Eon-Hauptversammlung Teyssen appelliert an die Aktionäre

Die Eon-Anteilseigner stimmen über die größte Zäsur in der Unternehmensgeschichte ab. Auch für Johannes Teyssen wird das Votum zur Bewährungsprobe. Zum Auftakt richtet der Konzernchef einen Appell an die Aktionäre.

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Für den Eon-Chef ist die Aufspaltung das wichtigste Projekt seiner Managerkarriere. Quelle: Reuters

Essen Der 8. Juni 2016 ist nicht nur einer der wichtigsten Tage in der Geschichte von Eon, sondern natürlich auch für Konzernchef Johannes Teyssen. Entsprechend große Worte wählte er zum Auftakt des Aktionärstreffens in der Essener Grugahalle. „Das ist eine ganz besondere Hauptversammlung für Ihr Unternehmen“, sagte Teyssen, „mit der größten Transaktion der jüngeren europäischen Industriegeschichte schaffen wir heute nichts weniger als eine neue Eon, die sich mit jeder Faser der Energiezukunft verschrieben hat.“

Im Dezember 2014 hatte der Manager seinen spektakulären Strategiewechsel verkündigt. Eineinhalb Jahre arbeitete er mit dem Management und den Mitarbeitern an der Aufspaltung des Energiekonzerns in zwei Teile. Eon wird sich künftig auf das Geschäft mit der Energiewende konzentrieren, die erneuerbare Energien, den Vertrieb und die Netze. Um die alte Energiewelt kümmert sich das neue Unternehmen Uniper. Es übernimmt die konventionellen Kraftwerke, die mit Kohle und Gas Strom erzeugen, den Großhandel und die Gasproduktion.

Am heutigen Mittwoch will Teyssen das Projekt nun unter Dach und Fach bringen. Die Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung die Trennung endgültig besiegeln. „Wir haben unseren Plan beharrlich umgesetzt. Unser Ziel fest im Auge behalten. Wir haben Eon und Uniper finanziell ordentlich aufgestellt“, sagte Teyssen, „heute nun ist der große Tag, auf den wir hingearbeitet haben. Unsere Hauptversammlung, auf der es nun auf Ihre Zustimmung ankommt.“ Der Vorstandschef ließ zum Ende seiner Rede einen regelrechten Appell los: „Unterstützen Sie uns heute mit Ihrer Zustimmung! Stimmen Sie der Abspaltung zu!“

Formal ist die Hürde hoch. 75 Prozent der Aktionäre müssen dem Plan zustimmen. Tatsächlich kann Teyssen aber entspannt der Abstimmung am Abend entgegen sehen. Im Vorfeld wurde kein einziger Gegenantrag eingereicht – und die großen institutionellen Investoren haben eine breite Zustimmung signalisiert. Letztlich dürfte es nur darum gehen wie knapp Teyssen die 100-Prozent-Marke verfehlen wird. Entsprechend gelöst war der Konzernchef, als er vor Auftakt der Hauptversammlung im Pressezentrum vorbei schaute. Mit größeren Protesten muss er allenfalls von Kleinaktionären und von Umweltaktivisten rechnen.

Von denen hatten im Vorfeld wieder eine Handvoll demonstriert. Auf großen Transparenten empfingen sie die Aktionäre mit einem Appell, die Verantwortung für die Folgen der Kernenergienutzung ernst zu nehmen: „Eine Milliarde Euro Dividende…und wer zahlt die Atommüll-Zeche?“, kritisierte das Bündnis Ausgestrahlt.

Eon behält schließlich trotz der Neuausrichtung die Verantwortung für die Kernkraftwerke und muss für eine sichere Finanzierung des Atomausstiegs sorgen. Aktuell wird in Berlin über eine Neuverteilung der Lasten diskutiert.


Wenning rechnet zum Abschied mit der Politik ab

Im Gegensatz zu RWE-Chef Peter Terium musste Teyssen aber keine Angriffe auf dem Podium abwehren. Terium war schon während seiner Rede mehrfach von Aktivisten durch lautstarke Zwischenrufe gestört worden, die auch mit einem Transparent auf die Bühne stürmten.

Seit Anfang des Jahres arbeiten Eon und Uniper schon getrennt. Jetzt will sich Eon gut 53 Prozent der Anteile abgeben. Das sollen die Aktionäre heute beschließen. Eon will ihnen je zehn Eon-Anteilsscheine eine Uniper-Aktie geben.

Eon und Uniper sind dabei in einer außergewöhnlich schwierigen Zeit gestartet. Vor allem die konventionellen Kraftwerke, die Uniper übernommen hat, kämpfen mit Problemen. Sie werden zunehmend durch die erneuerbaren Energien aus dem Markt gedrängt. 2011, als die Energiewende nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima forciert wurde, kostete eine Megawattstunde Strom im Großhandel noch mehr als 60 Euro. Aktuell sind es gerade einmal 27 Euro. Entsprechend sind die Renditen geschmolzen, viele Kraftwerke mussten bereits vom Netz. Teyssen räumte vor kurzem im Interview mit dem Handelsblatt ein, dass sich die Startposition für beide Unternehmen deutlich verschlechtert habe. Sowohl Uniper als auch Eon müssen zunächst Sparen.

Aufsichtsratschef Werner Wenning, der zum Ende der Hauptversammlung aus dem Gremium ausscheidet und an Ex-Merck-Chef Karl-Ludwig Kley übergibt, ließ es sich nicht nehmen, die Energiepolitik noch einmal zu kritisieren. Er wolle zwar den „gesellschaftlich gewollten“ Atomausstieg nicht in Frage stellen. Die deutsche Politik habe aber mit „Aktionismus“ reagiert und die Energiewende sei „überstürzt“ gewesen. Das habe viele Arbeitsplätze gekostet und „Milliarden vernichtet“. Bis heute gebe es „kein schlüssiges Gesamtkonzept“. Ihm sei in seiner langen Karriere „kein Industriesektor bekannt, der durch politische Eingriffe so in Mitleidenschaft“ gezogen worden sei.

Die Aufspaltung sei eine „Zäsur“ für Eon. Aber Wenning ist sich mit Teyssen einig: Sie ist in ihren Augen konsequent und richtig.
„Ich bin sicher: Wenn Sie am Ende des heutigen Tages unserem Vorschlag der Aufspaltung beider Unternehmen zustimmen und damit unsere Zukunftsstrategie unterstützen, dann haben beide nun entstehenden Unternehmen alle Chancen, erfolgreich zu sein“, versprach Teyssen den Aktionären.

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