Elektrotechnikkonzern ABB verhandelt angeblich über Verkauf der Stromnetzsparte

Ein möglicher Milliarden-Deal treibt die Aktie von ABB nach oben. Laut einem Bericht sind drei asiatische Firmen an der Stromnetzsparte interessiert.

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Der Konzern stellt auch Elektrifizierungsprodukte wie Auto-Stromladesäulen oder Lichtschalter sowie Fabrik-Steuerungssysteme und Roboter her Quelle: Reuters

Zürich Hoffnungen auf eine Abspaltung der Stromnetzsparte haben ABB-Aktien beflügelt. Die Titel des Zürcher Elektrokonzerns kletterten am Freitag um vier Prozent und ließen damit die anderen Werte an der Schweizer Börse deutlich hinter sich. Händler verwiesen auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, wonach ABB mit drei asiatischen Unternehmen über einen Verkauf seiner umsatzstärksten Division spricht.

Verhandlungen über einen Verkauf des Geschäfts oder auch nur Teilen davon gebe es mit Hitachi und Mitsubishi Electric aus Japan, sagten zwei mit den Vorgängen vertraute Personen Reuters. Ein Eingeweihter erklärte, ABB-Chef Ulrich Spiesshofer habe zudem bei einer China-Reise diese Woche mit der Führung von State Grid of China gesprochen.

Gegen die Chinesen spreche allerdings, dass US-Regulatoren wie der US-Ausschuss für Auslandsinvestitionen (CFIUS) einem Deal Steine in den Weg legen könnten. Analysten messen Power Grids einen Wert von rund elf Milliarden Dollar zu. Einem Insider zufolge hofft ABB, bereits Ende kommender Woche einen Abschluss verkünden zu können.

Andere mit der Sache vertraute Personen rechnen damit, dass eine Einigung mehr Zeit in Anspruch nehmen dürfte und möglicherweise auch erst im neuen Jahr über die Bühne gehe. Die gegenwärtig bevorzugte Option sei der Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung. Über die Zeit könnte sich ABB dann auch von den restlichen Anteilen trennen. ABB und Hitachi lehnten eine Stellungnahme ab. Eine Mitsubishi-Sprecherin erklärte, ihre Firma sei nicht von ABB kontaktiert worden.

State Grid konnte vorerst nicht erreicht werden. Angesichts eines über Jahre schleppenden Wachstums und der Kritik des aktivistischen Investors Cevian steht Konzernchef Ulrich Spiesshofer zunehmend unter Druck, bei ABB Veränderungen vorzunehmen. Cevian, mit einem Anteil von rund fünf Prozent der zweitgrößte ABB-Eigner, trommelt bereits seit Jahren für die Abspaltung der Stromnetzsparte.

Die Division stellt Produkte wie Transformatoren her, mit deren Hilfe Strom von Kraftwerken verteilt werden kann. Power Grids kam 2017 mit rund 36.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 10,4 Milliarden Dollar, hinkt den anderen Sparten aber bei der Profitabilität hinterher. 2016 kam ABB nach einer einjährigen Prüfung zum Schluss, die Stromnetz-Division zu behalten, weil sie Synergien zum Rest des Geschäfts aufweise. Doch im Juli deutete Spiesshofer erstmals ein Umdenken an: „Unser Portfolio ist nicht in Stein gemeißelt“.

Zum Umschwung hatte beigetragen, dass ABB wohl einen höheren Preis für das Geschäft erlösen könnte, als vorher. Im ABB-Verwaltungsrat habe sich die Meinung herausgebildet, dass ein Verkauf der Stromnetz-Sparte Sinn mache, erklärte eine mit der Sache vertraute Person.

Für die Vertreter des größten Aktionärs, der schwedischen Beteiligungsgesellschaft Investor der Familie Wallenberg, sei wichtig, dass ein Käufer gefunden werde, der die langfristige Zukunft des zu einem guten Teil in Schweden angesiedelten Geschäfts sicherstelle.

ABB stellt auch Elektrifizierungsprodukte wie Auto-Stromladesäulen oder Lichtschalter sowie Fabrik-Steuerungssysteme und Roboter her. Weite Teile der Branche befindet sich zur Zeit im Umbruch. Sowohl GE als auch der deutsche Rivale Siemens bauen ihr Geschäft um

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