Eigenzulassungen und Rabatte VW laufen die Privatkunden davon

Der Abgasskandal beschleunigt eine Entwicklung, die in Wolfsburg für Sorgenfalten sorgen dürfte: Der Marktführer verkauft immer weniger Autos an Privatkunden. Ist VW also wirklich noch ein Volkswagen?

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die meisten Kunden im Autohaus sind auf Schnäppchenjagd - insbesondere nach dem Dieselskandal. Quelle: dpa

Düsseldorf Es sah lange so aus, als könne der Dieselskandal dem Vertrauen der Deutschen in Volkswagen wenig anhaben. Doch die anhaltenden Meldungen über manipulierte Abgaswerte und den Rückruf von Millionen von Autos zeigen nun auch Wirkung in der Absatzstatistik. Im Januar ist der Absatz des Marktführers in Deutschland um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Auch wenn die Flottenmanager sich angesichts niedriger Spritpreise wenig beeindruckt zeigen, wachsen bei den privaten Autokäufern die Vorbehalte gegen VW.

Der Dieselskandal beschleunigt damit eine Entwicklung, die sich schon in den Jahren zuvor abgezeichnet hatte: der Anteil der Privatkunden am VW-Absatz sinkt immer weiter. Im vierten Quartal 2015 ist ihr Anteil zum ersten Mal unter die Marke von 30 Prozent gerutscht. Das zeigt eine Studie des Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. Innerhalb von fünf Jahren ist der Anteil der VW-Privatkäufer damit um satte 13 Prozent gefallen.

Ist VW also wirklich noch ein Volkswagen? Aus der Statistik zu schließen, dass viele Privatkunden dem Marktführer ganz den Rücken kehren, wäre falsch. Das größere Problem ist nach Ansicht der Wissenschaftler, dass VW seine Kunden in den Jahren des Wachstums zu Schnäppchenjägern erzogen hat. „Viele frühere VW-Neuwagenkäufer gehen jetzt auf Tageszulassungen und junge Dienstwagen“, erklärt Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Instituts. Konkurrenten wie Opel und Ford hatten darum jahrelang sogar einen geringeren Anteil von Privatkunden als VW. Mittlerweile haben die Konkurrenten es aber geschafft, den Trend umkehren.

Für die Wolfsburger wird es gerade durch den Dieselskandal immer schwerer, Privatkunden ohne größere Rabatte zu locken. Im deutschen Automarkt kämpfen die Hersteller mit harten Bandagen, um mehr Autos zu verkaufen. Das zeigt auch die CAR-Statistik: Die VW-Konkurrenten Ford, Fiat, Renault und Kia warben im Januar mit deutlichen Rabatten. Beim koreanischen Hersteller Hyundai wird der i30 derzeit sogar mit einem Spitzenrabatt von fast 29 Prozent beworben. Bei Opel ist der Anteil der Eigenzulassungen im Dezember auf einen Wert von 58 Prozent gestiegen – ebenfalls rekordverdächtig.

Im Preiskampf konnte sich VW in den vergangenen Jahren vor allem mit einem guten Image behelfen. Mittlerweile müssen auch neuere Modelle wie der Passat mit satten 19 Prozent Rabatt beworben werden. Die erfolgreiche Umrüstung der manipulierten Dieselmotoren wird für VW immer wichtiger, denn gleichzeitig könnte man damit auch das eigene Image reparieren – und den privaten Autokäufern die Unsicherheit nehmen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%