




Schon die räumliche Trennung zeigen Distanz und Unterschiede zwischen Peter Löscher und Joe Kaeser. Die Büros des Noch-Siemens-Chefs und seines Finanzvorstands auf den Fluren der Münchner Konzernzentrale liegen weit auseinander. Der eine, Kaeser, eloquent, mit Charme und Charisma, versteht es Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Daneben wirkte Löscher oft steif, fast blutleer.
Seit 33 Jahren ist Kaeser, der nun aller Voraussicht nach die Löscher-Nachfolge antritt, bei Siemens. Er gilt als bestens vernetzt. Doch solche Netzwerke können auch Verkrustungen schaffen. Von einer Lehmschicht, die viele Teile des Konzerns umgibt, sprechen Kenner. Es ist eine Mischung aus wuchernder Bürokratie in einem Unternehmen mit 370.000 Mitarbeitern und jahrzehntealten Seilschaften, an deren Enden eben oft auch Besitzstandswahrer sitzen. Neues durchzusetzen ist nicht immer einfach bei Siemens.





In den Vorstandssitzungen, berichten Insider, reden meist die Ressortchefs, vor allem die Vorstände der Sektoren wie Energie und Medizintechnik, die seit langem bei Siemens an Bord sind. Löscher, heißt es, rede wenig, Kaeser viel. In kleiner Runde hingegen taue Löscher auf und könne seine Zuhörer regelrecht mitreißen.
Eine der Machtbastionen bei Siemens ist in Erlangen beheimatet. Die Stadt ist der der Sitz des Healthcare-Sektors. Er gilt als der erfolgreichste im Unternehmen. Zwischen Januar und März erwirtschaftete die Medizintechnik eine Gewinnmarge von 13,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von einem Prozentpunkt. Mit Löscher konnten die Mächtigen der Medizintechnik nie etwas anfangen. „Den schwitzen wir auch noch aus“, hieß es oft in Erlangen.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Auch bei manchen Personalien bekam Löscher die Macht der Besitzstandswahrer zu spüren. 2008 holte der Österreicher die Schweizerin Barbara Kux als Einkaufsmanagerin in den Vorstand. Im vergangenen Jahr entschied das Unternehmen, ihren im November 2013 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.