Flugzeugbauer Boeing rutscht immer tiefer in die Absatzkrise

2022 ist Schluss: Die letzte neue Boeing 747 mit dem charakteristischen Buckel soll in etwa zwei Jahren das Werk nahe Seattle verlassen. Quelle: REUTERS

Boeings Geschäftszahlen für das zweite Quartal fallen noch schlechter aus als erwartet. Der Flugzeughersteller muss die Produktion mehrerer Modellreihen drosseln – und verabschiedet sich ab 2022 ganz von der Boeing 747.

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Schwer getroffen von der Coronakrise drosselt der US-Flugzeugbauer Boeing die Produktion seiner Erfolgsreihen 787 und 777 weiter. Zudem werde das Hochfahren der 737-MAX-Herstellung verschoben, kündigte das Unternehmen am Mittwoch bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen für das zweite Quartal an. Die fielen schlechter aus als erwartet: Der Umsatz stürzte um 25 Prozent auf 11,81 Milliarden Dollar ab. Analysten hatten dagegen mit Erlösen von 13,16 Milliarden Dollar gerechnet. Die Corona-Krise hatte die Luftfahrt weltweit fast zum Erliegen gebracht und damit viele Fluggesellschaften an den Rande des Bankrotts getrieben, so dass Passagierjets derzeit nur schwer abzusetzen sind.

Dennoch sieht Boeing aktuell keinen Grund, sich über die Anleihemärkte weiteres Geld zu beschaffen. Man halte sich die Option zwar offen, erklärte der Konzern. Derzeit verfüge Boeing jedoch noch über knapp zehn Milliarden Dollar Kredit, die noch nicht angetastet worden seien. Konzern-Chef Dave Calhoun sagte, das Unternehmen arbeite eng mit den Fluggesellschaften und den Zulieferern zusammen, um die Krise zu bewältigen. „Der Luftverkehr hat sich immer als widerstandsfähig erwiesen - genau wie Boeing“, erklärte Calhoun.

Boeing-Aktien legten nach der Bekanntgabe der Zahlen im vorbörslichen Handel um zwei Prozent zu.

Calhoun gab auch wie erwartet das Aus für die Produktion der Boeing 747, des legendären Jumbo-Jets aus den 70er Jahren, bekannt. Der einst größte Passagierjet der Welt hatte 1969 seinen Jungfernflug absolviert. Die letzte neue Maschine mit dem charakteristischen Buckel soll in etwa zwei Jahren das Werk nahe Seattle verlassen. Am Donnerstag präsentiert der europäische Boeing-Konkurrent Airbus seine Geschäftszahlen.

Die Produktion der 787 solle 2021 auf sechs Jets pro Monat verringert werden, kündigte der Boeing-Chef an. Es ist bereits die dritte Absenkung gegenüber dem Output vor einem Jahr, als der Dreamliner mit einer Rekordrate von 14 Maschinen im Monat vom Band lief. Auch die Herstellung der 777 und der 777X solle weiter auf dann zwei Jets im Monat gedrosselt werden. Zuletzt hatte der Konzern Pläne angekündigt, die Produktion der beiden Modelle von aktuell fünf auf drei Maschinen monatlich zu senken.

Boeing kämpft zusätzlich zu der Pandemie mit dem seit 16 Monaten bestehenden Flugverbot für die 737 MAX nach zwei Abstürzen des Modells. Es werde länger als 2021 dauern, das monatliche Produktionsziel von 31 737-MAX-Jets zu erreichen, räumte Calhoun in. Die Kapazitäten sollten nun voraussichtlich erst ab Anfang 2022 hochgefahren werden.

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