Getrag Magna-Chef Don Walker besucht Getriebespezialist

In Untergruppenbach bei Heilbronn ist Donnerstag ein großer Tag. Don Walker persönlich – Chef des Zulieferer-Riesen Magna schaut bei seinen neuesten Zukauf, den schwäbischen Getriebespezialisten Getrag rein.

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Donald Walker Quelle: Presse

Ein Hauch American Way of Life ist in der 8000-Einwohner-Gemeinde bei Heilbronn zu spüren. Dort, wo kein Zug hinführt, sondern Besucher vom Hauptbahnhof Heilbronn aus nur mit dem Bus oder per Taxis zur Getrag-Zentrale vordringen, ist höchster Besuch aus Nordamerika zu Gast. Don Walker, der Chef des weltweit zweitgrößten Zuliefererkonzerns Magna gibt Untergruppenbach die Ehre. Im Sommer des vergangenen Jahres hat der kanadisch-österreichische Konzern, in Deutschland bekannt durch die Beinahe-Übernahme von Opel, den baden-württembergischen Traditionsbetrieb übernommen. Getrag – berühmt für seine Doppelkupplungsgetriebe – ging für 1,75 Milliarden Euro an Magna. Heute erklärte Don Walker persönlich den Mitarbeitern, wie es nun mit Getrag im Magna-Verbund weitergeht und hisste symbolisch die Magna-Fahne am Getrag-Stammsitz.

Die rund 1100 Mitarbeiter am Standort applaudierten. Personal soll keines abgebaut werden, versichern Walker und Mihir Kotecha, seines Zeichens seit Januar 2011 Getrag-Chef. Stattdessen preisen beide die Vorzüge des Deals. Getrag war während der Finanzkrise in Not geraten, bekam Hilfe vom Land Baden-Württemberg und suchte danach nach einem strategischen Investor. Bei Magna fühlt man sich gut aufgehoben. Und Walker lobt: „Ohne die Akquisition hätten wir niemals so schnell so viel Know-how im Bereich Antriebsstrang und Getriebe aufbauen können.“

Zehn Jahre Entwicklungszeit, schätzt der Chef, hätte man sich so erspart. Sparen – ein gutes Stichwort – will man natürlich auch. Allerdings über Synergien zum Beispiel im Einkauf. Ein ausgewiesenes Sparprogramm soll es nicht geben. Stattdessen wolle man wachsen, zwei der Getrag-Werke in Europa sollen sogar ausgebaut werden. Getrag wird die fünfte der bisher vier Divisionen, die Magna unter dem Geschäftsbereich Antriebsstrang gebündelt hat. Walker betrachtet das Getriebegeschäft als „strategisch vorrangig“.

Womit die Zulieferer zu kämpfen haben

Attraktiv macht die Getrag auch ihr bereits guten Beziehungen in den derzeit am stärksten wachsenden Markt der Welt: China. Über seine Gemeinschaftsunternehmen mit den chinesischen Autobauern Jiangling und Dongefeng – daneben gibt es noch ein Joint-Venture mit Ford – setzte Getrag im Jahr 2014 rund 1,6 Milliarden Euro um – zusätzlich zum regulären Umsatz von 1,7 Milliarden Euro. Walker erwartet sich vom chinesischen Markt noch einiges: „Trotz der etwas schwächeren Entwicklung im vergangenen Jahr glauben wir, dass China ein hervorragenden Ort ist, um Geschäft zu machen.“

China bleibe auch in Zukunft der wichtigste und am schnellsten wachsende Markt für die Automobilindustrie. „Wir wollen 2016 signifikant mehr in China verkaufen“, sagte Walker. Bis 2020 – so sagte er noch im Sommer nach Bekanntgabe der Übernahme - sollen 45 Prozent der Getrag-Produktion aus dem Reich der Mitte kommen – zuletzt war es ein Viertel. An den Durchbruch rein elektrisch betriebener Fahrzeuge glaubt der Big Boss dagegen nicht. „Der Markt wächst, aber sehr langsam. Ich glaube Hybrid-Fahrzeuge haben deutlich bessere Chancen, sich am Markt durchzusetzen“, so Walker.

Daher arbeitet auch Getrag daran, Getriebe zu elektrifizieren und für auf E-Autos und Hybridfahrzeuge anzupassen. Getrag-Chef Kotecha hofft zudem auf einen zweiten Trend. „Immer mehr Hersteller geben die Entwicklung des Antriebsstrangs an Zulieferer heraus, davon werden wir profitieren“, sagte er. Geht es den Hersteller gut – geht es auch den Lieferanten gut.

Geht es den Autobauer dagegen schlecht, sind die Zulieferer die ersten die es zu spüren bekommen. Auf die Frage, wie sich die Dieselgate-Affäre des Volkswagenkonzerns auf Magna in den USA auswirke, reagiert Walker extrem gelassen. „Wir können keinerlei Veränderungen in unserer Beziehungen zu Volkswagen feststellen“, sagt er. Klar seien die Verkäufe zurückgegangen – die Volkswagen-Gruppe ist für gut zehn Prozent der weltweiten Umsätze des Konzerns verantwortlich, die Hälfte davon allein die Kernmarke VW – aber ansonsten „no big changes“.

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