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Einigung bei Metall-Tarifverhandlungen 3,4 Prozent mehr Geld

Beim Entgelt kann die IG Metall ein deutliches Reallohnplus auf der Habenseite verbuchen. Die Metall-Arbeitgeber freuen sich dagegen darüber, dass sie Ansprüche auf geförderte Weiterbildung abschmettern konnten.

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Wo Mindestlöhne gelten
Die zwei-Millionen-AusnahmeFünf Millionen Menschen könnten vom gesetzliche Mindestlohn profitieren. Doch es gibt immer mehr Ausnahmen. Minijobber, Rentner, Schüler, Studenten und hinzuverdienende Arbeitslose sollen den Mindestlohn nicht bekommen. Nach einer Analyse der Böckler-Stiftung sind rund zwei Millionen Menschen davon betroffen. Das wäre weit mehr als ein Drittel der rund 5 Millionen Menschen in einem Arbeitsverhältnis, die derzeit für einen Stundenlohn unterhalb von 8,50 Euro arbeiten. In vielen Berufen in Deutschland gibt es bereits Mindestlöhne. Quelle: dpa
AbfallwirtschaftEin gesetzlicher Mindestlohn würde den staatlichen Haushalt entlasten, heißt es in einer aktuellen Studie des Forschungsunternehmens Prognos. Bei einer Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde könnte der Staat mit Mehreinnahmen von mehr als sieben Milliarden Euro im Jahr rechnen. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Staaten existiert in Deutschland bislang kein gesetzlicher Mindestlohn. Bislang wurde die Lohnuntergrenze nur in einigen Bereichen festgelegt. wiwo.de hat ermittelt, welche Mindestlöhne aktuell in Branchen gelten. Im Lohn-Mittelfeld liegen etwa die Mitarbeiter in der Abfallwirtschaft. Die Branche mit 175.000 Arbeitnehmern hat zurzeit einen Mindestlohn von 8,68 Euro. Quelle: ZBSP
BauhauptgewerbeRund 432.200 der Beschäftigten im westdeutschen Bauhauptgewerbe sind durch Mindestlöhne geschützt. Sie sind differenziert nach sogenannten Werkern (11,10 Euro) und Fachwerkern (13,95 Euro, Berlin: 13,80 Euro). Für die 128.000 Werker in den neuen Bundesländern beträgt der Mindestlohn 10,50 Euro. Die Mindestlöhne der westdeutschen Beschäftigtengruppe sollen ab dem 01. Januar 2015 auf 11,15 Euro (Werker) bzw. 14,20 Euro (Fachwerker) angehoben werden, in Ostdeutschland auf 10,75 Euro. Quelle: dpa
BergbauspezialistenDer Mindestlohn betrifft hier nur rund 2.500 Arbeitnehmer. Bei einfacheren Tätigkeiten gilt der Mindestlohn I in Höhe von 11,92 Euro. Bei Hauern und Facharbeitern gilt der Mindestlohn II in Höhe von 13,24. Quelle: dpa
DachdeckerhandwerkIm Westen und Osten galt bis jetzt für rund 71.900 Beschäftigte ein Mindestlohn von 11,55 Euro. Zum 1. Januar 2015 ist ein Anstieg auf 11,85 Euro geplant. Quelle: dpa
Elektrohandwerk (Montage)Betroffen sind rund 295.700 Beschäftigte, die bisher mindestens 10,00 Euro (Ostdeutschland inkl. Berlin: 9,10 Euro) erhalten mussten - zum 01. Januar 2015 wird dieses Limit auf 10,10 Euro (West) bzw. 9,35 Euro (Ost) angehoben. Quelle: dpa
GebäudereinigerhandwerkVon rund 700.000 Arbeitnehmern ist in der Branche nur etwa die Hälfte sozialversichert. Im Bereich Glas-, Fassaden- und Verkehrsanlagenreinigung beträgt der Mindestlohn aktuell 10,31 Euro in den neuen und 12,33 Euro in den alten Bundesländern. Ab dem 01. Januar 2015 sollen die Mindestlöhne auf 12,65 Euro (West) bzw. 10,63 Euro (Ost) angehoben werden. Im Segment der Innen- und Unterhaltsreinigung steigen die Mindestlöhne in den neuen Bundesländern von aktuell 7,96 Euro auf 8,21 Euro und von 9,31 Euro auf 9,55 Euro pro Stunde in den alten Bundesländern. Quelle: dpa

Die 3,7 Millionen Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektroindustrie bekommen vom 1. April 2015 an 3,4 Prozent mehr Geld. In dem Pilotabschluss ist zudem eine Einmalzahlung von 150 Euro im März vorgesehen. Überdies einigten sich die Metall-Tarifparteien am Dienstagmorgen in Böblingen bei Stuttgart auf einen Einstieg in eine bezuschusste Weiterbildungsteilzeit und eine attraktivere finanzielle Ausstattung der Altersteilzeit für untere Entgeltgruppen.

Warum Arbeitgeber betriebliche Weiterbildung anbieten

IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger betonte, der Abschluss sorge dafür, dass die Metaller real mehr Geld in der Tasche hätten. Arbeitgeber-Chef Stefan Wolf sagte: "Für viele Betriebe geht der Abschluss schmerzhaft an die Belastungsgrenze." Die Gewerkschaft hatte 5,5 Prozent mehr Geld gefordert. Südwestmetall bot ursprünglich 2,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Zudem wollte der Verband die bisherige Altersteilzeitquote von vier Prozent der Belegschaft halbieren. Dies wehrte die IG Metall ab und setzte durch, dass die Bezieher geringer Einkommen künftig rund 90 Prozent ihres bisherigen Nettolohns während der Altersteilzeit erhalten.

Weiterbildungsausgaben der deutschen Wirtschaft

Die Forderung nach einer von den Arbeitgebern bezuschussten Weiterbildungsteilzeit wird insoweit realisiert, dass die Betriebe mit Mitteln aus der Altersteilzeit Weiterbildungswillige unterstützen können. Die Arbeitgeber werteten es als Erfolg, dass sie die von der Gewerkschaft verlangten Ansprüche der Beschäftigten auf Zuschüsse für ihre Weiterbildung unterbinden konnten. Zudem muss für eine finanzielle Förderung mittelfristig ein Bedarf für die zu erwerbende Qualifizierung bestehen. Die IG Metall sprach von einem ersten Schritt zu einer geförderten Weiterbildungsteilzeit.

Allerdings empfehlen Gesamtmetall und IG-Metall-Vorstand den Kompromiss bei der Weiterbildung nicht zur Übernahme in den anderen Tarifbezirken. Der in Nordrhein-Westfalen erzielte Verhandlungsstand solle Grundlage für andere Tarifgebiete sein. Die Regelungen im Südwesten waren bislang die weitgehendsten mit einem Anspruch auf persönliche Weiterbildung. Für das Entgelt läuft der Tarifvertrag bis 31. März 2016. Er soll wie die Altersteilzeitregelung auf die anderen Bezirken übertragen werden. Die IG Metall hatte mit einer Warnstreikwelle Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt. An den Arbeitsniederlegungen nahmen seit Ende Januar bundesweit rund 850 000 Metaller aus rund 3800 Betrieben teil.

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