Erste neue US-Fabrik Zwei Amerikaner bauen Traktoren in Kuba

Die diplomatische Neuzeit zwischen den USA und Kuba erreicht nun auch die Wirtschaft. Zwei Unternehmer wollen in Zukunft auf der Insel Traktoren bauen, um der ineffizienten Landwirtschaft auf die Sprünge zu helfen.

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Der gebürtige Kubaner Saul Berenthal und sein Partner Horace Clemmons (im Bild) wollen Traktoren in Kuba produzieren. Quelle: Reuters

Havanna Mehr als fünf Jahrzehnte nach der Revolution auf Kuba und der Enteignung von US-Firmen durch Fidel Castro wird es bald wieder eine erste US-Fabrik auf der Karibikinsel geben. Die US-Regierung segnete jetzt den Plan einer Zwei-Mann-Firma aus dem Staat Alabama ab, auf Kuba rund 1000 kleine Traktoren jährlich für private Abnehmer zu bauen. Das Unternehmen wird in der Sonderwirtschaftszone Mariel rund 30 Kilometer westlich von Havanna angesiedelt sein.

Die beiden Unternehmer, der gebürtige Kubaner Saul Berenthal und sein Partner Horace Clemmons, wollen bereits Anfang 2017 mit der Produktion der Traktoren für private Bauern und Hilfsorganisationen beginnen.

Angelehnt an die auf Kuba weithin praktizierte Yoruba-Religion haben sie sich für das Modell einen Namen aus der afrokubanischen Götterwelt der Orishas ausgesucht: Wie der Krieger und Beschützer Ogun soll das gute Stück heißen, das nach Jahrzehnten der lähmenden sozialistischen Planwirtschaft die landwirtschaftliche Revolution auf die kubanischen Äcker bringen soll.

Ein solches Unterfangen wäre vor dem 17. Dezember 2014 undenkbar gewesen: Doch an jenem Tag kündigten US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro an, ihre nach der Revolution und der Enteignungswelle abgebrochenen diplomatischen Beziehungen wieder zu normalisieren. Seitdem wird in Washington auch daran gearbeitet, den Handel, den Reiseverkehr und andere Aspekte der lang brachliegenden bilateralen Beziehungen wieder aufzunehmen.


Export in lateinamerikanische Länder

Der Traktor Ogun soll 25 PS haben und für weniger als 10.000 Dollar (etwa 8890 Euro) verkauft werden, so Clemmons und Berenthal, die in den 1970er-Jahren schon einmal zusammen erfolgreich ein Unternehmen aufgezogen hatten.

Sie glauben, Hunderte dieser Trekker pro Jahr auf der Insel verkaufen zu können. Dabei setzen sie darauf, dass im Ausland wohnende Verwandte die Kaufinteressenten finanziell unterstützen und auch Hilfsorganisationen ein Interesse haben werden.

Für die ersten drei Jahre wollen die beiden Unternehmer Traktorteile aus den USA nach Kuba importieren. Doch danach hoffen sie, viele oder alle der benötigten Komponenten vor Ort zu produzieren. 30 Kubaner sollen in der Startphase in der Fabrik arbeiten, binnen fünf Jahren könnten es dann 300 sein - wenn alles gut läuft.

Berenthal und Clemmons wollen die Traktoren auch in andere lateinamerikanische Länder exportieren. Und sie träumen schon davon, alle Art von Baumaschinen herzustellen, die das vielerorts baufällige und infrastrukturlose Kuba für den erwarteten Aufbruch ebenfalls brauchen wird. „Jeder will nach Kuba gehen und dort etwas verkaufen - wir nicht“, sagt Clemmons. „Wir glauben, dass beide Seiten auf lange Sicht gewinnen, wenn wir Dinge tun, die für beide Länder gut sind.“

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