Elektropionier Tesla verbrennt eine halbe Million Dollar pro Stunde

Keiner ist schneller als Tesla. Vor allem, wenn es darum geht, das Geld der Anleger zu verbrennen. Warum dem Elektropionier nicht mehr viel Zeit bleibt, um das Model 3 zum Erfolg zu führen.

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Ein Wohnmobil auf Basis von Teslas E-Truck
Der Tesla-CEO ist auf einem großen Bildschirm zu sehen. 2017 stellte Tesla einen strombetriebenen Sattelschlepper vor. Quelle: REUTERS
Tesla Vanlifer Concept-Zeichnung: So könnte der Grundriss des Tesla Semi Wohnmobils aussehen. Quelle: Campervan
Tesla Vanlifer Concept: Tesla will den Lastwagen Semi ab 2020 ausliefern. Ob es tatsächlich auch eine Camping-Variante für wohlhabende Trendsetter geben wird? Quelle: Campervan
Futuristisch, schlank, typisches Tesla-Design: Das ist der Tesla Semi. Quelle: REUTERS
Ansturm bei der Präsentation in Hawthorn: Jeder will einen Blick auf den Tesla-Truck erhaschen. Quelle: REUTERS
Der E-Truck soll auch mit voller Ladung von 40 Tonnen eine Reichweite von rund 800 Kilometern haben. Quelle: REUTERS
Als Überraschung gab es bei der Präsentation auch ein weiteres Tesla-Modell: Einen neuen Roadster, der 2020 verfügbar sein soll Quelle: REUTERS

San Francisco Mit einer gewohnt selbstbewussten Ankündigung überraschte Tesla-Gründer Elon Musk in der vergangenen Woche die Industrie. Der Elektropionier zeigte dem begeisterten Publikum die Neuauflage des Roadsters. Das supersportliche Modell werde in 1,9 auf 100 Stundenkilometer beschleunigen – und dürfte damit die meisten Sportwagen abhängen. Investoren sollten derzeit eher ein Auge auf einen anderen Geschwindigkeitsrekord legen.

Denn rechnet man die Verluste von Tesla um, hat der Elektropionier in den vergangenen zwölf Monaten 8.000 Dollar pro Minute verbrannt. Das sind rund 480.000 Dollar pro Stunde. Böse Zungen würden behaupten, dass Tesla mit seinen Elektroautos zwar kein Benzin verbrennt, dafür aber Geld der Investoren.

Nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg dürften die Cashreserven von Tesla am 6. August 2018 aufgebraucht sein, wenn die Geldverbrennung in gleichem Tempo weitergeht. Damit es nicht so weit kommt, ist der Elektropionier gezwungen, sein Model 3 möglichst rasch an die Kunden auszuliefern. Produktionsprobleme hatten Tesla in den vergangenen Monaten immer wieder zurückgeworfen.

Die Tesla-Chronik

Trotzdem scheinen auch die Investoren momentan noch sehr gelassen zu sein. Am Dienstag war die Aktie von Tesla erneut um drei Prozent auf 317,81 Dollar gestiegen. Die jüngsten Jubelmeldungen zum Roadster und einem elektrischen Lastwagen nähren die Phantasien der Anleger. Mit einer Marktkapitalisierung von 53 Milliarden Dollar ist Tesla immer noch wertvoller als Branchenriesen wie Ford und Fiat-Chrysler.

Der neue Roadster könnte Tesla sogar dabei helfen, kleinere finanzielle Engpässe zu überbrücken. Denn um die neue „Founders Series“ des Roadsters zu erstehen, müssen Kunden den Kaufpreis von 250.000 Dollar direkt bezahlen – obwohl sie womöglich mehrere Jahre auf die Lieferung warten müssen. Weil die Sonderserie auf auf 1.000 Modelle limitiert ist, könnte Tesla damit 250 Millionen Dollar einnehmen, ohne ein einziges Auto ausgeliefert zu haben.

„Alles hängt von der Geduld der Aktionäre ab“

Auch für den normalen Serien-Roadster wird eine Anzahlung von 50.000 Dollar fällig. Wer den Truck vorbestellt, muss 5.000 Dollar anzahlen. Gebaut wird das Modell allerdings frühestens im Jahr 2019. Mit den Anzahlungen lässt sich eine kleine Reserve aufbauen. Doch reichen wird das nicht, sagen Experten voraus.

„Egal ob Tesla noch Reserven für zehn Monate oder ein Jahr hat, Musk braucht Geld und zwar schnell“, sagt Kevin Tynan, Analyst bei Bloomberg Intelligence. Er geht davon aus, dass Tesla bis Mitte 2018 frisches Kapital in Höhe von zwei Milliarden Dollar aufnehmen wird.

Viele Optionen bleiben Tesla nicht, dieses Geld reinzuholen. Das Unternehmen hat seine Kreditmöglichkeiten ausgeschöpft. Gut verzinste Anleihen in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar, die Tesla vor drei Monaten ausgegeben hatte, werden bereits unter Wert gehandelt. Die Ausgabe neuer Aktien würde den Kurs belasten – und darum womöglich für Verstimmung unter den Anlegern sorgen. „So lange die Firma Geld verbrennt, hängt sie von der Geduld und dem Enthusiasmus der Aktionäre oder einem weißen Ritter mit tiefen Tasche ab“, sagt Christian Hoffmann, Vermögensverwalter bei Thornburg Investment Management.

Teslas Wohl und Wehe hängt aber vor allem an der Produktion des Model 3. Allein eine Milliarde Dollar hat der Elektropionier hier investiert. Der Zeitplan muss unbedingt aufgehen: Bis Ende März sollen 5.000 Exemplare des Model 3 gebaut werden. Ab diesem Monat erwartet das Unternehmen „signifikanten Cashflow aus dem operativen Geschäft“, heißt es in einem Brief an die Aktionäre. Spätestens dann soll Teslas große Geldverbrennung gestoppt werden.

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