Gas-Konzern Linde-Fusion kommt voran

Knapp 28 Prozent der Anteile sind getauscht. Konzernchef Belloni appelliert an die übrigen Anteilseigner, mitzuziehen.

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Der französische Linde-Konkurrent Air Liquide hatte mit der Übernahme von Airgas vorgelegt. Jetzt wollen Linde und Praxair zum weltgrößten Gase-Konzern fusionieren. Quelle: Reuters

München Der Countdown läuft. Auf der Homepage von Linde tickt, auf die Sekunde genau, eine Uhr herunter. Noch bis zum 24. Oktober um Mitternacht können Linde-Aktionäre ihre Anteile in Aktien der neuen Linde plc tauschen – und so die Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair zum weltgrößten Gasekonzern ermöglichen. Denn laut bisherigen Planungen kommt der 60-Milliarden-Euro-Zusammenschluss nur zustande, wenn 75 Prozent der Anteile getauscht werden.


Linde-Chef Aldo Belloni sieht das Projekt auf gutem Weg. „Die Anzahl der Aktionäre, die die Offerte bereits angenommen haben, hat uns ermutigt“, schrieb er am Donnerstag in einem Brief an die Anteilseigner. Bis zum Vorabend hatten 27,74 Prozent das Fusionsangebot angenommen. „Das ist eine äußerst erfreuliche Zwischenbilanz“, schrieb Belloni. Auf den ersten Blick ist der Weg zu den erhofften 75 Prozent noch weit. Allerdings tauschen gerade viele institutionelle Investoren traditionell erst in den letzten Tagen.


Belloni ist auch mit Blick auf die namhaften Adressen, die bereits getauscht oder dies öffentlich angekündigt haben, zuversichtlich. Darunter sind zum Beispiel Artisan Partners, Dodge&Cox, der norwegische Staatsfonds Norges, Schroder Investment und Union Investment.


Der Linde-Chef warb noch einmal für das Projekt. „Mit diesem Zusammenschluss schaffen wir ein führendes Unternehmen in unserer Industrie.“ Der neue Konzern, der rechnerisch ohne Berücksichtigung notwendiger Kartellverkäufe auf 27 Milliarden Euro Umsatz kommt, habe „exzellente Perspektiven“. Die globale Präsenz werde gestärkt. „Eine stabile Bilanz und ein starker Cashflow werden finanzielle Flexibilität für Investitionen in künftiges Wachstum ermöglichen, und mit signifikanten Synergien wollen wir auch langfristig erheblichen Wert für alle Beteiligten schaffen.“


Linde und Praxair haben jährliche Synergien und Kosteneinsparungen von 1,1 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, die innerhalb von drei Jahren nach dem Abschluss der Fusion erreicht werden sollen. Die Gasebranche weltweit wächst nur noch begrenzt, daher ist Größe wichtig. Der französische Linde-Konkurrent Air Liquide hatte mit der Übernahme von Airgas vorgelegt.


Bei den Arbeitnehmervertretern von Linde wird die Fusion skeptisch gesehen. Sie fürchten um Arbeitsplätze vor allem in Europa und sprechen von einer De-facto-Übernahme von Linde durch Praxair. Schließlich soll Praxair-Chef Steve Angel den neuen Konzern operativ aus den USA heraus führen.


Belloni und sein Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sind aber überzeugt, dass der neue Linde-Konzern eine noch stärkere Position in einem unsicheren Umfeld haben wird. Daher appellierte Belloni nochmals an die Aktionäre, ihre Anteile rechtzeitig zu tauschen: „Ganz gleich, wie viele Aktien an unserem Unternehmen Sie halten, bitte ich Sie, von Ihrem Tauschrecht Gebrauch zu machen und so die Zukunft Ihres Un-ternehmens aktiv mitzugestalten.“

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