Fiat Chrysler „Portal“ Haben wir gerade das Google-Auto gesehen?

Fiat Chryler hat sein selbstfahrendes Elektro-Konzept-Auto „Portal“ vorgestellt. Die Wünsche der jungen Generation stehen dabei im Vordergrund. Es ist der Tesla X für junge Menschen mit kleinerem Geldbeutel.

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Das Konzeptauto stellt Fiat Chrysler Automobile auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas vor. Bild: Axel Postinett

Las Vegas Er sieht aus wie ein aufgeblasener BMW i3 oder ein Golf auf Steroiden. Etwas bullig, mit hoher Gürtellinie und unverwechselbaren, dezent eingelassenen Leuchtelementen, die sich komplett um die vorderen und hinteren Türen schmiegen. Je nach Laune des Fahrers strahlen sie vielleicht rot, grün oder vielleicht in Regenbogenfarben. 250 Meilen Reichweite verspricht Fiat Chryler Automobiles für das vollelektrische und frontgetriebene Fahrzeug. Das ist etwas besser als die 238 des Chevrolet Bolt, aber weniger als Teslas Model X mit 289 Meilen.

Eine Schnellladung von 20 Minuten bringt den Portal mit seinem 100kw-Akku wieder für 150 Meilen auf den Highway. Ob das Fahrzeug gebaut werden wird, lässt der Konzern erst einmal offen. Aber seine kompromisslose Ausrichtung auf die junge Generation prädestiniert das semi-selbstfahrende Konzept („Gruppe 3“) als erstes echtes Google-Auto.

Immerhin liefert der US-italienische Konzern bereits 100 Minivans des Typs Pacifica Hybrid an die Firma Waymo. Die haben wir früher als Googles Projekt für selbstfahrende Autos gekannt. Google hat erklärt, es werde nur noch in Kooperation mit Herstellern eigene Fahrzeuge bauen. FCA betont, der Portal ist vorbereitet, zum Selbstfahrer aufgerüstet zu werden.

Der Portal soll mit dem Besitzer aus dem Singledasein bis ins jungen Familienleben hinein wachsen. Vorbei die Zeiten, als der kleine Sportwagen gegen den berühmten „Pampers-Bomber“ eingetauscht werden muss. „Millenials haben uns klar zu verstehen gegeben, dass sie ein Auto wollen, das mit ihnen mitwächst“, so Tim Kuniskis, FCAs US-Chef für Personenwagen. Millenials nennt man die Altersgruppe, die um das Jahr 2000 junge Erwachsene waren.
Bis zu sechs Sitze finden Platz und können einzeln nachgekauft werden. Sie lassen sich, mit Ausnahme des Fahrersitzes, wie Taschenmesser zusammenklappen und kompakt nach vorne oder hinten verschieben. Das Dach ist praktisch durchgängig verglast.


Infotainment von Panasonic

Das Fahrzeug ist mit variablen Dockingstationen für jede beliebige Hardware vom Tablet bis zur Smartwatch ausgerüstet und ist mit acht Umgebungs-Kameras mit Samsung-Technologie ausgerüstet. Die erkennen das Gesicht des Fahrers, und eine freundliche Stimme begrüßt ihn und die Voreinstellungen werden eingerichtet.
Audio spielt eine große Rolle, einmal verspielt, mit Innenraum-Kameras und Mikrofonen können eigene „Karaoke-Videos“ oder Gruppen-Selfies aufgenommen werden. Der Portal ist praktisch eine rollende Snapchat-Brille. Zonen-Audio soll es ermöglichen in jedem Teil des Fahrzeugs Musik zu hören, ohne die Nachbarn zu belästigen. Bibi Blocksberg bleibt auf dem Rücksitz. Das gesamte Infotainment wird von Panasonic gestellt.

Wenn es ernst wird, hilft das Auto auch: Naht ein Einsatzfahrzug, warnt der Wagen und zeigt die Richtung an, aus der sich das Blaulicht-Auto nähert.
Die beiden Schiebetüren geben eine weite Einstiegsluke frei, ungestört von jeder B-Säule, die als tragendes Element in die Türen integriert wurde.
Der Portal ist in seiner Erscheinung elegant und dezent zugleich. So hätte Volkswagens E-Bulli eigentlich aussehen müssen. Er ist angesiedelt in der lukrativen Nische zwischen einem ausgewachsenen SUV wie dem Tesla X und einem Crossover wie einem kleineren Honda CR-V. Schafft Fiat Chrysler es, die Preise des Portal eher an dem günstigen Honda zu orientieren als an dem Luxus-Tesla für die oberen Zehntausend, wird dem Massenhersteller der Dank der Jugend gewiss sein.

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