Gespräch statt Bieterkampf ACS und Atlantia verhandeln über Mautstraßen-Betreiber Abertis

Um einen Bieterkampf um Abertis zu vermeiden, führen die Hochtief Mutter ACS und der italienische Mautbetreiber Atlantia Gespräche.

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Dass Atlantia und ACS Gespräche über Abertis kamen an der Börse gut an. Quelle: Reuters

Madrid/Düsseldorf Die italienische Atlantia und die spanische Hochtief-Mutter ACS wollen einen teuren Bieterkampf um den Mautstraßen-Betreiber Abertis vermeiden. Beide Konzerne bestätigten am Donnerstag gegenüber der spanischen Börsenaufsicht CNMV Gespräche mit Blick auf Abertis. Spanischen Medienberichten zufolge erörtern sie, wie sie Abertis aufteilen könnten. Ein Hochtief-Sprecher wollte sich nicht äußern.

An der Börse kamen die Gespräche gut an: Anleger legten sich ACS- und Hochtief-Papiere ins Depot. ACS-Aktien stiegen am Vormittag um mehr als sechs Prozent auf 29,05 Euro, Hochtief gewannen über sieben Prozent. Atlantia-Anteilsscheine verteuerten sich um 4,3 Prozent. Aktien von Abertis gaben dagegen nach.

Hochtief und Atlantia hatten bereits erste Gebote für den Mautstraßen-Betreiber eingereicht. Die ACS-Tochter Hochtief buhlt mit einer rund 17 Milliarden Euro schweren Offerte um Abertis und wird dabei von der spanischen Mutter unterstützt. Das Hochtief-Angebot umfasst auch eine Kapitalerhöhung bei dem Essener Konzern.

Das Konkurrenz-Angebot Atlantias liegt Analysten zufolge auf vergleichbarer Basis bei über 15 Milliarden Euro. Die spanische Börsenaufsicht CNMV prüft die Hochtief-Offerte derzeit. Gibt sie sie frei, könnte ein milliardenschweres Bieter-Rennen um Abertis beginnen - beide Unternehmen könnten ihre Gebote in die Höhe schrauben.

Noch gibt es aber kein grünes Licht der CNMV für den Bieter Hochtief. Der spanische Hochtief-Großaktionär ACS und Atlantia haben also Zeit für ihre Gespräche und eine Einigung in letzter Minute. Damit könnte ACS über die Köpfe Hochtiefs hinweg mit Atlantia einen teuren Kampf um Abertis vermeiden, der auch die Verschuldung der Bieter deutlich in die Höhe treiben dürfte.

Hochtief hatte erklärt, mit einer Abertis-Übernahme die Wertschöpfungskette verlängern zu wollen. Der Essener Konzern könnte dann mit Abertis gemeinsame Projekte mit der öffentlichen Hand wie Maut-Autobahnen planen, bauen und betreiben. Eine Zusammenlegung sei auch für die Aktionäre attraktiv, hieß es im Hochtief-Geschäftsbericht: „Durch die stärkere Finanzkraft ist eine höhere Aktionärsvergütung möglich.“

Doch hatte der deutsche Konzern dem Markt auch signalisiert, nicht jeden Preis für Abertis zahlen zu wollen. So hatte Hochtief Mitte Februar erklärt, weniger Geld für Abertis auf den Tisch legen zu wollen, sollte Abertis wie angekündigt vor einem möglichen Zuschlag eine Dividende ausschütten.

In diesem Falle werde die Offerte um 40 Cent auf 18,36 Euro je Aktie gesenkt, hatte der Essener Baukonzern mitgeteilt. Abertis hatte angekündigt, eine zweite Dividende von 40 Cent zu zahlen. Die von der Benetton-Familie kontrollierte Atlantia will mit Abertis den größten Mautstraßen-Betreiber Europas schmieden.

Die spanische ACS hatte Hochtief ihrerseits vor Jahren nach einem erbitterten Übernahme-Kampf geschluckt. Kontrolliert wird ACS von Real-Madrid-Präsident Florentino Perez. Ihm werden beste Verbindungen in die spanische Politik nachgesagt. ACS hatte zudem den Spanier Marcelino Fernandez Verdes an die Hochtief-Spitze entsandt, er gilt als enger Vertrauter des ACS-Chefs.

Die 2003 gegründete Abertis verwaltet Mautstraßen mit einer Länge von mehr als 8600 Kilometern weltweit. Allein in Spanien sind es knapp 1600 Kilometer - mehr als 60 Prozent der dortigen Mautstraßen. In Europa sind die Spanier zudem auch in Italien, Frankreich, Irland, Großbritannien und Kroatien aktiv. Aber auch in Südamerika ist Abertis stark vertreten. Mehr als 70 Prozent der Umsätze werden außerhalb des Heimatmarkts eingefahren.

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