




In den Fusionsverhandlungen von BAE Systems und EADS gibt es Diskussionsbedarf: Die beiden europäischen Firmen wollen sich zum weltweit umsatzstärksten Luftfahrt- und Rüstungskonzern zusammenschließen. Aufgrund nationaler Interessen im Rüstungsbereich gibt es vonseiten der Politik jedoch zunehmend Bedenken. Zudem ist Frankreich direkt an EADS beteiligt und will seinen Staatseinfluss nicht aufgeben. Deutschland dringt auf Parität.
EADS fordert von der Bundesregierung einer Zeitung zufolge, auf den zuletzt noch geplanten Kauf von EADS-Aktien zu verzichten. Die "Welt" berichtete am Montag, die britische Regierung täte sich schwer damit, sollte der Anteil der deutschen und französischen Regierung am fusionierten Konzern insgesamt deutlich über zehn Prozent hinausgehen. Das Blatt berief sich auf nicht näher genannte verhandlungsnahe Kreise.
Derzeit hält die französische Regierung indirekt einen Anteil von 15 Prozent an EADS. Daimler hält direkt und indirekt rund 22,5 Prozent an EADS, möchte seinen direkten Anteil in Höhe von 15 Prozent jedoch halbieren und an den Bund beziehungsweise an die Staatsbank KfW veräußern. In die Verhandlungen platzte die Nachricht über das Fusionsvorhaben der beiden europäischen Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems.
EADS kommentierte die Informationen dem Blatt zufolge nicht. Daimler teilte der Zeitung mit, an den Ausstiegsplänen habe sich durch die Fusionsverhandlungen mit BAE Systems nichts geändert. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Francois Hollande hatten bei einem Treffen am Samstag eine sehr enge Absprache beider Regierungen bei dem Fusionsprojekt von EADS mit BAE Systems angekündigt.
Mit neuer US-Rüstungsfirma soll Fusion gesichert werden
BAE Systems und EADS wollen zur Sicherung ihres Fusionsvorhabens einem Zeitungsbericht zufolge zudem Zugeständnisse an die USA machen. Um Bedenken wegen hochsensibler Rüstungsverträge auszuräumen, hätten die beiden Konzerne dem US-Verteidigungsministerium die Gründung eines zweckgebundenen Rüstungsunternehmen in den USA vorgeschlagen, berichtete die "Sunday Times" ohne Angaben von Quellen.





Geführt werden soll die Firma von US-Managern. Lediglich der Brite Ian King, Chef von BAE Systems, soll Teil des Teams sein. Deutsche und französische Manager sollen ausgeschlossen werden und noch nicht einmal Zugang zu den Verträgen mit den USA haben. BAE wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. EADS war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Vor allem BAE unterhält in den USA aber Verbindungen zu zahlreichen Firmen wie Boeing oder Lockheed Martin. Dies ist möglich, weil das US-Verteidigungsministerium BAE eine Sondergenehmigung - eine sogenannte SSA - erteilt und damit Zugang zu brisanten Informationen ermöglicht hat. BAE wolle die Fusion nur durchziehen, wenn es die SSA beibehalte, berichtete die Zeitung unter Berufung auf das Unternehmen.
Der für die Luftwaffe zuständige Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, Michael Donley, erklärte vor wenigen Tagen, dass die Sicherheitsfragen des geplanten Zusammenschlusses erst geklärt werden könnten, wenn mehr Details vorlägen.
Einige Analysten rechnen damit, dass BAE Systems einen Teil seines Geschäfts in den USA veräußern muss, um die Zustimmung der US-Behörden zu bekommen. Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters jedoch, dass es eher unwahrscheinlich sei, dass sich US-Verteidigungsministerium sowie Kartellwächter der Fusion von EADS und BAE in den Weg stellten. EADS habe nur wenige staatliche US-Rüstungsaufträge erhalten und zudem wenige Überschneidungen mit den Geschäften von BAE Systems in den USA.