Einzelgänger der Chemiebranche Die risikoreiche BASF-Strategie

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Neue Herausforderer im Nahen und Fernen Osten

Das könnte für BASF noch zum Problem werden. Denn im Nahen und Fernen Osten bilden sich neue Herausforderer, die dem europäischen Chemiekonzernen sehr bald gefährlich werden können - vor allem in der ohnehin schon angeschlagenen Petrochemie. 

In Saudi-Arabien verfolgt das Königshaus einen ehrgeizigen Plan: Die Monarchen wollen den größten Börsengang aller Zeiten stemmen, in dem sie fünf Prozent der Aktien von Saudi-Aramco verkaufen. Der Konzern ist der größte Ölförderer der Welt, das Kronjuwel der saudi-arabischen Wirtschaft. Allerdings verblasste sein einzigartiger Schein zuletzt: Der niedrige Ölpreis der vergangenen Jahre hat Saudi-Aramco zugesetzt.

Der weltgrößte Ölkonzern soll sich deshalb wandeln, das erklärte Ziel: Ein moderner, integrierter Chemiekonzern zu werden. So hat Saudi Aramco gerade erst ein Chemiewerk der ersten Güteklasse hochgezogen, für über 20 Milliarden Dollar.  Auch nach Deutschland haben sich die neuen Konkurrenten von der arabischen Halbinsel bereits gewagt: Saudi Aramco ist über ein Joint Venture an der Kautschukproduktion von Lanxess beteiligt.

Der Konzern verfolgt ehrgeizige Ziele: Bis 2030 will Aramco seine Produktion von Grundchemikalien verdreifachen. Einen wesentlichen Vorteil werden die Saudis dabei immer haben: Sie kommen günstig an das benötigte Öl heran, den Grundstoff für die moderne Chemie. BASF mit ihrer Tochter Wintershall nicht. 

Eine noch größere Bedrohung für das Geschäftsmodell der BASF lauert in China. Dort schmiedet die Regierung gerade an einer Vereinigung von Sinochem und Chemchina - sobald Chemchina die Übernahme von Syngenta abgeschlossen hat. Gemeinsam kämen die beiden Giganten auf circa 95 Milliarden Euro Umsatz. Konzernchef Bock hingegen wird im Februar wahrscheinlich verkünden müssen, dass der Umsatz von BASF auf rund 60 Milliarden Euro geschrumpft ist. 

Es wird kein einfaches Unterfangen, die beiden chinesischen Konzerne zu einem Imperium zu vereinen. Doch die Chinesen genießen einen gewaltigen Standortvorteil: Sie haben einen riesigen Absatzmarkt direkt vor ihren Werkstoren. Sie können günstiger produzieren als die europäischen Konkurrenten, haben niedrigere Energiekosten. Vor allem aber haben sie keine Aktionäre, die sich an zwanzigprozentige Margen gewöhnt haben. In China ist man auch zufrieden, wenn man nur 4,5 Prozent Gewinn erwirtschaftet. „Die Chinesen holen auf, dass die die höherwertigen Produkte nicht herstellen können, stimmt nicht mehr“, sagt ein Branchenkenner, der auch BASF berät. Die neuen chinesischen Konkurrenten könnten einen gewaltigen Preisdruck auf dem Markt erzeugen, warnt er.

In Ludwigshafen scheint das noch niemanden zu beunruhigen. Konzernchef Bock, intern durchaus als stur bekannt, hält an seiner Strategie fest. „Ich kann nicht erkennen, dass wir einen radikalen Umbau brauchten“, sagte er gerade in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Fünf Jahre hat Bock noch, um zu beweisen, dass er mit dieser Meinung Recht hat. 2021 endet sein Vertrag planmäßig. Das ist viel Zeit, um die Branche noch mal umzuwälzen.

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