Gasnetzbetreiber Thyssengas trennt sich von Chef

Vor einem halben Jahr wurde einer der größten Betreiber von Gasleitungen in Deutschland übernommen. Jetzt trennen sich die neuen Eigentümer von Vorstandschef Botzenhardt. Offenbar gab es Differenzen über die Strategie.

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Thyssengas wurde von einem Konsortium aus Électricité de France (EDF) und dem Infrastrukturfonds DIF aus den Niederlanden übernommen. Quelle: Thyssengas

Düsseldorf Im Sommer vergangenen Jahres wechselte das Traditionsunternehmen Thyssengas einmal mehr den Besitzer. Der Gasnetzbetreiber, der vor allem in Nordrhein-Westfalen für den überregionalen Transport von Gas zuständig ist, wurde von einem Konsortium aus Électricité de France (EDF) und dem Infrastrukturfonds DIF aus den Niederlanden übernommen.

Jetzt wechselt auch die Führung des Unternehmens. Die neuen Eigentümer trennen sich nach Informationen des Handelsblatts vom bisherigen Unternehmenschef Axel Botzenhardt. Das wurde am Donnerstag auf einer Sitzung des Aufsichtsrats beschlossen. Botzenhardt hatte das Unternehmen seit 2011 geleitet. Ein Nachfolger wurde zunächst nicht bestellt. Der zweite Geschäftsführer, Bernd Dahmen, soll Thyssengas vorübergehend alleine führen.

Botzenhardt hatte ambitionierte Ziele mit Thyssengas und sich aktiv in den Verkaufsprozess eingeschaltet, nachdem der bisherige Besitzer, Finanzinvestor Macqarie, im Herbst 2015 den Verkauf eingeleitet hatte. Am liebsten hätte Botzenhardt einen strategischen Investor gehabt. Die beiden neuen Eigentümer sind aber eher an den stabilen Renditen des Unternehmens interessiert. Der Kaufpreis soll damals bei rund 700 Millionen Euro gelegen haben.

Thyssengas hat schon eine bewegte Geschichte hinter sich. 1921 wurde es vom Stahlunternehmen Thyssen gegründet, das damals Städte und Gemeinden im Ruhrgebiet auch mit Gas belieferte. Später gehörte das Unternehmen dem Mischkonzern Viag, dann RWE und ab 2011 Macquarie.

Das Unternehmen ist inzwischen rein auf die Erdgaslogistik spezialisiert. Es handelt also nicht mehr selbst mit Gas, sondern verdient am Transport und mit der Speicherung Geld. Es betreibt im Westen Deutschlands ein Leitungsnetz von 4200 Kilometern.

Botzenhardt wollte das Netz von Thyssengas zu einer Drehscheibe ausbauen. Seine Argumentation: Weil in den Niederlanden die Gasproduktion zur Neige geht, benötigen Deutschland und die Beneluxstaaten neue Gaslieferanten unter anderem aus Russland. Deshalb wollte er sein Netz auch an die Ostseepipeline anbinden.

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