Gerinnungshemmer Xarelto Bayers Top-Seller darf weiter eingesetzt werden

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Mittel stehen immer wieder unter Beschuss


Xarelto ist dabei nur einer von inzwischen vier neuen gerinnungshemmenden Wirkstoffen, die in den letzten Jahren auf den Markt kamen und nun nach und nach die etablierten Medikamente wie Warfarin oder Marcumar verdrängen. Als entscheidender Vorteil der neuen Mittel gilt die Tatsache, dass sie ohne begleitende Gerinnungsdiagnostik auskommen. Ansonsten ist ihr Wirkprofil ähnlich wie das der deutlich preisgünstigeren Altprodukte.

Da sie wie alle Gerinnungshemmer mit dem Risiko gefährlicher Blutungen einhergehen, sind sie bereits wiederholt unter Beschuss geraten. Boehringer Ingelheim musste bereits 2014 mehr als 500 Millionen Euro aufwenden, um einen Vergleich mit über 4000 Klägern in den USA zu erzielen, die den Gerinnungshemmer Pradaxa von Boehringer für schwere, zum Teil tödliche Blutungen verantwortlich machen. Gegen Bayer waren im Zusammenhang mit Xarelto zuletzt 2500 Schadensersatzklagen in den USA anhängig.

Dem Erfolg der neuen Gerinnungshemmer konnten Kritik und Klagen bisher allerdings wenig anhaben. Die Umsätze wachsen nach wie vor überwiegend deutlich zwei- oder sogar dreistellig. Die Xarelto-Erlöse von Bayer legten in den ersten neun Monaten 2015 um 37 Prozent zu. Johnson & Johnson verbuchte im Gesamtjahr ein Plus von 23 Prozent mit dem Produkt. Allerdings verlieren Bayer und J&J inzwischen offenbar Marktanteile an den Konkurrenten Bristol-Myers Squibb, der den Umsatz mit dem vergleichbaren Mittel Eliquis 2015 sogar um 140 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro steigerte. Die japanische Daiichi Sankyo erwartet für ihren erst 2015 eingeführten Wirkstoff Edoxaban Erlöse von mehr als 100 Millionen Dollar im ersten Jahr.

Unterdessen will Bayer sein umstrittenes Insektenvernichtungsmittel Belt nicht vom US-Markt nehmen. Der Pharma- und Chemiekonzern kündigte am Freitag an, sich gegen das entsprechende Ersuchen der US-Umweltbehörde EPA zu wehren. Das Mittel wurde 2008 auf den Markt gebracht und soll unter anderem Mandeln, Orangen und Sojabohnen vor Motten und Würmern schützen.

In hohen Dosen ist es allerdings für wirbellose Tiere am Grund von Flüssen und Teichen giftig. Diese Tiere können ein wichtiges Nahrungsmittel für Fische sein. Im Wasser in der Nähe von Feldern sei die giftige Dosis jedoch nie erreicht worden, erklärte der Konzern und verwies auf Ergebnisse von Feldversuchen. Der EPA sind die Risiken jedoch zu hoch.

Bayer kritisierte, dass sich die Umweltbehörde bei ihrer Beurteilung zu sehr auf Computermodelle stütze. Der Konzern erwartet, dass die EPA als nächstes einen formellen Antrag stellt, um die Zulassung des Mittels zu widerrufen.

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