Faltenmittel statt Alzheimer-Medikament Wie sich Merz zum Schönheitskonzern wandelt

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Millioneninvestitionen für straffe Haut

Der ausbleibende Gewinnschub liegt vor allem darin begründet, das Merz reichlich in sein neues Geschäftsfeld investiert hat. Rund eine Milliarde Dollar hat Merz in den vergangenen Jahren für entsprechende Zukäufe ausgegeben – dazu zählen die Schweizer Unternehmen Neocutis (Hautpflege) und Anteis (Spritzen) sowie das US-Unternehmen Ulthera. Die Amerikaner stellen medizinische Geräte her, die Ultraschallwellen unter die Haut schicken. Dabei entstehen kleine Hitzepunkte – die Haut wird so angeregt, sich zu erneuern.

Allein Ulthera hat 600 Millionen Dollar gekostet. Das Geschäft wachse, sagt Burchard. Nachteilig ist allerdings, wie ein Schönheitsmediziner erzählt, dass die Ultraschallbehandlungen zwei Sitzungen im Abstand von drei Monaten braucht: „Meine Kundinnen wollen aber zügig Ergebnisse sehen.“ Viele greifen dann lieber doch zur Botox-Spritze.  

Für weitere Akquisitionen, deutete Burchard an, könnte Merz noch einige hundert Millionen Euro investieren. In vier, fünf Jahren könnten dann auch eigene Entwicklungen auf den Markt kommen.    

Preis der Schönheit: Diese Eingriffe sind bei Männern beliebt

Merz hat es in den vergangenen Jahren geschafft, sich  zur globalen Nummer drei im Ästhetikgeschäft zu entwickeln  – hinter Botoxhersteller Allergan (USA) sowie der Schweizer Galderma, die zu Nestlé gehört. Allergan mit einem Umsatz von mehr als sieben Milliarden Dollar liegt dabei allerdings weit vorne. Erst kürzlich hat das US-Unternehmen angekündigt, für 2,1 Milliarden Dollar den Konkurrenten Kythera, der sich auf Fettabsaugung spezialisiert hat, zu kaufen.

Der Strategiewechsel führt auch dazu, dass  Burchard künftig stärker auf die betuchte Kundschaft in den  Schönheitsmärkten in Nord- und Lateinamerika und der Region Asien/Pazifik setzt.  Der Umsatzanteil Deutschlands, der derzeit ohnehin nur noch bei 15 Prozent liegt, wird demnach weiter zurückgehen.  Das schürt Ängste unter den etwa 1000 Mitarbeitern in Deutschland -  in der Frankfurter Zentrale oder an den Produktionsstandorten bei Darmstadt sowie in Dessau.

In Reinheim bei Darmstadt stellt Merz etwa den Badezusatz Tetesept her, der laut Burchard „nicht Teil der globalen Strategie“  ist; im Odenwald fertigt Merz sogar noch Kugelschreiber der Marke „Senator“ . Erst Ende vergangenen Jahres hatte Merz in Deutschland kurz vor Weihnachten  rund fünfzig Kündigungen ausgesprochen.

Und völlig beruhigend klingt es denn auch nicht, wenn sich der Merz-Chef nur mit Einschränkung zum Stammsitz bekennt: „Die Zentrale bleibt bis auf Weiteres in Frankfurt.“

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