Gesperrte Konten bei Sulzer So leiden Schweizer Firmen unter den Russland-Sanktionen

Amerikanische Banken haben dem Pumpenbauer Sulzer die Konten gesperrt, weil ein russischer Oligarch beteiligt ist. In der Schweiz wächst die Verunsicherung.

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Über seine Beteiligungsgruppe Renova ist der Russe an mehreren Schweizer Unternehmen beteiligt. Quelle: Reuters

Zürich Von Moskau bis Zürich sind es mehr als 2000 Kilometer – und doch bringen die engen Bande zwischen Russland und der Schweiz einige eidgenössische Firmen in die Bredouille. Am Freitag hatten die USA neue Sanktionen gegen Russland verhängt.

Das sorgt auch bei den Mittelständlern Sulzer, Oerlikon und Schmolz + Bickenbach für Verunsicherung, an denen sich der russische Oligarch Viktor Vekselberg beteiligt hat. Auch der Rohstoffkonzern Glencore geriet wegen Geschäften mit Vekselberg in Zugzwang.

Der Technikkonzern Sulzer leidet am stärksten unter dem Vorgehen der US-Behörden. Amerikanische Konten von Sulzer wurden teilweise eingefroren. Löhne darf Sulzer zwar weiter zahlen, auch an Lieferanten dürfen die Schweizer Geld überweisen. Neugeschäfte und andere Dollarzahlungen sind jedoch tabu.

Für das schweizerische Unternehmen ist das ein harter Schlag: Sulzer beschäftigt rund 2400 Mitarbeiter in den USA, das Geschäft trägt rund ein Viertel zum Umsatz des Konzerns bei. Ihnen liefert Sulzer etwa Pumpen für die Öl- und Gasförderung.

Der Konzern selbst steht nicht auf der Sanktionsliste der US-Behörden. Doch der russische Milliardär Viktor Vekselberg, der mit Sanktionen belegt wurde, hält über seine Renova-Holding rund 63 Prozent der Sulzer-Aktien. Damit fällt Sulzer unter die so genannte 50-Prozent-Regel der Sanktionsbehörde OFAC. Durch diese Regel werden auch Unternehmen bestraft, die sich mehrheitlich im Besitz von sanktionierten Personen befinden.

Sulzer will auf Distanz zu seinem Hauptaktionär zu gehen: Wie Sulzer am Montag mitteilte, sollen fünf Millionen Aktien noch in dieser Woche von Renova auf Sulzer übertragen werden.

Das Unternehmen hofft, dass die zuständige US-Behörde OFAC dann die Befreiung von den Sanktionen erklärt. „Sulzer arbeitet eng mit den Behörden zusammen und ist der Ansicht, dass diese Transaktion jegliche Zweifel an Sulzers Unabhängigkeit von der Renova-Gruppe ausräumen wird“, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Doch der Aktiendeal könnte für Sulzer schwierig werden. Nach Handelsblatt-Informationen sollen sich die beiden Großbanken UBS und Credit Suisse weigern, Sulzer-Aktien zu handeln. Demnach fürchten die Institute, selbst in das Visier der amerikanischen Behörden zu geraten.

Die UBS will sich zum Fall Sulzer nicht äußern. Aber: „Die UBS ist als globaler Finanzdienstleister angehalten eine Vielzahl rechtlicher und regulatorischer Bestimmungen einzuhalten“, sagte ein Sprecher. Dabei würden mindestens die jeweils aktuell erlassenen Sanktionen der Schweiz, der UN, der EU und der USA berücksichtigt. Ähnlich äußerte sich die Credit Suisse.

Auch andere schweizerische Unternehmen gerieten an der Börse unter Druck. Über seine Holding ist Vekselberg auch an der Technologiefirma Oerlikon und dem Stahlproduzenten Schmolz + Bickenbach beteiligt.

Bei beiden Firmen hält Vekselbergs Holding jedoch weniger als 50 Prozent der Anteile. „Aufgrund erster Analysen glauben wir, dass Oerlikon auf Basis unserer Beteiligungsverhältnisse nicht direkt von den Sanktionen betroffen ist“, heißt es bei Oerlikon. Auch Schmolz + Bickenbach sieht sich von den Sanktionen nicht „wesentlich betroffen“.

Trotzdem haben sich viele Anleger seit dem Bekanntwerden der Sanktionen von den Aktien der Vekselberg-Firmen getrennt. Die Firmen fallen zwar nicht direkt unter die Sanktionen, aber die Analysten der Bank Vontobel sehen dennoch ein Risiko. Es sei möglich, dass amerikanische Kunden ihre Aufträge an Wettbewerber vergeben, um Compliance-Probleme zu vermeiden.

Die Unsicherheit in der Branche ist enorm: „Niemand weiß genau, was jetzt noch erlaubt ist und was nicht“, sagt ein Insider.

Auch der Rohstoffriese Glencore war wegen der US-Sanktionen in Zugzwang geraten. Der Konzern ließ ein Aktientauschgeschäft mit dem Aluminiumproduzenten Rusal platzen. Glencore-Chef Ivan Glasenberg legte seinen Posten bei Rusal nieder. Die Schweizer sind einer der größten Kunden der russischen Aluminiumfirma.

Noch halten sich die Folgen für die betroffenen Firmen also in Grenzen. Doch das könnte sich ändern, warnen die Vontobel-Analysten. „Wir befürchten, dass eine weitere Eskalation zwischen der amerikanischen und der russischen Regierung zu einer zeitlichen und volumenmäßigen Ausweitung der Sanktionen führen könnte“. Dann könnte Unternehmen ihr Geschäft ganz verboten werden, wenn sie Verbindungen zu Russland haben.

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