Energieprognose Exxon Gas auf der Überholspur

Der amerikanische Energiekonzern Exxon blickt weit in die Zukunft. Trotz Elektroauto-Offensive: Auch im Jahr 2040 werden Mineralöl und Erdgas in Deutschland unverzichtbar sein. Das gilt vor allem an den Tankstellen.

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Das Heizkraftwerk Linden in Hannover wird mit Erdgas befeuert. Bis 2030 soll der Rohstoff das Öl als Energieträger Nummer eins in Deutschland ablösen. Quelle: dpa

Düsseldorf Ohne Mineralöl und Erdgas geht es auch im Jahr 2040 nicht: Zusammen werden die beiden Energieträger in Deutschland dann immer noch über 60 Prozent zum Energiemix beitragen, prognostiziert der amerikanische Energiekonzern Exxon Mobil. Allerdings werden Öl und Gas die Favoritenrolle tauschen; nach 2030 wird Erdgas der Energieträger Nummer eins sein. Mit einer Ausnahme: „Öl bleibt im Verkehrssektor auch zukünftig die (an-)treibende Kraft“, heißt es in der Exxon-Langzeitprognose, die dem Handelsblatt vorliegt.

Zwar ist der Elektroantrieb im Automobilsektor zurzeit in aller Munde, doch wird er sich nicht so schnell flächendeckend durchsetzen. Bisher wächst das Kaufinteresse der Autofahrer in Deutschland nur langsam. Laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) waren bis Anfang September erst knapp 3000 Anträge für eine Kaufprämie eingegangen. „Die Kaufprämie ist ein Flop”, hat schon Anfang August der Professor für Automobilwirtschaft, Ferdinand Dudenhöffer, geurteilt. Vor diesem Hintergrund ist auch die Erwartung von Exxon nicht überraschend. „Zwei Drittel aller Pkw werden 2040 mit Benzin oder Diesel betankt“, lautete die Prognose. Zudem werde der Güterverkehr in Deutschland auf der Straße um 35 Prozent zunehmen – Transitfahrten eingeschlossen.

Dennoch sieht auch Exxon erhebliche Veränderungen für das Tankstellengeschäft. „2040 fahren wir mit einer Tankfüllung fast doppelt so weit wie heute“, prognostiziert der Konzern, der hierzulande die Tankstellenkette Esso betreibt. „Es ist ein rückläufiger Markt, in dem Öl aber sehr wichtig bleibt“, erklärt Klaus Torp, der bei Exxon Mobil für die deutsche Energieprognose verantwortlich ist. „Wir sind schon schlank im Tankstellengeschäft aufgestellt“, unterstreicht Esso in Hamburg. Insgesamt betreibt der Konzern mehr als 1000 der rund 14500 Tankstellen in Deutschland und ist damit die Nummer vier.

Schon heute verbrauchen die modernen Autos deutlich weniger Sprit als noch vor einigen Jahren. Das ursprüngliche Geschäft der Tankstellen steht daher massiv unter Druck. Die Betreiber der Stationen setzen im Gegenzug auf ein breiteres Angebot, etwa Wasserstoff oder Gas und forcieren vor allem ihre Zusatzgeschäfte. Vom Radverleih bis zum Friseur ist an den Tankstellen fast alles zu finden. Beim Marktführer Aral etwa kommen rund 60 Prozent des Umsatzes schon heute aus dem Shopgeschäft. Beim Zweitplatzierten Shell kaufen eigenen Angaben zufolge „nur 35 Prozent der Kunden ausschließlich Treibstoff“.


Deutschland wird mit Energieeffizienz punkten

Mit einer deutlich besseren Energieeffizienz werden die Deutschen laut Exxon Mobil aber nicht nur im Autobereich punkten. Insgesamt soll das Leben hierzulande im Jahr 2040 klimafreundlicher sein. So werde der Primärenergieverbrauch trotz einer wachsenden Wirtschaft um knapp ein Drittel schrumpfen. Grund dafür sei eine Verschiebung der wirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland weg vom Industrie- hin zum Dienstleistungssektor. Zum anderen steige die Energieeffizienz.

„Neben mehr Effizienz wird ein Wandel im Energiemix dafür sorgen, dass CO2-Emissionen reduziert werden“, ergänzt Torp. Mit jeweils 40 Prozent würden Erdgas und erneuerbare Energien 2040 die Pfeiler der Stromerzeugung sein. Daraus resultiert, dass die energiebedingten CO2-Emissionen der Prognose zufolge im Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 um 30 Prozent niedriger sein werden – bis 2030 sind es 40 Prozent und bis 2040 sogar mehr als 50 Prozent. Aber: „Das reicht nicht, um die Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung zu erreichen, das Reduzierungen bis 2040 von 70 Prozent vorsieht“, heißt es bei Exxon.

Die wachsende Bedeutung von Erdgas in Deutschland ist zum einen dem Einsatz im Wärmesektor geschuldet, auf den schon heute mehr als die Hälfte des Erdgasverbrauchs entfallen. Wichtiger wird Erdgas der Prognose zufolge aber für die Stromerzeugung. „Der wetterunabhängige und ausreichend verfügbare Energieträger trägt hier immer stärker zur stabilen Grundversorgung bei“, erklären die Experten. Gedeckt wird der inländische Erdgasbedarf nach Angaben des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. vor allem aus Russland (37 Prozent) und den Niederlanden (20 Prozent). Mit einer Jahresproduktion von rund zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas steuert Deutschland selbst immerhin noch zwölf Prozent bei. Als Kraftstoff für Pkw hingegen spielt Erdgas dagegen kaum eine Rolle.

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