Budesonid, so der Name des Kortisonpräparats, wirkt etwa gegen Asthma sowie die schwere Lungenkrankheit COPD. Und offensichtlich auch gegen Covid-19. Das Risiko eines schweren Verlaufs sinkt nach der Einnahme des Mittels um 91 Prozent, fanden die Wissenschaftler der Universität Oxford in einer Studie heraus. Der SPD-Gesundheitsexperte und Mediziner Karl Lauterbach hält Budesonid für einen „Game Changer“ im Kampf gegen Corona; die klinischen Daten seien überzeugend.
Die Oxford-Wissenschaftler haben dazu in Großbritannien insgesamt 146 Corona-Patienten untersucht. Eine Gruppe erhielt zweimal täglich zwei Inhalationen Budesonid, die zweite Gruppe die übliche Corona-Versorgung. Ergebnis: Bei der Budesonid-Gruppe sank das Krankheitsrisiko, die Zeit bis zur Genesung verkürzte sich um einen Tag, Nebenwirkungen traten selten auf.
Im Kampf gegen Asthma oder COPD ist Budesonid ein lange bewährtes und preiswertes Mittel; nun könnten es Ärzte auch bald gegen Corona einsetzen. Hergestellt wird das Mittel von Generikafirmen wie 1-A-Pharma (gehört zum Schweizer Pharmakonzern Novartis), Aliud Pharma (Stada) oder der finnischen Orion Pharma.
Während Impfstoffe vorbeugend wirken, gibt es bislang kaum wirkungsvolle Medikamente für Patienten, die bereits an Corona erkrankt sind. In den Kliniken haben Ärzte gute Erfahrungen mit Dexamethason gemacht, ebenfalls ein Kortisonpräparat gegen Entzündungen. Um Blutgerinnsel bei Corona-Patienten zu vermeiden, spritzen sie häufig Heparin. Das Mittel Remdesivir, ebenfalls ein Hoffnungsträger bei der Pandemiebekämpfung, hat die großen Erwartungen dagegen bislang nicht erfüllt. Eine europäische Leitlinie zur stationären Behandlung von Covid-19-Patienten rät bislang vom Einsatz ab.
Um so mehr ruhen nun die Hoffnungen auf Budesonid. Manche Hausärzte sollen das Mittel ihren Corona-Patienten bereits empfehlen.
Für weitere Hoffnungen sorgte nun auch eine Meldung des Schweizer Pharmakonzerns Roche: Nach Studiendaten kann die Gabe einer Antikörper-Kombination aus Casirivimab und Imdevimab das Risiko symptomatischer Corona-Infektionen um etwa 81 Prozent verringern. Bei Patientinnen und Patienten mit symptomatischer Infektion klangen die Symptome demnach im Durchschnitt innerhalb einer Woche ab, verglichen mit drei Wochen in der Placebo-Gruppe. Unerwartete ernste Nebenwirkungen seien nicht aufgetreten.
Bei der klinischen Studie der entscheidenden Phase III ging es darum, das Risiko und die Belastung durch COVID-19 bei Haushaltskontakten von Infizierten zu untersuchen. Rund 1.500 solche Kontakte erhielten entweder das Antikörper-Präparat oder ein Placebo. Noch ist das Mittel allerdings nicht zugelassen.
Mehr zum Thema: Am Dienstag möchte die Regierung die angestrebte Corona-Bundesregelung beschließen. Ob das klappt, ist fraglich. Denn der Widerstand ist breit.