dem Handelsblatt. „Es stellt für die Voestalpine keine massive wirtschaftliche Bedrohung dar. “ Gegen Voestalpine seien in den USA auch keine weiteren Verfahren anhängig.

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Wie wichtig ist der US-Markt für deutsche Stahlhütten?

Die USA sind für die gesamte deutsche Stahlbranche zwar ein wichtiger Markt, aber kein entscheidender. Nach jüngsten Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl liefern die Unternehmen rund 700.000 Tonnen direkt in die USA – ein Viertel der deutschen Stahlexporte außerhalb der EU. Insgesamt produzieren die deutschen Hütten allerdings 42 Millionen Tonnen.

Viel entscheidender sind aber die indirekten Exporte in Form von Autos oder Maschinen, die 2,5 Millionen Tonnen ausmachen. Damit liegen die USA auf Rang zwei der größten Abnehmer von stahlintensiven Gütern – hinter Großbritannien. Sollte die US-Regierung hier Importzölle verhängen, träfe das Thyssen-Krupp & Co. ungleich härter.

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Wie reagiert die Politik auf das Vorgehen aus Washington?

Mit den angekündigten Strafzöllen riskieren die USA einen internationalen Handelsstreit. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) etwa hatte die EU bereits in der vergangenen Woche aufgefordert, die heimische Stahlindustrie zu schützen. Gabriel hat sich schon früher als Wirtschaftsminister für die Branche eingesetzt. Die Salzgitter AG gehört zu seinem Wahlkreis.

US-Präsident Donald Trump will an diesem Freitag nach Angaben des Weißen Hauses noch ein weiteres Dekret zum Thema Stahldumping unterzeichnen. Das Handelsministerium kündigte an, den Zoll- und Grenzschutz anzuweisen, auf Basis der jetzt erhobenen Zahlen Barsicherheiten von den Unternehmen einzutreiben. Minister Ross sagte, die US-Regierung würde sicherstellen, „dass US-Unternehmen und Arbeiter fair behandelt werden.“ Die USA würden die Handelsgesetze energisch durchsetzen und wenn nötig auch rückwirkend Zölle eintreiben.

Drohen längerfristige Konsequenzen?

Europas Stahlhütten fürchten indirekte Konsequenzen der jetzt beschlossenen Maßnahmen: „Es wird Umleitungseffekte geben“, heißt es bei der Dillinger Hütte. Denn insgesamt seien Stahlunternehmen in zwölf Ländern betroffen. Stahlsorten, die wegen hoher Strafzölle nicht mehr in die USA exportiert würden, kämen auf den vergleichsweise noch offenen europäischen Markt – und würden den ohnehin harten Konkurrenzkampf und Preisdruck verschärfen. „Auch wenn der amerikanische Markt nur eine sehr beschränkte Rolle für uns spielt – die Strafzölle sind schmerzhaft“, heißt es.

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