Ex-Siemens-Töchter Osrams Vorbild heißt Infineon

Seite 3/3

Infineon hat den Turnaround geschafft

Ein Szenario, das Infineon nur gut genug kennt. Zwar läuft es bei dem Halbleiter-Spezialisten im laufenden Jahr wieder deutlich besser, doch das war nach der Trennung von Siemens im Jahr 1999 längst nicht immer so. Von einem Aktienkurs im Frühjahr 2000 von über 92 Euro je Anteilsschein bis zum absoluten Tiefpunkt im Jahr 2009, als das Papier zeitweise nur noch bei 39 Cent notierte, hat Infineon alle Höhen und Tiefen erlebt. Damals lastete neben der Finanzkrise und dem allgemeinen Preisverfall bei Halbleiter-Produkten auch noch die Pleite des Tochterunternehmens Qimonda auf Infineon, die das Mutterunternehmen selbst beinahe an den Rand einer Insolvenz brachte.

Die neue Struktur von Siemens
Division Power and GasDiese Einheit umfasst das Siemens-Portfolio an großen Gas- und Dampfturbinen, Kompressoren sowie künftig die Gasturbinen zur dezentralen Energieversorgung. Umsatz 2013: rund 14 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: elf - 15 ProzentGeführt werden soll die Division von Roland Fischer, der derzeit die Division Power Generation leitet. Quelle: dpa
Division Wind Power & RenewablesDie Sparte baut Windkraftanlagen zur Stromerzeugung an Land und auf See. Siemens ist weltweit Marktführer bei Offshore-Windkraftanlagen. Nach Umsatz ist die Division eine der kleineren. Da mit einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit zu rechnen ist, aber auch eine der zukunftsträchtigsten. Umsatz 2013: 5 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: 5 - 8 %Chef: Markus Tacke. Tacke ist derzeit Chef des Bereichs Wind Power. Quelle: dpa
Division Power Generation ServicesHier wird das Service-Geschäft für die große installierte Basis von Siemens-Anlagen in der Energieerzeugung abgewickelt. Umsatz: Die Geschäftszahlen werden in den Divisionen Power& Gas und Windkraft und erneuerbare Energie aufgeführt. Chef der Division ist Randy Zwirn. Er leitet bisher die so genannte Division Energy Service, die damit umbenannt und ausgeweitet wurde. Quelle: REUTERS
Division Energy ManagementIn dieser Division gehen die bisherigen Divisionen Low and Medium Voltage und Smart Grid auf. Das Geschäft dreht sich rund um Lösungen und Produkte für die Stromübertragung und -verteilung sowie Technologien für intelligente Stromnetze.Umsatz 2013: zwölf Milliarden EuroDefiniert Zielmarge: sieben - zehn Prozent Die Führung übernehmen Ralf Christian und Jan Mrosik, die Leiter der aufgelösten Divisionen Low&Medium Voltage und Smart Grid. Quelle: dpa
Division Power TransmissionStromtransport, Schalttechnik und Transformatoren sowie Energieübertragungssysteme sind Kern der Einheit Power Transmission. Siemens ist unter anderem führend bei der Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ). Dieser Technologie kommt beim Netzumbau und der Integration von erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle zu. Umsatz: wird in der Division Energy Management ausgewiesen Die Leitung der Division übernimmt ebenfalls Jan Morsik. Der bisherige Chef der Division Karlheinz Springer muss seinen Sessel räumen. Er hatte den Posten im April 2012 übernommen. Morsik fielen wahrscheinlich die Probleme mit zwei Hochspannungsleitungen in Kanada auf die Füße. Neben höheren Baukosten vielen dort Vertragsstrafen wegen Verzögerungen an. Quelle: REUTERS
Division Building TechnologiesIn diesem Bereich bündelt Siemens integrierte Automatisierungslösungen und intelligente Technik für Gebäude.Umsatz 2013: 6 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: acht - elf Prozent Chef der Division ist und bleibt Johannes Milde. Quelle: dpa
Division MobilityHier bündelt Siemens die Zugtechnik und die Bahnautomatisierung. Sollte der Zusammenschluss mit Alstom zustande kommen, würde diese Sparte wohl an die Franzosen abgetreten werden. Umsatz 2013: 7 Milliarden Euro Definierte Ziel-Marge: sechs - neun ProzentChef der Division wird Jochen Eickholt, der heute die Division Rail Systems führt. Quelle: dpa

Dank der gestiegenen Nachfrage der Premium-Autobauer nach hochwertigen Chips sind heute vor allem in der Automotive-Sparte die Auftragsbücher gut gefüllt, Infineon blickt deutlich zuversichtlicher auf die zweite Jahreshälfte. Im abgelaufenen Quartal konnte der Halbleiterkonzern mit einer operativen Rendite von 15,3 Prozent sogar seinen langfristigen Zielwert von 15 Prozent übertreffen. Verglichen mit dem Vorquartal legte der Umsatz um sechs Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zu, der Gewinn kletterte sogar um 15 Prozent auf 143 Millionen Euro.

Infineon hat sich unabhängig gemacht

„Das war das fünfte Quartal in Folge mit Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Unsere Strategie bewährt sich und die Investitionen zahlen sich aus“, sagte Vorstandschef Reinhard Ploss. Zwar blieb das Wachstum im Auto-Segment, dass inzwischen fast die Hälfte des Infineon-Umsatzes ausmacht, gedämpfter. Doch vor allem im Geschäft mit Hausgeräteherstellern und Erneuerbarer Energie sowie bei Stromversorgungstechnik und Netzteilen für Smartphones und Tablets lief es für die Bayern gut.

Infineon hat etwas geschafft, was Osram bislang verwehrt geblieben ist: Seine Produkte nachhaltig an das geänderte Marktumfeld anzupassen. Vom klassischen Massengeschäft mit Standardchips, wie es Intel oder Samsung betreiben, hat sich Infineon seit Jahren weitgehend unabhängig gemacht.

Das sind Voraussetzungen, an denen Osram-Chef Dehen noch weiter arbeiten muss. Zwar hat er bereits Millionen in die Entwicklung neuer LED-Produkte gesteckt, doch noch ist den eher hochpreisigen Osram-Produkten nicht der große Durchbruch auf dem Weltmarkt gelungen – zu sehr drückt die Billig-Konkurrenz aus Asien.

Bleibt der Markterfolg der Osram-LEDs weiter aus, droht dem zweitgrößten Leuchtenhersteller der Welt ein ähnliches Schicksal wie seinen Ex-Siemens-Leidgenossen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%