Erst wegen Corona entlassen, nun neue Zeitarbeiter Jetzt fehlt Volkswagen plötzlich Personal

Sowohl bei der Nutzfahrzeug-Tochter (VWN) in Hannover als auch im Wolfsburger Stammwerk der VW-Kernmarke sind nun jeweils bis zu 300 „temporäre Arbeitskräfte“ im Einsatz. Quelle: Reuters

Als es im Frühjahr wegen Corona abwärts ging, ließ VW viele Leih- oder Zeitarbeitsverträge auslaufen – oft zum Ärger der Beschäftigten. Nun werden sie auf einmal wieder gebraucht.

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Bei Volkswagen sollen neue Zeitarbeiter personelle Lücken ausfüllen – wenige Monate, nachdem das Unternehmen viele befristete Verträge hat auslaufen lassen. Trotz Coronakrise bessert sich die Auftragslage aktuell wieder, gleichzeitig bleiben etliche Beschäftigte aber vorsichtshalber zu Hause und melden sich krank. Dies führt zu Engpässen in der Produktion. Sowohl bei der Nutzfahrzeug-Tochter (VWN) in Hannover als auch im Wolfsburger Stammwerk der VW-Kernmarke seien nun jeweils bis zu 300 „temporäre Arbeitskräfte“ im Einsatz, hieß es am Dienstag. Ihre Verträge sind in der Regel bis September 2021 beziehungsweise März 2021 befristet.

Bei den leichten Nutzfahrzeugen dürften zusätzlich etwa 50 Beschäftigte einen unbefristeten Vertrag erhalten, bis April 2021 sollen sie im Unternehmen sein. Auch die „Bild“-Zeitung berichtete darüber. VWN-Betriebsratschefin Bertina Murkovic sprach in einer internen Mitteilung an die Belegschaft von einer „sehr angespannten“ Situation - sie sei froh, bald neue Mitarbeiter vorübergehend aufnehmen zu können. Darüber hinaus begrüße sie die unbefristete Perspektive für einen Teil der Kolleginnen und Kollegen.

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Einige derjenigen, deren Vertrag im Mai nicht verlängert wurde, klagen gegen VWN – auf sie will die Marke nun zugehen. Nur wenige der abwesenden Stammbeschäftigten seien selbst von einer Corona-Infektion betroffen. Sie blieben meist vorsorglich daheim, weil sie etwa Erkältungsinfekte hätten oder sich um ihre Kinder kümmern müssten.

„Auftragsbestand und -eingänge sind sehr gut, sie lagen im August und September etwa 50 Prozent über dem Vorjahr“, hieß es zur Fertigung des VW-Transporters. VWN-Personalvorstand Thomas Edig sprach mit Blick auf das Herbstwetter und die Grippesaison von einem „stark schwankenden und schwer planbaren Personaleinsatz bei uns hier in Hannover, ebenso wie bei vielen anderen Werken im Konzern“.

Dass sich die Lage so entwickeln würde, habe man im Frühjahr noch nicht absehen können, erklärte das Unternehmen. „Wir brauchen nun auch mehr personelle Flexibilität für bevorstehende Anläufe.“ Unter anderem sind in Hannover die siebte Generation des VW-Busses (T7) und später auch der vollelektrische ID.Buzz geplant. Für Letzteren wird das Werk in den kommenden Jahren auf die Fertigung von E-Fahrzeugen ausgerichtet – ebenso wie Emden, die bereits weitgehend umgestellte Fabrik in Zwickau sowie weitere Standorte in China und den USA.


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Nach den Einbrüchen im zweiten Quartal konnte sich der Absatz einiger VW-Marken zuletzt etwas fangen. Im August verkaufte der Konzern insgesamt aber weniger Neuwagen, im Vergleich zum Vorjahresmonat rutschten die weltweiten Auslieferungen um 6,6 Prozent auf 792.200 Fahrzeuge ab. Es gab allerdings einen Sondereffekt, weil der August 2019 wegen vorgezogener Autokäufe vor der nächsten Stufe verschärfter Abgastest-Regeln in Europa stark verlaufen war.

Die Hauptmarke VW Pkw schnitt um 6,5 Prozent schlechter ab als im August 2019, die leichten Nutzfahrzeuge um 10 Prozent. Unterm Strich erwartet VW trotz Corona für das Gesamtjahr 2020 noch schwarze Zahlen. „Wir wollen die positive Kundennachfrage zeitnah bedienen.“

Mehr zum Thema: Fünf Jahre nach Aufdeckung der Abgasmanipulation hält sich Volkswagen für einen geläuterten Konzern, doch es gibt Zweifel an VWs Saubermannimage.

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