Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne „Ich bin müde. Ich will etwas anderes tun“

Der Fiat-Chrysler-Chef sucht nach einem Nachfolger und gibt ehrgeizige Ziele aus. Die Marke Jeep soll den Gewinn des Gesamtkonzerns in ungekannte Höhen bringen. Bei Ferrari will Sergio Marchionne aber weitermachen.

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Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne: „Ich bin müde“ Quelle: AP

Sergio Marchionne, Chef von Fiat-Chrysler, glaubt fest daran, die Profitabilität des Konzerns mit Automarken wie Fiat, Alfa Romeo, Chrysler und Jeep verdoppeln zu können. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte er auf der Automesse in Detroit, dass dies vor allem gelinge können, indem das Potenzial der Jeep-Geländewagen genutzt werde. Die Aktien des Unternehmens kletterten am Montag um bis zu 2,7 Prozent auf 19,65 Euro und erreichten damit ein Rekordhoch.

Jeep steht für geländegängige Fahrzeuge und habe die Möglichkeit, bis zu 20 Prozent des weltweiten Markts für SUV für sich zu vereinnahmen. Hinzu komme ein Schub dank der gesenkten US-Unternehmenssteuern. Marchionne versicherte zudem, dass er Anfang 2019 nach dann 15 Jahren an der Konzernspitze zurücktreten werde und auf eine interne Nachfolgeregelung setze.

Marchionne ist es gelungen, Fiat von einem nahe der Pleite operierenden europäischen Hersteller zunächst durch die Fusion mit Chrysler in einen global relevanten Hersteller zu transformieren. Auch wenn der Konzern im Vergleich zu Volkswagen und Toyota klein ist, hat Marchionne der Firma neues Leben eingehaucht durch strikte Kostenkontrolle und die Entwicklung mehr margenstarker geländetauglicher Wagen („SUV“). Die von ihm eingeleitete Wachstumsstrategie fokussiert sich zudem auf die globale Expansion von Jeep, was von einem Nachfolger weiter vorangetrieben werden dürfte.

„Es gibt nichts, was für mich dagegen spricht, dass Jeep 20 Prozent des SUV-Marktanteils für sich beanspruchen kann“, so Marchionne in dem Gespräch. Das entspräche fünf Millionen Fahrzeugverkäufen pro Jahr. „Und wenn das der Fall ist, kratzen wir gerade erst an der Oberfläche des Potenzials von Fiat-Chrysler.“

Sollte Jeep diese Ziele erreichen, würde die „Profitabilität dieses Hauses ein Vielfaches von dem betragen, was wir heute verdienen“ und eine Gewinnverdopplung bis 2022 sei „möglich“, ergänzte der Manager. Die vom US-Kongress verabschiedete Steuerreform könne den Gewinn um eine weitere Milliarde Dollar pro Jahr erhöhen. Vor Steuern und Zinsen hat der Konzern für 2017 einen Gewinn von mehr als sieben Milliarden Euro angestrebt, die genauen Zahlen stehen noch aus.

Kein externe Kandidat im Rennen

Wenn man das Autogeschäft mit seinen Herausforderungen durch Konkurrenz, Regulierung und technologische Disruption beherrschen wolle, nehme es einen vollständig in Anspruch, so der 65-jährige Marchionne. „Ich bin müde. Ich will etwas anderes tun.“

Marchionnes Nachfolger wird sich an diesen Erwartungen messen lassen müssen in einem sich rasch verändernden Wettbewerbsumfeld, das am Wesen traditioneller Autohersteller rütteln könnte. Marchionne sagt, er prüfe eine Reihe an internen Kandidaten. Alle Manager würden derzeit an Fiats Strategieplan bis zum Jahr 2022 arbeiten und einer von ihnen würde „der Boss“, so der amtierende Chef. Es gebe keine Planung, auf einen externen Kandidaten zurückzugreifen.

Investoren halten Finanzchef Richard Palmer für den Favoriten auf den Spitzenposten. Jeep-Chef Mike Manley und Europa-Chef Alfredo Altavilla gelten ebenfalls als Kandidaten. Marchionne sagte, er habe auch Personen im Auge, die nicht so viel mediale Aufmerksamkeit erhielten.

Bei Ferrari, wo Marchionne ebenfalls an der Spitze steht, sieht er seinen Job darin, den Sportwagenhersteller in eine Luxusmarke umzuwandeln und denkt dort nicht ans Aufhören: „Ich muss zu Ende bringen, was ich angefangen habe.“

Fiats neue Fünf-Jahre-Strategie soll am 1. Juni präsentiert werden. Das ist der Tag, an dem Marchionne im Jahr 2004 als Vorstandschef angeheuert wurde – in den dramatischen Stunden nach dem Tod von Vorgänger Umberto Agnelli.

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