Energie-Engpass BASF muss Fabrik in China schließen

Der Chemiekonzern BASF muss wegen eines Erdgas-Engpasses ein Werk im Südwesten Chinas schließen. Das Land will den CO2-Ausstoß verringern – und eine Behörde hatte sich beim Energiebedarf der Region verkalkuliert.

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Düsseldorf BASF muss eine Fabrik im Südwesten Chinas schließen. Das teilte der Chemiekonzern bereits am Dienstag mit. BASF konnte vorerst keine Angaben machen, wie lange die Anlage in Chongqing außer Betrieb sein wird. 

Die BASF Fabrik stellt fünf Prozent des weltweiten Vorrats für die Chemikalie MDI, also Methylendiphenylisocyanate, her. Es ist ein Ausgangstoff etwa für Isolierschaum von Kühlschränken und Kleber, aber auch für Elastan, das zur Dehnbarkeit von Kleidungsstücken essentiell ist.

Gegenüber seinen Kunden nannte BASF „höhere Gewalt“ (Force Majeure) als Begründung für die Werksschließung. Damit ist der Konzern vorübergehend ohne Haftung von seinen vertraglichen Pflichten gegenüber Lieferanten befreit.

In China herrscht derzeit Erdgasmangel, weil es seine Kohleabhängigkeit verringern will. Am Dienstag mussten neben BASF auch andere Chemiefabriken im Süden und Westen des Landes schließen, weil das von ihnen verbrauchte Erdgas zum Heizen in den Norden umgeleitet wurde. Die Kommission für nationale Entwicklung und Reform hatte falsch abgeschätzt, wie viel Kohle durch Erdgas in der Region ersetzt werden muss.

So hatte die nationale Umweltbehörde im August den nordchinesischen Städten als Ziel gesteckt, die Luftverschmutzung um 15 Prozent zu verringern. Doch vor allem in den kalten Wintermonaten wird dort mit der umweltunfreundlichen Kohle geheizt. In Städten wie Peking wurde sogar zuerst das Heizen mit Kohleöfen untersagt. Stattdessen sollte man Erdgas nutzen.

Vor zwei Wochen veröffentliche die staatliche Zeitung Peoples Daily, das als Sprachorgan der kommunistischen Partei Chinas gilt, Bilder von frierenden Schulkindern, die lieber draußen saßen als in den noch kälteren Klassenzimmern. Denn viele Haushalte und Institutionen hatten noch nicht auf Erdgas umgestellt, aber die Inspektoren hatten dennoch viele Boiler und Öfen schon entfernt, bevor der gasbasierte Ersatz da war.

Die Fotos führten zu einer nationalen Welle der Entrüstung, Peking musste letzte Woche nachgeben. Es erlaubte wieder Kohleöfen im ländlichen Umfeld und schmiss ein Notfall-Kohlekraftwerk an, um das Defizit zu begleichen.

Doch der Energieengpass trifft auch die Industrie hart: Laut der Financial Times kommentierte eine BASF-Führungskraft die Schließung des Werks mit der Feststellung: „Es wird eng für Elastan.“

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