Folgen des Abgasskandals Deutsche See verklagt VW

„Wir sind tief enttäuscht über VW“: Der Fischhändler Deutsche See verklagt den Autohersteller. Die Manipulation von Abgaswerten verstoße gegen die gemeinsame Vereinbarung. Es geht um mehrere Millionen Euro.

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Nicht nachhaltig genug: Die Deutsche See ist mit dem Lieferanten VW unzufrieden. Quelle: dpa

Frankfurt „Das Thema Nachhaltigkeit ist uns wichtig!“, schreibt das Unternehmen Deutsche See auf seiner Facebook-Seite. Mit diesem Bekenntnis begründet es einen Schritt, der für einen Geschäftspartner unangenehm werden könnte: Der Fischhändler verklagt Volkswagen als erster Großkunde wegen des Dieselskandals auf Schadenersatz.

Die Firma hat nach eigenen Angaben ihre gesamte Flotte von knapp 500 Fahrzeugen 2010 auf VW-Fahrzeuge umgestellt, um sie umweltfreundlicher zu machen. Mit der Manipulation von Abgaswerten habe der Autohersteller jedoch „gegen den Geist der gemeinsamen Vereinbarungen verstoßen“, teilte Deutsche See am Sonntag mit. Da Gespräche über eine gütliche Einigung gescheitert seien, mache die Geschäftsführung Ansprüche auf Rückzahlung gerichtlich geltend. Sie reichte am Freitag beim zuständigen Landgericht Braunschweig Klage wegen „arglistiger Täuschung“ ein.

Laut „Bild am Sonntag“, die zuerst über die Klage berichtete, fordert Deutsche See, dass VW 11,9 Millionen Euro für Leasingraten und Wartungskosten erstattet. Das Unternehmen wollte sich zur konkreten Höhe der Forderungen nicht äußern. VW lehnte eine Stellungnahme ab: Da die Klage sei noch nicht zugestellt worden sei, könne man sich zu deren Inhalt noch nicht äußern, erklärte ein Sprecher.

Volkswagen habe über die Schummelsoftware in Dieselfahrzeugen nicht aufgeklärt und damit gegen den Geist der gemeinsamen Vereinbarungen verstoßen, erklärte Deutsche See. Zudem seien Projekte wie der Einsatz von Elektro-Fahrzeugen ausschließlich von der Deutschen See umgesetzt worden. „Wir sind tief enttäuscht über VW und fühlen uns hingehalten und betrogen, da die gemeinsam angedachte Partnerschaft im Bereich der umweltfreundlichen Mobilität nur von unserer Seite eingehalten wurde“, sagte Deutsche-See-Chef Egbert Miebach. „Entsprechende Gespräche, dieses zu verändern, wurden vonseiten VW abgeblockt.“

Deutsche See ist nach eigenen Angaben Marktführer für Fisch und Meeresfrüchte in Deutschland und beliefert mehr als 35.000 Kunden. Das Unternehmen aus Bremerhaven beschäftigt bundesweit über 1700 Mitarbeiter.

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