Der chinesische Eigentümer der insolventen Ostsee-Werftkonzerns MV Werften, Genting Hongkong, steht selbst vor der Pleite. Das Unternehmen bereite juristische Schritte für eine mögliche Abwicklung vor, teilte Genting am Dienstag mit. Am Montag hatte das Landgericht in Schwerin einen Eilantrag von Genting auf sofortige Auszahlung eines Darlehens des Landes Mecklenburg-Vorpommern an MV Werften zurückgewiesen. Genting befinde sich nun in einer „unmittelbaren und signifikanten“ finanziellen Notlage, erklärte der asiatische Kreuzfahrtkonzern. Die Bestellung von vorläufigen Insolvenzverwaltern sei im besten Interesse des Unternehmens.
Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns sieht sich in ihrer Skepsis bestätigt, dass das Darlehen über 78 Millionen Euro nicht ausgereicht hätte, die Entwicklung zu verhindern. "Das Land war bereit, das für eine andere Situation gedachte Darlehnen im Rahmen einer Gesamtlösung für die MV Werften an Genting auszuzahlen", erklärten Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und Finanzminister Heiko Geue. Es sei jetzt aber im Interesse des Steuerzahlers, dass sich das Land gegen eine Auszahlung des Geldes in ein Insolvenzverfahren hinein gewehrt habe.
Die MV Werften mit rund 2000 Mitarbeitern hatten Anfang Januar Insolvenz angemeldet, nachdem in Verhandlungen zwischen Genting sowie dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern keine Lösung für die weitere Finanzierung der Werften gefunden wurde. Genting sieht die Schuld für die Insolvenz beim Bund und beim Land Mecklenburg-Vorpommern. Die Bundesregierung gibt dagegen Genting die Schuld für die Pleite.
Genting hatte bereits vor ein paar Tagen eingeräumt, wegen der MV-Werfte-Pleite Kredite in Deutschland über 2,8 Milliarden Dollar nicht mehr bedienen zu können. Hinter dem verzweigten Konzern steht der malaysische Milliardär Lim Kok Thay, der Eigentümer des Tourismuskonzerns Genting Bhd ist. Genting Hongkong hatte angesichts des in der Coronakrise fast brachliegenden Geschäfts bereits im Sommer 2020 eine Sanierung durchlaufen.
Die Aktien der angeschlagenen MV-Werften-Mutter sind am Dienstag erneut vom Handel an der Hongkonger Börse ausgeschlossen worden.
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