EMA und EU-Kommission geben grünes Licht Kann der Moderna-Impfstoff die Impfmisere in Deutschland beenden?

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Wie könnten die Corona-Impfungen in Deutschland beschleunigt werden?

Kann man dann verschiedene Impfstoffe kombinieren, um den Vorgang zu beschleunigen?

In Großbritannien wurde die Möglichkeit geschaffen, bei der Auffrischung einen anderen Impfstoff zu verwenden als bei der ersten Spritze. Können zwei unterschiedliche Impfstoffe eingesetzt werden, sind die Ärzte flexibler und müssen nicht mehr die Hälfte aller Dosen für die Auffrischungen zurückhalten.

Doch dieses Vorgehen ist umstritten, klinische Studien liegen nicht vor. Einige Wissenschaftler vermuten, dass es möglich sein dürfte, das Immunsystem mit unterschiedlichen Impfstoffen zu trainieren, weil alle bislang vorliegenden Präparate auf das sogenannte Spike-Protein abzielen. Andere sind skeptischer. „Es gibt dazu null Daten. Es wurde nicht getestet, und falls es Studien gab, liegen die Ergebnisse nicht vor“, sagte John Moore, Mikrobiologe beim Weill Cornell Medical College in New York.

Gesundheitsminister Jens Spahn berief sich am Mittwoch auf die Ständige Impfkommission, die ebenfalls von einem Impfstoff-Mix abrät.

Könnten nicht einfach mehr Menschen eine erste Dosis Biontech/Pfizer-Präparat erhalten, anstatt den zuerst Geimpften eine zweite Dosis zu verabreichen?

Viele Bürger und auch Experten beschweren sich, dass nicht genügend Impfstoff da sei. Zwischenzeitlich kam die Debatte auf, ob man nicht zunächst auf die vorgesehene zweite Corona-Impfung verzichten könne, um erstmal mehr Menschen die erste Dosis verabreichen zu können.

Die Impfstoffhersteller Biontech und Pfizer traten hier jedoch schnell auf die Bremse: Es gebe keine Daten, dass die Impfwirkung nach 21 Tagen anhalte, erklärten die Unternehmen. Der Impfstoff müsse ein zweites Mal verabreicht werden, um eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent zu erreichen.

Das ändert sich auch beim Moderna-Impfstoff nicht: Das Präparat hat in Testreihen eine hohe Wirksamkeit von rund 94 Prozent bewiesen. Um seine Wirkung zu entfalten, muss das Mittel ebenfalls zweimal innerhalb von vier Wochen verabreicht werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die US-Arzneimittelbehörde FDA warnten am Dienstag nun ebenfalls davor, von der vorgeschriebenen Verabreichung der zwei Dosen abzuweichen. „Die verfügbaren Daten unterstützen weiterhin die Verwendung von zwei festgelegten Dosen jedes zugelassenen Impfstoffs in festgelegten Intervallen“, hieß es in einer Mitteilung der FDA. Mögliche Veränderungen in diesem Vorgehen wie die Reduzierung der Dosen oder die Verlängerung der Intervalle könnten eine Gefahr für das öffentliche Gesundheitswesen darstellen. Änderungen könnten erst dann erwogen werden, wenn es dazu wissenschaftlich fundierte Daten gebe.

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Eine weitere Gefahr bei einer zeitlichen Entzerrung zwischen den Impfungen: Das Virus könnte sich in der Zwischenzeit anpassen, gibt Florian Krammer, Virologe bei der Icahn School of Medicine in New York, zu bedenken. Er erklärte, genau dieses Vorgehen werde genutzt, um Virenmutationen zu provozieren: „Wenn wir im Labor Mutationen erzeugen wollen, setzen wir das Virus einem geringen Antikörperdruck aus und steigern diesen dann langsam. Ich denke, es wäre gut, die zweite Dosis so bald wie möglich zu geben.“

Und wie steht es um die Impfstoff-Produktion?

Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch mit ihren zuständigen Ministern beraten, wie zusätzliche Produktion von Impfstoff durch die Regierung unterstützt werden kann. Man wolle alles tun, um die Produktion zu steigern. Sollten Darlehen oder Übergangsfinanzierungen nötig sein, werde dies kein Problem sein, sagte Merkel nach den Bund-Länder-Beratungen am Dienstagabend. Der Bund werde sich mit den Herstellern zusammensetzen und überlegen, wo man helfen könne. Es gebe zudem die berechtigte Hoffnung, dass Biontech in seiner geplanten Produktionsstätte in Marburg Ende Februar oder im März starten könne. Dies würde für Biontech und seinen Partner Pfizer die Möglichkeiten „sehr stark“ erhöhen, so die Kanzlerin.

Mehr zum Thema: Die Preise für Corona-Impfstoffe unterscheiden sich stark. Wirtschaftsprofessor Markus Scholz erklärt, wer beim Preis fair spielt.

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