
Gallois, 68, leitet seit Oktober 2006 Europas größten Luftfahrt- und Rüstungskonzern. Der Absolvent der Eliteschule ENA startete 1972 im Staatsdienst. Von 1989 an war Gallois Chef des Triebwerksherstellers Snecma, des EADS-Vorläufers Aérospatiale und dann der Staatsbahn SNCF. Im Juni wird ihm der Deutsche Tom Enders nachfolgen.
WirtschaftsWoche: Monsieur Gallois, Ende 2009 haben wir Sie nach Ihren Weihnachtswünschen gefragt. Ihre Antwort war: ein stärkerer US-Dollar für EADS als Exportunternehmen. Alle anderen Probleme könne EADS mehr oder weniger aus eigener Kraft lösen. Nun ist der Dollar stärker. Sind Sie zufrieden?
Gallois: Das ist zumindest besser! Aber noch ist der Dollar nicht so stark, wie wir ihn gerne hätten. Nun werden wir mit Jean-Claude Trichet, dem Ex-Präsidenten der Europäischen Zentralbank, ja einen echten Währungsexperten im Verwaltungsrat haben. Das ist eine große Verstärkung.
Was erhoffen Sie sich von Herrn Trichet?
Es ist nicht meine Aufgabe, mich darüber zu äußern, was Herr Trichet erreichen könnte. Herr Trichet ist ganz klar ein Gewinn für EADS, denn in der Finanzwelt und auch auf politischer Ebene erhöht er unsere hohe Glaubwürdigkeit sogar noch weiter durch seine Kompetenz, seine Integrität und seinen weltweiten Status.
Weil Trichet lange für die Regierung in Paris gearbeitet hat, sehen deutsche Zeitungen in seiner Berufung einen Versuch, die Machtbalance bei EADS zugunsten der französischen Seite zu kippen.
Das ist Unsinn! Die letzten acht Jahre hat Herr Trichet für die EZB gearbeitet und in dieser Funktion seine vollständige Unabhängigkeit unter Beweis gestellt – was ihm in Frankreich zuweilen Probleme bereitet hat. Herr Trichet ist in der EZB kein Interessenvertreter Frankreichs gewesen, sondern hat sich dort für die europäischen Interessen stark gemacht. Nein, er ist ein wahrer Europäer – genauso wie EADS!
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Ihre Hauptaktionäre, der Verleger Arnaud Lagardère und der Autokonzern Daimler, möchten gern sofort verkaufen. Warum ist es so schwer, neue Aktionäre zu finden?
Im Prinzip ist das nicht schwer. Wir sind attraktiv für Investoren, sonst wäre unser Aktienkurs 2011 nicht um 38 Prozent gestiegen. Aber um ein Aktienpaket der kontrollierenden Anteilseigner unter den heutigen Bedingungen zu verkaufen, bräuchten wir Investoren, die nicht nur bereit sein müssten, nationale Interessen zu vertreten, sondern auch anderthalb Milliarden Euro oder mehr für längere Zeit bei uns quasi einzufrieren. Und das ohne Synergien – denn es gibt weder in Deutschland noch in Frankreich ein anderes Unternehmen, das ausreichende industrielle Synergien mit uns hätte. Daher brauchen wir neue Mechanismen, etwa eine Lösung ähnlich einer Goldenen Aktie, die ich vorgeschlagen habe.