Ein Szenario, das Infineon nur gut genug kennt. Zwar läuft es bei dem Halbleiter-Spezialisten im laufenden Jahr wieder deutlich besser, doch das war nach der Trennung von Siemens im Jahr 1999 längst nicht immer so. Von einem Aktienkurs im Frühjahr 2000 von über 92 Euro je Anteilsschein bis zum absoluten Tiefpunkt im Jahr 2009, als das Papier zeitweise nur noch bei 39 Cent notierte, hat Infineon alle Höhen und Tiefen erlebt. Damals lastete neben der Finanzkrise und dem allgemeinen Preisverfall bei Halbleiter-Produkten auch noch die Pleite des Tochterunternehmens Qimonda auf Infineon, die das Mutterunternehmen selbst beinahe an den Rand einer Insolvenz brachte.
Dank der gestiegenen Nachfrage der Premium-Autobauer nach hochwertigen Chips sind heute vor allem in der Automotive-Sparte die Auftragsbücher gut gefüllt, Infineon blickt deutlich zuversichtlicher auf die zweite Jahreshälfte. Im abgelaufenen Quartal konnte der Halbleiterkonzern mit einer operativen Rendite von 15,3 Prozent sogar seinen langfristigen Zielwert von 15 Prozent übertreffen. Verglichen mit dem Vorquartal legte der Umsatz um sechs Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zu, der Gewinn kletterte sogar um 15 Prozent auf 143 Millionen Euro.
Infineon hat sich unabhängig gemacht
„Das war das fünfte Quartal in Folge mit Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Unsere Strategie bewährt sich und die Investitionen zahlen sich aus“, sagte Vorstandschef Reinhard Ploss. Zwar blieb das Wachstum im Auto-Segment, dass inzwischen fast die Hälfte des Infineon-Umsatzes ausmacht, gedämpfter. Doch vor allem im Geschäft mit Hausgeräteherstellern und Erneuerbarer Energie sowie bei Stromversorgungstechnik und Netzteilen für Smartphones und Tablets lief es für die Bayern gut.
Das sind Voraussetzungen, an denen Osram-Chef Dehen noch weiter arbeiten muss. Zwar hat er bereits Millionen in die Entwicklung neuer LED-Produkte gesteckt, doch noch ist den eher hochpreisigen Osram-Produkten nicht der große Durchbruch auf dem Weltmarkt gelungen – zu sehr drückt die Billig-Konkurrenz aus Asien.
Bleibt der Markterfolg der Osram-LEDs weiter aus, droht dem zweitgrößten Leuchtenhersteller der Welt ein ähnliches Schicksal wie seinen Ex-Siemens-Leidgenossen.