Fleischkonsum Deutsche haben Angst vor Tönnies-Fleisch

In Deutschland geht die Angst um, sich über Fleisch aus betroffenen Schlachthöfen mit Covid-19 zu infizieren. Quelle: dpa

In Deutschland geht die Angst um, sich über Fleisch aus betroffenen Schlachthöfen mit Covid-19 zu infizieren. Insgesamt auf Fleisch verzichten wollen die Deutschen aber auf keinen Fall.

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Weit über 1500 Menschen haben sich beim Schlachtunternehmen Tönnies mit dem Coronavirus infiziert. Hotspot ist ein Schlachthof des Konzerns in Rheda-Wiedenbrück. Konzernchef Clemens Tönnies hatte zwar am Samstag erklärt, dass er für den Ausbruch die volle Verantwortung übernehme. Viele Fragen bleiben aber trotzdem. Zum Beispiel, ob man Tönnies-Fleisch gefahrlos essen kann.

Sowohl die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (GfR) schätzen die Gefahr für Fleischkonsumenten als gering ein. „Nach derzeitigem Wissensstand spielt der Verzehr von Lebensmitteln für die Übertragung des Virus keine Rolle“, heißt es aus der Verbraucherzentrale. Vor allem von erhitztem Fleisch gehe keine Gefahr aus.

Dennoch sei eine Verunreinigung von Fleisch mit Coronaviren während der Schlachtung oder bei der Fleischzerlegung und -verarbeitung theoretisch möglich, lässt das GfR wissen. Grundsätzlich können Coronaviren von einer infizierten Person auf Wurst und Fleisch übertragen werden, beispielsweise durch direktes Niesen oder Husten oder über verunreinigte Hände. Auch das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit sieht keine Risiken und teilt mit es gebe „bisher keine Hinweise darauf, dass sich Schweine, Hühner und andere bei uns übliche Nutztiere/lebensmittelliefernde Tiere mit SARS-CoV-2 infizieren können“. Diese Feststellung werde durch umfangreiche Untersuchungen belegt.

Dennoch spricht sich mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) dafür aus, Fleischprodukte aus Unternehmen, die von einer Häufung von COVID-19-Fällen betroffen sind, vorsorglich aus Supermarktsortimenten zu entfernen. Das ergab eine aktuelle YouGov-Umfrage. Eine Sorge ist, sich über den Verzehr zu infizieren. Die Umfrage, die zwischen dem 23. und 25. Juni stattfand, zeigt: Etwas mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) ist besorgt, über die Nahrung selber den Virus aufzunehmen. Die Mehrheit (61 Prozent) der Befragten zeigt sich hier unbesorgt.

Trotz des Wunsches nach vorsorglicher Aussortierung von Produkten betroffener Produzenten hat die Mehrheit der Deutschen (52 Prozent) nicht vor, ihren Fleisch- und Wurstwarenkonsum aufgrund des Auftretens von COVID-19-Fällen in Schlachthöfen in den nächsten Wochen einzuschränken. Nur knapp 30 Prozent halten es für wahrscheinlich, den Konsum aufgrund der aktuellen Fälle in der fleischverarbeitenden Industrie zu reduzieren.

Das Vorgehen, im Falle eines größeren COVID-19-Ausbruches in einem Unternehmen, einen Lockdown über den gesamten betroffenen Landkreis zu verhängen, trifft bei drei Vierteln der Deutschen (74 Prozent) auf Zustimmung. Dabei sind es im Altersvergleich besonders die Über-55-Jährigen (82 Prozent), die den Lockdown von Landkreisen, in denen es in Unternehmen größere Ausbrüche von COVID-19 gegeben hat, befürworten. In der Gruppe der 18-bis-24-Jährigen befürworten 69 Prozent, und unter 25-bis-34-Jährigen 64 Prozent in solch einem Fall einen Landkreis-Lockdown.

Für die aktuelle Umfrage der internationalen Data & Analytics Group YouGov wurden 2.021 Personen zwischen dem 23.06. und 25.06.2020 mittels standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.


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