TUI-Vorstand Oliver Dörschuck trägt ihn. Leiff Huff, Chef und Mitgründer der weltweiten Innovationsberatung Ideo Deutschland, tritt hinein. Und auch Jens Fiege, Gesellschafter und Vorstand des gleichnamigen Logistikkonzerns in Greven bei Münster, mag ihn an seinen Füßen: den Weber-Schuh.
5000 Paar der Treter hat ihr Erfinder Matthias Weber seit April vergangenen Jahres produzieren lassen. Knapp 20 Prozent verkaufte er über seinen Online-Shop, den Rest der 269 bis 289 Euro teuren Exemplare ließ er über 30 Schuhläden in Düsseldorf, Hamburg, Berlin oder München an den Mann bringen. Die neue Kollektion, die im März auf den Markt kommt, soll helfen, den Absatz zu verdreifachen. Und das auch mit Schuhen, die in Deutschland, im niederrheinischen Kevelaer, hergestellt werden sollen.
Als gäbe es nicht genug Schuhe jedweder Machart von der Stange und nicht massenhaft Schuhmacher in Italien, die den deutschen Markt überschwemmen! Doch Weber ist weder Schumacher, noch sind seine Modelle herkömmliche Schuhe. Der 46-jährige Diplom-Kaufmann war Spitzenmanager beim Lebensmitteldiscounter Lidl, wo er von 2007 an den Online-Shop des Billigriesen aufbaute. Und Webers Schuhe sind Ausdruck einer Sehnsucht nach der Dreifaltigkeit aus Bequemlichkeit, Eleganz und Komfort.
Mehrmals im Jahr hatten Weber und seine Lidl-Kollegen auf Messen in Asien sich die Füße wund getreten. „Wir waren zwölf bis 14 Stunden auf den Beinen und liefen dabei zehn bis 15 Kilometer durch irgendwelche Hallen“, erinnert er sich. Jeden Abend schmerzten Zehen und Ballen. Weder die einschlägigen Klassiker aus den USA und England noch die ebenso sündhaft teuren Maßanfertigungen aus deutschen Manufakturen konnten die Pein mildern.
Die schmerzlindernde Idee hatte Webers Frau. „Wenn es deinen Schuh nicht gibt, dann musst du ihn eben selber machen“, riet ihm die Gattin. Weber investiert zwei Jahre Entwicklungszeit und rund 200.000 Euro, um einen klassischen Herren-, bequemen Straßen- und High-Tech-Sportschuh miteinander zu kreuzen. Ein Orthopäde und ein Schuhmodelleur helfen ihm.
Ein Schuh als Mischung
Das Ergebnis ist ein Schuh mit dem Schaft eines klassischen Rahmennähers, dem Innenleben einer Korkfußbettsandale und der Sohle eines High-Tech-Sportschuhs. Die ersten Modelle gibt er zum Probetragen an ein Dutzend Freunde. „Mach den serienmäßig“, sagen die meisten, „ich kaufe ihn dir ab.“
Im Januar 2011 gibt Weber seinen Job bei Lidl auf und gründet am Ammersee in Bayern die Firma Weber Schuh. Der Verkauf lässt sich mühsam an. „Die Passformen stimmen noch nicht, insgesamt dürfte der Schuh ruhig etwas breiter sein“, meint ein Weber-Schuh-Verkäufer der ersten Stunde in Düsseldorf, relativiert das Manko aber: „Das ist Webers erste Kollektion. Und dafür ist das wirklich klasse.“ Ein Chefeinkäufer weigert sich sogar, für Schuhhändler Webers Treter zu ordern, weil er von diesen nicht restlos überzeugt sei.
Doch der Neuunternehmer lässt sich nicht entmutigen und reagiert auf die Kritik der Kunden. Die Schuhe der neuen Kollektion, die es in seinem Online-Shop schon zu kaufen gibt und die im März auch in die klassischen Schuhläden kommen, haben eine breitere Passform, sind modischer und farbiger sowie auch in den Größen 39 und 40 sowie bis 51 zu haben. Auch der anfangs skeptische Chefeinkäufer hat seine Vorbehalte aufgegeben.
Neben den Lederschuhen, die im ostindischen Chennai hergestellt werden, probiert es Weber nun auch mit Wildledermodellen. Die will Weber künftig beim Fabrikanten Bergmann in Kevelaer produzieren lassen, der für seine Bundeswehrstiefel bekannt ist. Dann könnte Weber sogar das Markenzeichen „Handmade in Germany“ verwenden.
Der Markt für hochwertige Herrenschuhe sei „immer noch von antiquierten Vorstellungen geprägt“, kritisiert Weber. Doch gute, edle Schuhe müssten in den ersten Tagen und Wochen beim Eintragen weder wehtun noch eine Ledersohle haben. „Hier wurde ein Mythos geschaffen“, sagt Weber. „Und wir Männer glauben noch daran.“