
ThyssenKrupp kann nach schwierigen Verhandlungen seine Edelstahltochter VDM an einen Finanzinvestor abstoßen. Die Gruppe Lindsay Goldberg Vogel übernehme das Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten, teilte ThyssenKrupp am Freitag mit. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Der Dax-Konzern erziele bei den Nettofinanzschulden und den Pensionsverpflichtungen einen positiven Beitrag in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe. Allerdings müssen die Essener auch 100 Millionen Euro auf den Buchwert abschreiben.
Die Arbeitnehmervertreter hatten in den Verhandlungen mit dem Investor klare Zusagen gefordert und mit Widerstand gedroht. Der IG Metall zufolge erzielten sie eine Vereinbarung mit dem Käufer, die bis Ende September 2019 gilt. Danach sollen alle Standorte fortgeführt werden. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende September 2016 ausgeschlossen, danach müsse die Gewerkschaft hinzugezogen werden. Die Tarifverträge blieben weiter gültig.
ThyssenKrupp in Zahlen
2013/2014: 41,3 Milliarden Euro
2012/2013: 39,8 Milliarden Euro
Quelle: Geschäftsberichte
2013/2014: 1,333 Milliarden Euro
2012/2013: 0,517 Milliarden Euro
2013/2014: 3,2 Prozent
2012/2013: 1,3 Prozent
2013/2014: 0,195 Milliarden Euro
2012/2013: -1,576 Milliarden Euro
2013/2014: -0,254 Milliarden Euro
2012/2013: -0,625 Milliarden Euro
2013/2014: 0,11 Euro je Aktie
2012/2013: 0,00 Euro je Aktie
Vorschlag an die Hauptversammlung
2013/2014: 3,488 Milliarden Euro
2012/2013: 5,038 Milliarden Euro
2013/2014: 3,199 Milliarden Euro
2012/2013: 2,512 Milliarden Euro
Im Rennen um VDM waren neben Lindsay Goldberg Vogel Insidern zufolge auch die US-Investmentfirma The Gores Group in einem Bündnis mit dem ehemaligen Chef des Stahlkonzerns Schmolz + Bickenbach, Benedikt Niemeyer. Der Luxemburger Wettbewerber Aperam hatte die Firma ebenfalls ins Visier genommen. Auch bei Lindsay Goldberg Vogel ist mit Dieter Vogel als geschäftsführender Gesellschafter ein ehemaliger Stahlmanager aktiv. Vogel war Vorstandschef von Thyssen und ist Aufsichtsratschef des Stahlhändlers Klöckner & Co.
ThyssenKrupp hatte VDM wie auch die verlustreiche italienische Edelstahltochter AST ursprünglich an den finnischen Outokumpu-Konzern verkauft. Nachdem die Nordeuropäer in Schwierigkeiten geraten waren, musste der größte deutsche Stahlkonzern AST und den Spezialanbieter VDM zurücknehmen.
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ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger hatte deutlich gemacht, dass die beiden Töchter auf Dauer wieder abgestoßen werden. Die Westdeutschen hatten die beiden Unternehmen mit einem Buchwert von insgesamt 950 Millionen Euro in den Büchern stehen. VDM stellt unter anderem Werkstoffe für die Luftfahrt- und Chemieindustrie her und hatte zuletzt rund einer Milliarde Euro umgesetzt.