Eon, RWE, Vattenfall Energieriesen ziehen Sparschraube an

Tausende Jobs sind bei den Stromversorgern seit Beginn der Energiewende schon weggefallen. Jetzt steht eine neue Sparrunde bevor. Besonders hart dürfte es die Kraftwerkssparten von Eon und RWE treffen.

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Bis zu 2300 Stellen will RWE im Rheinland, Niederlande und Großbritannien streichen. Auch bei anderen Energiekonzernen fallen Arbeitsstellen weg. Quelle: dpa

Essen/Düsseldorf In der Energiewirtschaft steht eine neue Sparwelle mit weiterem Stellenabbau an. Angesichts der anhaltend niedrigen Börsenstrompreise wollen die Unternehmen noch mal die Kosten reduzieren. Hinzu kommen aus Sicht der Unternehmen die drohenden Milliarden-Zusatzausgaben für den „Risiko-Zuschlag“ beim Atom-Ausstieg.

RWE hat bereits Vorgespräche mit den Gewerkschaften über erhebliche Kürzungen des Haustarifs geführt und beruft sich dabei auf den „Krisenparagrafen“, der bei „wirtschaftlichen Schwierigkeiten“ auch vorzeitige Gespräche vor Ende der Laufzeit erlaubt. „Arbeitgeber fordern minus 25 Prozent - Nein! Nicht mit uns!“, protestierte die Gewerkschaft IG BCE Ende Mai auf einem Flugblatt.

Während RWE sich nicht zu den Inhalten der Gespräche äußern will, trommelt die Gewerkschaft gegen mögliche Einschnitte etwa beim Weihnachtsgeld, bei Zulagen und beim Urlaub. Über Jahre erstrittene Leistungen dürften nicht wegen der kurzfristigen Strommarktkrise über Bord geworfen werden, sagte ein Sprecher.

Am 4. und 5. Juli sollen die Verhandlungen weitergehen. Bisher herrschte laut Teilnehmern eine „angespannte“ und „belastete“ Stimmung. Dabei sei noch keineswegs klar, ob RWE sich auf eine besondere Notlage berufen und vorzeitig über die Absenkung tariflicher Leistungen verhandeln könne, sagt der Verdi-Funktionär Hans-Peter Lafos, der auch im RWE-Aufsichtsrat sitzt. Eigentlich läuft der Tarifvertrag noch bis zum Jahresende.

Die Eon-Kraftwerksgesellschaft Uniper verhandelt an diesem Freitag (24.6.) in Hannover mit den Gewerkschaften ebenfalls über Kürzungen. Arbeitnehmervertretern zufolge dringt der Konzern auf Lohnkürzungen und will insgesamt eine halbe Milliarde Euro einsparen. Die Arbeitgeberseite fordere Verhandlungen über die Absenkung von tarifvertraglichen Leistungen, sagten Sprecher der Gewerkschaften Verdi und IG BCE. Die Arbeitnehmer lehnten dies aber ab. Zudem sei in Gesprächen zwischen Management-Vertretern und Arbeitnehmern ein Einsparziel von 500 Millionen Euro genannt worden. Uniper wollte sich dazu nicht äußern. Uniper-Chef Klaus Schäfer hatte aber bereits am Vorabend die Beschäftigten auf einen deutlichen Stellenabbau eingestimmt.

„Wir müssen und werden tun, was wir können, um im Wettbewerb zu bestehen: Kosten senken, die Organisation verschlanken und Unternehmensteile verkaufen“, hatte Schäfer am Donnerstagabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf gesagt. Auch betriebsbedingte Kündigungen schloss er auf Nachfrage nicht aus: „Wir schauen uns alles an. Wir kennen an der Stelle keine heiligen Kühe.“ Sparziele hatte er nicht nennen wollen. Uniper wolle das Sparprogramm aber so sozialverträglich wie möglich gestalten. In zwei Jahren solle der Umbau umgesetzt sein, bekräftigte er: „Wir wollen wetterfest sein bis 2018 - das ist das Ziel, das wir uns gesetzt haben.“


EnBW macht radikalen Schnitt

Der EnBW-Konzern hat radikal auf die Dauerkrise der Branche reagiert: Die Karlsruher ziehen sich aus dem Großkundengeschäft mit Strom und Gas ganz zurück, weil es kaum mehr profitabel sei. Rund 400 Stellen sollen abgebaut werden, nach Medienberichten könnten sogar noch mehr Jobs betroffen sein. Vattenfall hat ebenfalls bereits Stellenabbau angekündigt, ohne genaue Zahlen zu nennen. Der schwedische Staatskonzern will sich in Deutschland mit dem Verkauf seiner Braunkohle an die tschechische EPH-Gruppe ohnehin massiv verkleinern.

Beim RWE-Konzern, der immer noch mehr als die Hälfte seines Stroms mit Kohle erzeugt, sieht es besonders schlecht aus. Dass das Unternehmen im Rheinischen Revier in den nächsten Jahren 800 bis 1000 Arbeitsplätze abbaut, weil fünf Braunkohle-Blöcke in die Klima-Reserve überführt werden, ist lange bekannt. Wegen des dauernden Marktdrucks und Umorganisationen im Braunkohlerevier soll jetzt die Zahl auf 1600 Stellen im Rheinland bis 2020 und insgesamt 2300 Stellen inklusive Niederlande und Großbritannien steigen.

Weiterer Stellenabbau in der Stromerzeugung ist dabei für RWE arbeitstechnisch schwer umzusetzen. In den Kraftwerken sei die Besetzung ohnehin knapp und es würden reihenweise Überstunden geschoben, heißt es aus Konzernkreisen. Wenn noch einmal erheblich Jobs abgebaut werden müssten, könne das sogar die Schließung eines kompletten Braunkohletagebaus bedeuten, heißt es. Damit könnte der schlechte Börsenpreis womöglich überraschend schnell bewirken, was die erbitterten Proteste von Umweltschützern bisher nicht geschafft haben.

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