Energiekonzern legt Spaltungsbericht vor Eon und Uniper müssen erst einmal kräftig sparen

Die Aufspaltung von Deutschlands größtem Energiekonzern Eon soll eigentlich Kräfte freisetzen. Zunächst einmal verordnen sich beide Teile aber einen Sparkurs. Müssen die Aktionäre nun um ihre Dividende bangen?

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Eon-Chef Johannes Teyssen gibt Details zur Aufspaltung von Eon und Uniper preis. Quelle: dpa

Eon-Chef Johannes Teyssen lässt sich nicht beirren. „Wir sind auch vor dem Hintergrund der weiter verschlechterten Rahmenbedingungen davon überzeugt, dass der Spin-off der richtige Weg ist“, sagte Teyssen am Donnerstag. „Es ist richtig, die Geschäfte jetzt zu trennen und damit die Voraussetzungen zu schaffen, dass sie sich entlang eigener Strategien weiterentwickeln können.“

Teyssen ist mit dem gesamten Vorstand nach London gereist und die Vorstandskollegen vom neuen Unternehmen Uniper, in das Eon die Kohle- und Gaskraftwerke abspaltet, hat er gleich mitgenommen. Er trifft sich mit den führenden Analysten, um Strategie und Perspektiven der beiden Unternehmen zu erläutern. Und es gibt viel Erklärungsbedarf: Die Rahmenbedingungen für beide Konzerne sind aktuell so schlecht, dass im Markt schon der Sinn der beschlossenen Trennung in Zweifel gezogen wird.

Teyssen ist aber entschlossen, den Plan durchzuziehen. Am 8. Juni soll die Hauptversammlung von Eon die Spaltung endgültig besiegeln. Anschließend sollen 53 Prozent der Uniper-Aktien an die Eon-Aktionäre übertragen – und an der Börse gehandelt werden. Wie Teyssen und Schäfer jetzt bekanntgaben, soll für je zehn Eon-Aktien ein Uniper-Anteil ausgegeben werden. Mittelfristig will sich Eon von allen Uniper-Anteile trennen.

Bei aller Entschlossenheit steht vor allem Uniper vor einem strikten Sparkurs. Ziel sei es, „das Unternehmen organisatorisch weiter zu verschlanken und dabei entsprechend die Kosten anzupassen“, teilte Uniper mit. Dabei solle auch das Investitionsvolumen verringert werden und „Aktivitäten in der Größenordnung von mindestens 2 Milliarden Euro“ abgegeben werden. „Uniper soll so schlank aufgestellt sein, dass unser Unternehmen auch in einem weiter schwierigen Umfeld handlungsfähig bleibt und seine führende Rolle in der Industrie beibehalten kann“, sagte Schäfer und ergänzte: „Alle Maßnahmen sollen schnell greifen und bis 2018 ergebniswirksam abgeschlossen sein.“

Allerding muss auch Eon sparen. „Die geplante Abspaltung wird deutlich in der Bilanz der zukünftigen Eon zu erkennen sein. Deshalb wollen wir zunächst in einem ersten Schritt die Grundlagen für ein nachhaltig stabiles und profitables Wachstum schaffen“, sagte Finanzvorstand Michael Sen. „Wir werden uns bei unseren Investitionen noch stärker auf Wertschaffung konzentrieren und die Auswirkungen auf unsere Bilanz immer im Auge behalten.“

Trotz der Sparmaßnahmen sollen die Aktionäre auch im kommenden Jahr eine Dividende erhalten. Eon verspricht mittelfristig 40 bis 60 Prozent des nachhaltigen – also um Sondereffekte bereinigten – Konzernüberschusses auszuschütten. Da der Konzern für 2016 einen nachhaltigen Überschuss von 0,6 bis eine Milliarde Euro erwartet, können sich die Aktionäre also auf mehrere hundert Millionen Euro freuen. Uniper will für das Jahr 2016 rund 200 Millionen Euro als Dividende ausschütten. Ab 2017 sollen die Dividendenzahlungen dann aus dem freien Cash des operativen Geschäfts gezahlt werden.

