Fracking Banken wollen Ölfirmen kein Geld mehr leihen

Die niedrigen Ölpreise werden für immer mehr Fracking-Unternehmen in den USA zum Problem. Die Banken schränken ihre Kreditvergabe ein. Analysten warnen vor einer Pleitewelle in der Branche.

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Die niedrigen Ölpreise lasten auf den Margen. Viele Banken sind deswegen nicht mehr bereit den Konzernen Kredite zu vergeben. Quelle: Reuters

New York In den vergangenen beiden Jahren konnten sich die Schieferölproduzenten in den USA noch gegen den Preisverfall stemmen, der der Branche immer mehr zusetzt. Doch jetzt droht ihnen ein Finanzierungsengpass. Denn die Banken verlieren langsam das Vertrauen in die umstrittene Fracking-Methode und machen Druck: Nach Reuters-Recherchen schränken sie ihre Kredite an die Konzerne ein. Manch einer Firma droht Analysten zufolge dadurch gar die Pleite.

Regelmäßig alle sechs Monate verhandeln die Produzenten von Schieferöl mit den Banken über die Finanzierung ihrer Geschäfte. Basis ist dabei der Wert der noch zu hebenden Ölvorkommen. Aufgrund der Bereitschaft der Konzerne, sich gegen den Ölpreisverfall abzusichern und ihre Kosten entsprechend zu senken, waren die Geldinstitute bislang zu einigen Zugeständnissen bereit. Inzwischen hat sich die Lage aber weiter verschärft. Im Vergleich zur vergangenen Finanzierungsrunde wird der Ölpreis noch mal um 20 Prozent tiefer angesetzt und die Absicherungen – das sogenannte Hedging – ist weitgehend aufgebraucht.

In der Konsequenz zeigen die Banken bei der momentan laufenden Runde Härte. Daten zufolge, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen und analysieren konnte, wurde die Kreditvergabe nach den ersten Vereinbarungen um ein Fünftel gekürzt. Das entspricht 3,5 Milliarden Dollar, die gut einem Dutzend Firmen nun fehlen. Setzt sich die Entwicklung fort, werden die Mittel bis zum Ende der Verhandlungen im Mai wohl um weitere zehn Milliarden Dollar gekappt. Sollte sich der Ölpreis nicht wesentlich erholen, dürfte die Branche bei der nächsten Runde im Herbst noch stärker unter Druck geraten – zumal auch den Banken von den Regulierungsbehörden stärker auf die Finger geschaut wird. Sie sind angehalten, ihre Engagements in der Energiebranche zu verringern.


50 Fracking-Konzerne haben bereits Insolvenz angemeldet

In den vergangenen zwei Jahren ist der Ölpreis um etwa zwei Drittel eingebrochen. Auch wenn der Wert des Rohstoffs jüngst leicht anzog, warnen Experten vor zu viel Euphorie. Weltweit wird immer noch mehr Öl gefördert als eigentlich benötigt wird. Für die Produzenten von Schieferöl kommt erschwerend hinzu, dass diese Methode aufwendig und teuer ist. Dabei wird unter hohem Druck ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien in Ton- oder Schiefergestein gepresst und dieses damit aufgebrochen. Allerdings gelten die Bohrungen als Risiko für die Umwelt, da sie Beben auslösen können. Zum anderen könnten die Chemikalien schädlich für das Wasser sein.

Das Verfahren lohnt sich derzeit finanziell kaum noch. Je nach Tiefe der Bohrung und Bodenbeschaffenheit belaufen sich die Förderkosten Experten zufolge auf 40 bis 70 Dollar je Barrel (159 Liter). Derzeit kostet ein Fass am Markt rund 40 Dollar. In den vergangenen Monaten sank die Fördermenge von Schieferöl bereits. Im Mai rechnet die US-Regierung sogar mit dem stärksten Rückgang seit dem Beginn der Datenerfassung 2007.

„Für jedes Unternehmen ohne solide Basis wird es sehr, sehr schwer“, sagt Christian Ledoux, Portfolio-Manager bei der Beratungsfirma South Texas Money Management. Die Firmen könnten sich zu weiteren Stellenstreichungen, Investitionskürzungen oder Anteilsverkäufen gezwungen sehen. Das erhöht das Risiko, Pleite zu gehen. Kredit-Analyst Tarek Hamid von der Großbank JP Morgan Chase geht sogar davon aus, dass von den 150 Energiefirmen, deren Bonität von den Rating-Agenturen als spekulativ eingestuft wird, etwa 36 Prozent bis Ende des kommenden Jahres Insolvenz anmelden, sollte der Ölpreis bei 35 Dollar je Barrel liegen. Wie aus Mitteilungen an die Aufsichtsbehörden und anderer Daten hervorgeht, wurden seit Anfang 2015 bereits mehr als 50 nordamerikanische Öl- und Gasfirmen zahlungsunfähig.

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