Elektroindustrie Mit Fakten kontern

Die USA und Großbritannien sind für die deutsche Elektroindustrie die wichtigsten Abnehmerländer. Wachsendem Populismus und Protektionismus in der Welt will der Branchenverband kontern.

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Brexit und der neue US-Präsident? „Wie sich beides konkret auf die Branche und den wirtschaftlichen Austausch auswirken wird, ist noch unklar“, sagte Klaus Mittelbach, der Vorsitzende der Geschäftsführung des ZVEI. Quelle: dpa

Frankfurt Die Zahlen lassen aufhorchen. 14,8 Milliarden Euro betrug der Warenwert, den die deutsche Elektroindustrie von Januar bis November 2016 in die USA ausgeführt haben – so viel wie in keine andere Region. Und nach Großbritannien exportierte die Branche Waren im Wert von neun Milliarden Euro. Die Briten sind damit die viertgrößte Abnehmerregion. Unter dem Strich gingen gut 14 Prozent der Gesamtausfuhren der Elektroindustrie also in genau jene Länder, die nach dem Brexit in Großbritannien und der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA von großer Unsicherheit gekennzeichnet sind.

Welche Folgen das auf die Branche haben wird, weiß man beim Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronik (ZVEI) nicht so genau. „Wie sich beides konkret auf die Branche und den wirtschaftlichen Austausch auswirken wird, ist noch unklar“, sagte Klaus Mittelbach, der Vorsitzende der Geschäftsführung des ZVEI, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt.

Eine Antwort auf den wachsenden Populismus und Nationalismus glaubt er hingegen gefunden zu haben: „Wichtig ist es jetzt, mit guten sachlichen Argumenten zu kommen und zu schauen, wie weit man damit kommt.“ Ein solcher Fakt sind nach Meinung des Verbandes etwa die Direktinvestitionen der Branche in die USA. Die sind von 2013 bis 2014 von fünf auf 5,4 Milliarden Euro gestiegen. „Wir investieren also kräftig in den USA“, sagt Mittelbach.

Allerdings weiß man auch beim ZVEI, dass sich die Unsicherheit in diesem Jahr wohl weiter in andere Regionen ausbreiten wird. So stehen Wahlen in Frankreich, Italien und Deutschland an, überall positionieren sich die Rechtspopulisten. „Es gibt die begründete Sorge, dass sich Protektionismus und nationalistisches Denken in den Köpfen festsetzt“, sagte Mittelbach.

Fest steht für die Verantwortlichen beim Verband dennoch eines: Die global vernetzte Wirtschaft ist nicht mehr zurückzudrehen. Auch wenn US-Präsident Trump bei seiner Wirtschaftspolitik die US-Interessen in den Vordergrund rücke, „selbst Apple produziert sein iPhone ja nicht nur in den USA“, so Mittelbach.

Immerhin gibt es auch Daten, die zeigen, dass die Branche mittlerweile besser gegen solche schwierigen Rahmenbedingungen gerüstet ist. Nahmen 1990 noch die zehn größten Abnehmerländer mehr als 72 Prozent alles Branchenausfuhren ab, ist dieser Wert bis 2015 auf nur noch 57 Prozent gesunken. „Unser Export-Portfolio ist heute wesentlich diversifizierter als noch vor zwei oder drei Jahrzehnten, Rückgänge können also besser durch Zuwächse in anderen Ländern kompensiert werden“, glaubt Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI.

Unter dem Strich ist der Branchenumsatz zwischen Januar und November 2016 leicht um 0,3 Prozent auf 162,3 Milliarden Euro gewachsen. Einschließlich Dezember - die Schlussabrechnung liegt noch nicht vor - dürfte der Umsatz auf 179 Milliarden Euro zugelegt haben. Damit verfehlte die Branche das selbstgesteckte Ziel, den Rekordwert von 182 Milliarden Euro aus dem Jahr 2008 zu erreichen. Das will man dann in diesem Jahr schaffen - trotz der politisch unruhigen Zeiten.

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