Im Dezember 2014 hatte Eon-Chef Johannes Teyssen den Markt mit der Ankündigung überrascht, Deutschlands größten Energiekonzern aufzuspalten. Seit Jahresanfang ist die Trennung im operativen Geschäft auch schon vollzogen. Eon konzentriert sich seither auf das Geschäft mit der Energiewende. Das Unternehmen hat die gut 30 Millionen Kunden übernommen, die Stromnetze und die erneuerbaren Energien. Das traditionelle Kerngeschäft, den Betrieb der großen Kohle- und Gaskraftwerke, hat Eon zusammen mit dem Großhandel und der Gasproduktion in das neue Unternehmen Uniper abgespalten.


Ein Bericht offenbart finanzielle Details der Aufspaltung

Endgültig vollzogen wird die Scheidung aber erst auf der Hauptversammlung von Eon am 8. Juni. Die Aktionäre sollen dann die Abspaltung besiegeln und erhalten danach neben Eon auch Uniper-Aktien.

Am Dienstag lüfteten Teyssen und Schäfer nun die finanziellen Eckdaten der Spaltung. Eon veröffentlichte den Spaltungsbericht, der auflistet wie die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten zwischen den beiden Unternehmen verteilt werden.

Dabei wird die Spaltung in äußerst schwierigen Zeiten vollzogen. Die Rahmenbedingungen waren schon schlecht, als Teyssen Ende 2014 die Strategie ankündigte. Die Kohle- und Gaskraftwerke wurden durch Wind- und Solarenergie aus dem Markt gedrängt. Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima, als die Energiewende forciert wurde, war der Strompreis im Großhandel von mehr als 50 Euro je Megawattstunde auf gerade noch 32 Euro Ende 2014 abgestürzt. Entsprechend waren die Margen zusammengeschmolzen.

Seither ist die Lage für die konventionellen Kraftwerke aber noch dramatischer geworden. Aktuell kostet im Terminmarkt die Megawattstunde Strom, die im kommenden Jahr geliefert werden soll, gerade noch knapp 25 Euro. Zudem ist keine Besserung in Sicht. Auch für 2018 und 2019 sind die Notierungen im Keller. Eon hatte im vergangenen Jahr Abschreibungen von 8,8 Milliarden Euro vorgenommen – vor allem auf die Kraftwerke – und musste einen Rekordverlust von sieben Milliarden Euro ausweisen. Seit Bekanntgabe der Abspaltung ist auch der Aktienkurs von Eon um 35 Prozent abgestürzt.

Ende 2015 hat auch Konkurrent RWE eine Aufspaltung des Konzerns beschlossen. Allerdings geht RWE-Chef Peter Terium anders vor als Teyssen. Die RWE AG bleibt selber operativ für die konventionellen Kraftwerke und den Großhandel zuständig. RWE hat vielmehr Vertrieb, Netze und erneuerbare Energien in eine neue Gesellschaft abgetrennt. Die will Terium Ende des Jahres an die Börse bringen.

Im Herbst 2015 musste Teyssen seine Strategie in einem entscheidenden Punkt verwässern. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Planungen behält Eon die Zuständigkeit für die Kernkraftwerke und damit die Verantwortung für die Abwicklung des Atomausstiegs. Teyssen reagierte damit auf ein Gesetz, mit dem die Bundesregierung die Haftung ohnehin beim Mutterkonzern belassen hätte.

Für Eon sind deshalb auch die aktuellen Verhandlungen in Berlin entscheidend, bei denen über eine Verteilung der Lasten für den Rückbau der Kernkraftwerke und die Entsorgung der Brennelemente verhandelt wird. Die Atomkommission, die dafür von der Bundesregierung einberufen wurde, will morgen ihren Abschlussbericht vorlegen.

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