Energiemarkt Windige Weihnachten

Zu Weihnachten wird es stürmisch. Die Windräder werden auf Hochtouren laufen und sogar mehr Strom produzieren als Deutschland gebrauchen kann. Für einzelne Stunden wird Strom sogar schon zu Negativpreisen verschleudert.

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Sturmböen treiben am Windräder bei Menteroda in Thüringen an. An Weihnachten werden die Windanlagen wieder auf Hochtouren laufen. Quelle: dpa

Düsseldorf Weiß wird das Weihnachtsfest auch in diesem Jahr für die meisten Deutschen nicht werden. Dagegen recht stürmisch. Von Heiligabend bis über die Festtage werden kräftige Böen über Deutschland ziehen. Im Norden sind teilweise Windgeschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern möglich.

Für die Betreiber von Windanlagen ist das eine gute Nachricht. Die Räder werden sich auf Hochtouren drehen und fleißig Strom produzieren. Für die Netzbetreiber ist das dagegen eine schlechte Nachricht. Teilweise wird das Stromangebot höher liegen als benötigt. Sie müssen gegensteuern, um das überschüssige Angebot abzufangen. Große Mengen Windstrom müssen von Nord nach Süd transportiert werden. Große Verbraucher aus der Industrie werden vorsorglich gebeten ihren Verbrauch aufrechtzuerhalten. Für einzelne Stunden am ersten Weihnachtsfeiertag wird Strom sogar schon zu negativen Preisen gehandelt.

Nach Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg wird die Windproduktion am 25. Dezember, dem ersten Weihnachtsfeiertag, sprunghaft auf 31,3 Gigawatt ansteigen und anschließend bis zum 27. Dezember sogar auf 33,7 Gigawatt klettern. Das ist nahe am bisherigen Rekordwert von 33,8 Gigawatt, den die Windbranche im Februar erreicht hatte. Ein Gigawatt entspricht der Leistung eines mittleren Atomkraftwerks und reicht aus, um rund zwei Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen.

Nach Marktdaten, die Bloomberg bei Brokern zusammengetragen hat, fiel der Preis für Stromlieferungen am 25. Dezember zwischenzeitlich auf einen Negativwert von 10,95 Euro je Megawattstunde. Elchin Mammadov, Analyst von Bloomberg Intelligence, begründete die negativen Preise mit einer „schwachen Nachfrage während der Feiertage, weil Fabriken geschlossen sind, und die Menschen auf Besuch bei ihren Familien sind“. Andererseits seien in diesem Jahr vergleichsweise wenige Kraftwerke vom Netz und das Angebot von Windstrom extrem hoch. Die negativen Preise ergeben sich, weil entweder Stromproduzenten damit veranlasst werden, die Produktion zu drosseln, oder Industriebetriebe dafür bezahlt werden, den Stromverbrauch zu erhöhen.

Das Phänomen negativer Strompreise ist nicht neu. Die Kapazität an Wind- und Solaranlagen wurde in Deutschland inzwischen so sehr erhöht, dass sie bei günstigen Witterungsbedingungen eine große Menge des Bedarfs decken können. Dabei produzieren die Betreiber den Strom weitgehend unabhängig vom Verbrauch, weil sie für jede Kilowattstunde, die sie ins Netz einspeisen, eine feste Vergütung bekommen. Wenn dann an Feiertagen gleichzeitig der Verbrauch niedrig ist, müssen sich die Netzbetreiber anstrengen, um Angebot und Nachfrage im Einklang und das Netz stabil zu halten.

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