
WirtschaftsWoche: Herr Brégier, der Chef Ihres Kunden Qatar Airways, Akbar Al Baker, sagte vor Kurzem, Airbus müsse noch lernen, Flugzeuge zu bauen. Wird Ihnen das als neuem Airbus-Chef endlich gelingen?
Fabrice Brégier: (lacht) Nachdem Herr Al Baker diese Aussage getätigt hatte, hat er 50 320neo und weitere fünf A380 bestellt. Ein klareres Signal kann ich mir nicht denken. Übrigens: Wir haben 12 000 Maschinen seit der Gründung von Airbus verkauft.
Bestätigen die Pannen bei Ihrem Superjumbo A380 oder dem Militärtransporter A400M nicht die Kritik des Qatar-Chefs?
Beim A380 haben wir zu Anfang bestimmt Probleme gehabt. Doch als ehemaliger Chef des operativen Geschäfts kann ich Ihnen sagen: Airbus arbeitet heute besser denn je und deutlich besser, als es viele wahrhaben wollen. Wir haben unser Produktionssystem praktisch komplett neu aufgestellt. Wir haben unsere Arbeitsweisen über unsere Standorte hinweg harmonisiert und transnationale Teams gebildet – gleiche Prozesse, gleiche Werkzeuge, Methoden. Was uns beim A380 passiert ist, sollte sich somit bei unserem neuen Langstreckenflugzeug A350 nicht wiederholen. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt.
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Trotzdem mussten Sie vor gut einer Woche gleich zwei Verspätungen zugeben: beim Militärtransporter A400M und beim neuen Langstreckenflugzeug A350.
Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Bei beiden Flugzeugen ändern sich weder die Auslieferungstermine aller Maschinen noch die zugesagte Leistungsfähigkeit der Flugzeuge. Beim A400M wird es zum Beispiel nur eine geringfügige Verzögerung bei den allerersten Maschinen für die französische Luftwaffe geben. Es werden aber nach wie vor vier Flugzeuge in 2013 ausgeliefert. Die Flieger der Deutschen Luftwaffe und anderer Länder wie der Türkei kommen wie geplant.
Airbus und das Boeing-Zivilgeschäft im Vergleich
Umsatz (in Millionen Euro):
Airbus: 33.103
Boeing: 27.931
Gewinn (Ebit, in Millionen Euro):
Airbus: 584
Boeing: 2.699
Beschäftigte:
Airbus: 55.000
Boeing: 80.000
Angaben für 2011
Flugzeuge:
Airbus: 4.437
Boeing: 3.371
Wert (in Millionen Euro, Listenpreis):
Airbus: 495.513
Boeing: 226.487
Angaben für 2011
Bestellungen 2011:
Airbus: 1.419
Boeing: 805
Bestellungen 2012 (Stand: 31. August):
Airbus: 384
Boeing: 666
Auslieferungen 2011:
Airbus: 534
Boeing: 477
Warum fällt es denn Airbus und Boeing so schwer, Zusagen einzuhalten?
Neue Großraumflugzeuge wie der A380 oder der A350 sind wahrscheinlich die technisch komplexesten Produkte der Welt. Das erkennen Sie allein daran, dass es mit Boeing und uns nur noch zwei Anbieter von Großraumjets gibt. Doch auch wenn wir immer besser und deutlich pünktlicher geworden sind: Weil die Technik immer komplizierter wird, ist es leider so, dass wir noch nicht so gut sind, um Verzögerungen vollständig vermeiden zu können. Aber die hohe Komplexität, die hohen Investitionen und das Risiko haben aus meiner Sicht auch eine gute Seite.
Und zwar?





Es ist eine große Barriere für potenzielle, neue Einsteiger in den Markt...
...wie Bombardier aus Kanada oder Unternehmen aus Russland, Japan und China, die ähnliche Flugzeuge wie Ihr Mittelstreckenmodell A320 planen.
Und ich prophezeie Ihnen, die werden bei ihren Flugzeugen die gleichen Probleme haben und lösen müssen.