Erbsünden der Familienunternehmen Wie große Mittelständler sich selbst zerfleischen

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Oetker: Kampf um die Puddingerbfolge


Die Streithähne

Bei Deutschlands traditionsreicher Lebensmittelmarke geht es um eines der zentralen Probleme in Familienunternehmen: die Nachfolge. Als meinungsführende Widersacher stehen sich der 47-jährige Alfred Oetker und sein 70-jähriger Halbbruder August Oetker gegenüber. Alfred vertritt die Interessen der Kinder des verstorbenen Alleininhabers Rudolf-August Oetker aus dritter Ehe: Carl Ferdinand Oetker, 42, und Julia Oetker, 35. August schart die Nachkommen aus der ersten und zweiten Ehe seines Vaters hinter sich: Rosely Schweizer, 74, Bergit Gräfin Douglas, 68, Christian Oetker, 66 und Richard Oetker, 64.

Die Streitgründe

Damit verdient die Oetker-Gruppe am meisten
Schild der Privatbank Bankhaus Lampe Quelle: dpa
Flasche Henkell Brut Quelle: PR
Radeberger-Flaschen Quelle: dpa
Dr.-Oetker-Gelierzucker Quelle: obs Dr. August Oetker Nahrungsmittel Kg
Schiff der Reederei Hamburg Süd Quelle: dpa

Der Konflikt zwischen den Generationen dreht sich um die Mitsprache bei strategischen Investments. Im Mittelpunkt aber steht die Frage, wer dem amtierenden Firmenchef Richard Oetker 2016 nachfolgen soll, der im kommenden Jahr die Altersgrenze von 65 Jahren erreichen wird. Die jungen Wilden sehen Kronprinz Alfred Oetker in dieser Rolle. Die alten Haudegen bevorzugen eine externe Lösung.

Die Eskalation

Lange konnten die Clan-Zwistigkeiten unter der Decke gehalten werden. Als das Vorhaben der Alten, die eigene Containerreederei Hamburg Süd mit dem Konkurrenten Hapag-Lloyd zu verschmelzen, von den Jungen verhindert wurde, brachen die Schweigemauern.

Die Entscheidung

Offenbar rauft sich der Clan wieder zusammen. Nach einem Entscheidungsvakuum meldete Oetker in 2014 zahlreiche Übernahmen: vom Nobelhotel Lanesborough in London über das Familienunternehmen D’Gari, den mexikanischen Marktführer für Desserts wie Götterspeise, bis zum US-amerikanischen Tiefkühlpizzageschäft von McCain Foods. Selbst die Reederei Hamburg Süd stärkte sich mit dem Kauf der chilenischen Reederei CCNI.

Die Lösung

Der Konflikt bei Oetker sei immer lösbar gewesen, sagt Familienexperte May. Im Unterschied zu Tönnies gebe es genug Optionen. „Das hat auch mit den Beteiligten zu tun. Denkbar ist sowohl eine friedliche Realteilung als auch eine neue, professionelle und faire Unternehmensverfassung.“ So könnte Alfred Oetker als Vertreter der jüngeren Generation zum stellvertretenden Beiratsvorsitzenden gewählt werden. Vorsitzender des Gremiums ist der ehemalige Oetker-Chef August Oetker. Nachfolger von Richard Oetker könnte dann ein familienfremder Manager werden. „Im Fall Oetker scheint vieles möglich, auch weil das Tischtuch noch nicht endgültig zerschnitten scheint“, sagt May.

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