Fußgängerin erfasst Uber stoppt nach tödlichem Unfall alle Tests mit selbstfahrenden Autos

Bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Auto von Uber ist in den USA eine Frau ums Leben gekommen. Der Fahrdienst-Vermittler reagiert sofort.

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Uber laut ersten Ermittlungen nicht schuld an tödlichem Unfall Quelle: Reuters

Tempe, San Francisco Der US-Fahrdienstvermittler Uber hat nach einem tödlichen Unfall bis auf Weiteres sämtliche Tests mit selbstfahrenden Autos eingestellt. In der Stadt Tempe im Bundesstaat Arizona war zuvor in der Nacht von Sonntag auf Montag bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Uber-Auto eine Frau ums Leben gekommen. Es ist der erste bekannt gewordene tödliche Unfall mit einem Roboterwagen.

Das Fahrzeug, das autonom mit einem Sicherheitsfahrer am Steuer unterwegs gewesen sei, habe die Fußgängerin erfasst, als sie auf die Fahrbahn gekommen sei, berichteten der Sender ABC und die „New York Times“ am Montag unter Berufung auf die Polizei der Stadt Tempe. Sie hatte eine Straße neben dem eigentlichen Fußgängerüberweg überquert.

Der menschliche Sicherheitsfahrer, der gesetzlich vorgeschrieben ist, hat anscheinend nicht rechtzeitig die Kontrolle über das Fahrzeug übernommen oder übernehmen können. Uber kooperiere bei den Ermittlungen, teilte das Unternehmen mit. Firmenchef Dara Khosrowshahi schrieb bei Twitter von „unglaublich traurigen Nachrichten“.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg liefen zuletzt Tests des Unternehmens in San Francisco, Phoenix, Pittsburgh und Toronto.

Ob andere Unternehmen nach dem Todesfall ihre Testfahrten ebenfalls vorübergehend einstellen werden, war bis zuletzt nicht bekannt. Bei den selbstfahrenden Fahrzeugen zeichnet sich ein erbarmungsloser Kampf um die Spitze zwischen den alten Autogiganten aus Detroit, die schnell aufgeholt haben, und den Neulingen aus dem Silicon Valley ab.

Ungeachtet der ungeklärten Schuldfrage ist die Frau aus Arizona das erste bekannte Todesopfer bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Auto auf öffentlichen Straßen. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Verbreitung der selbstfahrenden Autos, die von Unternehmen wie Uber, Google, General Motors, Mercedes und anderen mit Macht vorangetrieben wird.

Bundesstaaten wie Arizona, Nevada oder Kalifornien haben eigens dafür Sondergesetze eingeführt, um diese Tests auf öffentlichen Straßen durchführen zu können. Uber hatte die Testfahrten mit umgerüsteten Volvo SUVs in Tempe im Februar 2017 begonnen.

Das Roboterwagen-Programm des Fahrzeugvermittlers hatte von Anfang an mit Problemen zu kämpfen. Gleich am ersten Test-Tag in San Francisco wurde ein Uber-Wagen dabei gefilmt, wie er über eine rote Ampel fuhr.

Am 24. Februar war ein Uber-Testfahrzeug in Pittsburgh in einen Unfall verwickelt und mit einem anderen, von einem Fahrer gesteuerten Fahrzeug zusammengestoßen. Bei dem Zusammenprall wurde niemand ernsthaft verletzt, aber die Fahrzeuge schwer beschädigt. Die Schuldfrage ist bislang nicht geklärt. Das Uber-Auto befand sich im autonomen Modus.

Unfälle mit selbstfahrenden Autos häufen sich, seit ihre Zahl auf den Straßen zunimmt. Damit verschärfen sich auch die Spannungen zwischen gewöhnlichen Verkehrsteilnehmern und den Unternehmen, die autonome Fahrzeuge testen.

So wie bei einem Motorradunfall in San Francisco im vergangenen Jahr: Ein Testfahrzeug von General Motors leitete einen Spurwechsel ein, brach diesen dann aber auf halben Weg unvermittelt wieder ab. Bei der Rückkehr auf die alte Spur drängte das Fahrzeug einen Motorradfahrer ab, der neben den Wagen gezogen war.

GM gibt dem Motorradfahrer die Schuld, der nicht hätte aufschließen dürfen. Der Motorradfahrer wiederum macht das irrationale und unvorhersehbare Verhalten des Autos für den Unfall verantwortlich. Es wird zu einem Gerichtsverfahren kommen.
In den Gerichtssälen zeichnet sich bereits der nächste große Kampfplatz zwischen Technologiefirmen und Bürgern ab.

Die Schuld- und Haftungsfragen in solchen Fällen sind kompliziert, selbst wenn noch ein menschlicher Sicherheitsfahrer mit an Bord ist.

Dass 90 Prozent der Unfälle auf Fehler von Menschen zurückgingen und die Technik autonomer Fahrzeuge sie verhindern werde, ist ein zentrales Argument der Entwickler von Roboterwagen. Zugleich bereitete sich die Branche darauf vor, dass es irgendwann auch einen Unfall mit Todesfolge mit selbstfahrenden Autos geben werde.

Im Jahr 2015 war bereits ein Mensch am Steuer eines vom Computer gesteuerten Autos gestorben. Allerdings hatte damals der Fahrer eines Tesla die Kontrolle dem Fahrassistenzsystem des Elektroautos überlassen, obwohl bekannt war, dass es nicht in der Lage war, komplett die Steuerung des Wagens zu übernehmen. Er raste unter einen Lastwagen-Anhänger, der die Straße querte.

Fahrzeuge wie die umgebauten Uber-Autos sind dagegen dafür gedacht, ohne Beteiligung des Menschen zu fahren, auch wenn derzeit die Sicherheitsfahrer noch häufig eingreifen. Zugleich ließ Kalifornien jüngst grundsätzlich auch den Betrieb von Roboterwagen mit Lenkrad und Pedale zu, die ausschließlich vom Computer oder per Funk gesteuert werden.

Vor gut einem Jahr klagte die Google-Schwesterfirma Waymo mit dem Vorwurf, bei Uber werde von ihr gestohlene Roboterauto-Technologie verwendet. Die Klage wurde vor Kurzem beigelegt, belastete aber das Uber-Programm.

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